Maurice, der Kater
geschieht. Lass
mich diesen dumm aussehenden Jungen, dem ich nie zuvor begegnet bin, fragen: Bist du ein Waisenkind?«
»Ja«, sagte Keith.
»Weißt du überhaupt nichts von deiner Herkunft?«
»Nein.«
»Aha!«, sagte Malizia. »Das ist der Beweis. Wir alle wissen, was passiert,
wenn ein geheimnisvolles Waisenkind erscheint und etwas Großes und Mächtiges herausfordert. Es ist so ähnlich wie mit dem dritten und jüngsten Sohn eines Königs. Er kann gar nicht anders als gewinnen!«
Sie wandte sich triumphierend an die Menge. Doch die Menge wirkte skeptisch. Die Leute hatten nicht so viele Geschichten gelesen wie Malizia und fühlten sich sehr mit den Erfahrungen des wahren Lebens verbunden, die lehrten: Wenn etwas Kleines und Gerechtes gegen etwas Großes und Scheußliches antritt, so ist ihm eine ordentliche Abreibung gewiss.
Doch weiter hinten rief jemand: »Gebt dem dumm aussehenden Jungen eine Chance! Bestimmt kostet er nicht so viel!« Und jemand anders rief: »Ja, das stimmt!« Und noch jemand rief: »Ich stimme den anderen beiden zu!« Und niemand schien zu bemerken, dass die Stimmen vom Boden kamen und von einer verdreckten Katze ausgingen, die einen großen Teil ihres Fells eingebüßt hatte. Ein Murmeln breitete sich aus, ohne Worte, die jemand in Schwierigkeiten bringen konnten, wenn der Pfeifer böse wurde. Das Murmeln wies auf eine sehr allgemeine Weise darauf hin, dass niemand Ärger machen wollte, und wenn man alle Dinge berücksichtigte und alles sorgfältig gegeneinander abwog, so würden die Leute dem Jungen ganz gern eine Chance geben, wenn du damit einverstanden bist, nichts für ungut.
Der Pfeifer zuckte mit den Schultern. »Na schön«, sagte er. »Es dürfte für Gesprächsstoff sorgen. Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?«
Der Bürgermeister hüstelte. »Ist die Hand meiner Tochter unter solchen Umständen angemessen?«, fragte er. »Sie hat gute Zähne und wäre eine gu… eine Ehefrau für jemanden mit genug Regalen…«
»Vater!«, rief Malizia.
»Später, natürlich, später. Er ist unangenehm, aber reich.« »Nein, ich nehme nur meine Bezahlung«, erwiderte der Pfeifer. »So
oder so.«
»Ich habe doch gesagt, dass wir nicht so viel Geld haben!«, entgegnete der Bürgermeister.
»Und ich habe gesagt, so oder so«, wiederholte der Pfeifer. »Und du, Junge?«
»Deine Rattenflöte«, sagte Keith.
»Nein. Sie ist magisch, Junge.«
»Warum hast du dann Angst, um sie zu wetten?«
Der Pfeifer kniff ein Auge zusammen. »Na schön«, sagte er. »Und die Stadt soll mich ihr Rattenproblem lösen lassen«, fügte Keith
hinzu.
»Und wie viel verlangst du ?«, fragte der Bürgermeister.
»Dreißig Goldstücke! Dreißig Goldstücke, na los, sag es!«, ertönte eine
Stimme hinten in der Menge.
»Es kostet überhaupt nichts«, sagte Keith.
»Idiot!«, rief die Stimme in der Menge. Die Leute sahen sich verwirrt
um.
»Überhaupt nichts?«, fragte der Bürgermeister.
»Nein, nichts.«
»Äh… die Hand der Tochter ist noch im Angebot…«
»Vater!«
»Nein, so etwas geschieht nur in Geschichten«, sagte Keith. »Und ich
werde auch viele der von den Ratten gestohlenen Lebensmittel zurückbringen.«
»Sie haben sie gefressen !«, erwiderte der Bürgermeister. »Was willst du machen? Ihnen den Finger in den Hals stecken?«
»Ich habe gesagt, dass ich das Rattenproblem lösen werde«, betonte
Keith. »Einverstanden, Bürgermeister?«
»Nun, wenn du nichts verlangst…«
»Aber zuerst muss ich mir eine Flöte leihen«, sagte Keith. »Du hast keine?«, fragte der Bürgermeister.
»Sie ist zerbrochen.«
Korporal Knopf stieß den Bürgermeister an. »Ich habe eine Posaune
aus meiner Zeit beim Militär«, sagte er. »Ich könnte sie schnell holen.« Der Pfeifer lachte.
»Zählt das nicht?«, fragte der Bürgermeister, als Korporal Knopf
forteilte.
»Was? Eine Posaune, um Ratten zu rufen? Nein, nein, soll er es ruhig
versuchen. Das kann man einem Kind nicht vorwerfen. Bist du gut mit der Posaune?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was soll das heißen, du weißt es nicht?«
»Ich habe noch nie die Posaune gespielt. Eine Flöte, Trompete oder ein Dudelsack von Lancre wären mir lieber, aber ich habe beobachtet, wie Leute die Posaune gespielt haben, und es sah nicht sehr schwierig aus. Eigentlich ist sie nur eine zu groß geratene Trompete.«
»Ha!«, sagte der Pfeifer.
Korporal Knopf kehrte zurück und putzte eine verbeulte Posaune mit dem Ärmel ab, wodurch sie noch ein wenig schmutziger wurde.
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