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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schienen langsamer, aber auch größer
    geworden zu sein.
    Das Seltsamste geschah, als sie den Balken erreichten. Sonnenbraun
    vergewisserte sich, dass mit Gekochter Schinken alles in Ordnung war,
    und dann griff er nach dem Streichholz, das er Nahrhaft gezeigt hatte.
    »Er entzündete es an einem alten Stück Eisen«, erzählte Nahrhaft, »und
    dann schritt er damit über den Balken, und unten sah ich al die
    Menschen und das Heu und das Stroh, und die Leute liefen wie, ha, wie
    Ratten herum… Und ich dachte, wenn du das Streichholz fal en lässt, ist
    hier innerhalb weniger Sekunden al es vol er Rauch, und sie haben die
    Tür verriegelt, und wenn sie merken, was los ist, sitzen sie in der Falle wie,
    ha, wie Ratten in einem Fass, und wir sind dann längst durch die
    Dachrinnen fort.
    Aber er stand einfach nur da und sah nach unten, bis das Streichholz
    ausging. Dann legte er es beiseite und half Gekochter Schinken und
    verlor kein Wort darüber. Ich habe ihn später danach gefragt, nach der
    ganzen Sache mit dem Pfeifer und so, und er meinte: ›Ja, wie Ratten in
    einem Fass.‹ Und mehr sagte er nicht.«

    »Was hast du wirklich in den Zucker getan?«, fragte Keith, als sie zur
    geheimen Fal tür zurückgingen.
    »Dickwirddünn«, sagte Malizia.
    »Das ist kein Gift, oder?«
    »Nein, ein Laxativum.«
    »Was ist das?«
    »Ein Mittel, das… einen laufen lässt.«
    »Laufen? Wohin?«
    »Meine Güte, es lässt einen laufen… zum nächsten stillen Örtchen,
    wenn du verstehst, was ich meine. Oder muss ich noch deutlicher
    werden?«
    »Oh, du meinst laufen .«
    »Ja.«
    »Und so ein Mittel hattest du rein zufällig dabei?«
    »Nicht rein zufäl ig. Es befand sich im großen Medizinpaket.«
    »Soll das heißen, du hast es extra für eine solche Gelegenheit
    mitgenommen?«
    »Natürlich. Wir hätten durchaus in eine Situation kommen können, in
    der wir so etwas brauchen.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Keith und kletterte die Leiter hoch.
    »Angenommen, man hätte uns entführt. Angenommen, man hätte uns
    zum Meer gebracht. Angenommen, wir wären von Piraten verschleppt
    worden. Piraten haben eine sehr einseitige Ernährung, was vielleicht der
    Grund dafür ist, dass sie immer so zornig sind. Oder angenommen, uns
    wäre die Flucht gelungen und wir wären an Land geschwommen und
    hätten uns auf einer Insel wieder gefunden, auf der es nur Kokosnüsse
    gibt. Wenn man immer nur Kokosnüsse isst, bekommt man leicht
    Verstopfung.«
    »Ja, aber… al es kann passieren! Wenn man so denkt, nimmt man
    praktisch al es mit, um auf al es vorbereitet zu sein!«
    »Deshalb ist meine Tasche so groß«, erwiderte Malizia ruhig, schob sich
    durch die Fal tür und klopfte Staub von ihrer Kleidung.

    Keith seufzte. »Wie viel hast du ihnen gegeben?«
    »Eine Menge. Aber sie sollten so weit in Ordnung sein, wenn sie nicht
    zu viel vom Gegenmittel nehmen.«
    »Woraus besteht das Gegenmittel?«
    »Aus Dickwirddünn.«
    »Malizia, du bist keine sehr nette Person.«
    »Ach? Du wolltest ihnen das richtige Rattengift geben, und du warst sehr einfal sreich, als es um zerlaufene Mägen und dergleichen ging.«
    »Ja, aber Ratten sind meine Freunde. Und bestimmte Giftsorten
    richten so etwas an. Und… ich meine… als Gegenmittel noch mehr vom
    Gift zu geben…«
    »Es ist kein Gift, sondern Medizin. Später werden sie sich herrlich
    sauber fühlen.«
    »Na schön. Aber… ihnen das gleiche Zeug als Gegenmittel zu geben…
    das ist…«
    »Clever? In erzählerischer Hinsicht befriedigend?«, fragte Malizia.
    »Ich denke schon.«
    Malizia blickte sich um. »Wo ist deine Katze? Ich dachte, sie wäre uns
    gefolgt.«
    »Manchmal geht Maurice fort. Und er ist nicht meine Katze.«
    »Ja, du bist sein Junge. Ein junger Mann mit einer klugen Katze könnte
    es weit bringen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nimm nur den Gestiefelten Kater«, sagte Malizia. »Und alle kennen
    Theodor Trampel, der Bürgermeister von Übergurgel wurde, weil seine
    Katze so gut, äh, Tauben fangen konnte. Er heiratete die Tochter eines
    Sultans, weil seine Katze alle… Tauben aus dem Palast vertrieb…«
    »In Wirklichkeit waren es Ratten, nicht wahr?«, fragte Keith.
    »Tut mir Leid, ja.«
    »Und es sind nur Geschichten«, sagte Keith. »Und da wir gerade bei
    Geschichten sind… Gibt es wirklich welche über Rattenkönige? Haben
    Ratten Könige? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Wie kommt es

    dazu?«
    »Nicht so, wie du glaubst. Seit Jahren weiß man von ihnen. Es gibt

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