Max, mein Großvater und ich
höflich sein. Ich half Opa, das Bettsofa aufzuklappen, und fand auch die Steppdecke.
Der Hund lag in der Zimmerecke und sah uns zu.
Ich wollte ins Bett. Nur blöd, dass man nie wusste, wann der Hund vielleicht wieder einen Monsteranfall bekam. Außerdem wollte ich gern mal mein Bein auf ein paar aufgetürmte Kissen legen, einfach nur, um zu sehen, wie sich das für Ma anfühlte. Ich hatte mir dafür extra ein paar Kissen von ihrem Bett geholt.
Im Schlafanzug ging ich Opa Gute Nacht sagen. Er hatte dem Hund ein paar von den restlichen Spaghetti auf einen Teller geschüttet und zündete sich gerade eine Zigarette an.
Ich hatte ganz vergessen, dass er ja auch am Nachmittag schon geraucht hatte.
» Du kannst hier nicht rauchen«, sagte ich.
Dabei hätte es mir vielleicht ganz gut gefallen. Er rauchte Camel. Aber es war mir rausgerutscht, bevor ich nachdenken konnte. Bevor ich den Rauch genießen konnte.
» Ma lässt hier drin nicht mal Tante Ginny rauchen. Du könntest durchs Küchenfester steigen und auf der Feuertreppe sitzen. So macht das Tante Ginny.«
Allerdings hatte ich noch nie gesehen, dass Tante Ginny das mitten im Winter tat.
Während es schneite.
Aber Opa tat es. Klaglos. Er kletterte ins Freie, wischte den Schnee von einer der Metallstufen und setzte sich. Dann stand er auf.
Einen Moment lang machte ich mir keine Sorgen mehr, ob er mich mochte. Ich fragte mich nur, ob es falsch war, Moms Regeln zu erwähnen. Nicht nur falsch– unhöflich. Am liebsten hätte ich den Kopf durchs Fenster gesteckt und gesagt: Egal, Ma merkt ja gar nicht, wenn du dieses eine Mal drinnen rauchst. Aber ich schaffte es nicht. Irgendwie fand ich es jetzt wichtiger denn je, Moms Regeln hochzuhalten.
Der Hund hatte die Spaghetti komplett weggeputzt. Er leckte den Teller ab und schob ihn über den Fußboden bis zum Fenster. Ma hatte unserer Katze nie erlaubt, von unseren Tellern zu fressen, also war das hier wohl auch schon eine Verletzung der Regeln.
Keine Ahnung, was Ma gemacht hätte, wenn sie da gewesen wäre, und ob sie erlaubt hätte, dass Opa in der Küche rauchte. Keine Ahnung, warum Opa nicht drunten geraucht hatte, als wir mit dem Hund spazieren gingen. Draußen hätte ich diesen Rauch in vollen Zügen genießen können.
Irgendwie ärgerte mich die ganze Sache.
Außerdem, würde der Hund nicht bald merken, dass auf dem Teller nichts mehr war, das lecker schmeckte? Und wenn er sich dann wieder in einen Monsterhund verwandelte? Ich ging zu Bett, bevor Opa von der Feuertreppe reinkam. Auch wenn er sein Pokerspiel heute Nachmittag nicht vermisst hatte– jetzt tat er es sicherlich.
Als er an meinem Zimmer vorbeikam, blieb er stehen und fragte: » Möchtest du über etwas reden, Jake?«
Ich schüttelte den Kopf. Hinter ihm setzte sich der Hund hin, als warte er auf ihn.
» Deine Ma packt das. Nicht wahr, das weißt du?«
» Ja, ich weiß. Es ist nur so komisch, dass sie jetzt nicht da ist.«
» Es dauert nicht lang«, meinte Opa. » Nur ein paar Tage.«
Ich spürte, wie sehr er sich bemühte, die richtigen Worte zu finden. Er hatte die richtigen Worte gefunden, auch wenn ich mich trotzdem nicht besser fühlte. Und plötzlich fand ich auch die richtigen Worte: » Ich bin froh, dass du da bist.«
Seine Augen waren von lauter Knitterfältchen umgeben, als er lächelte. Jetzt konnte man sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass er manchmal diesen ruppigen Ton anschlug. Ich glaube, Mrs Buttermark hatte ihn schneller durchschaut als ich.
Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, ging Opa ins Bett, ich hörte die Bettfedern knarzen. Ich hörte, wie der Hund aufs Bett sprang. Opa sagte » Pssst«, obwohl der Hund keinen Laut von sich gegeben hatte und nur aufs Bett gehopst war.
Ob Opa wohl ganz bewusst gegen die Regeln verstieß, wenn er diesen Hund neben sich schlafen ließ? Wohl eher nicht. Unsere Katze hatte ja auch bei uns im Bett geschlafen. Nur war ich dann nach einer Weile gegen Katzenhaare allergisch geworden.
Kaum hatte Opa sich hingelegt, schlief er sofort ein. Jedenfalls hörte ich ihn schnarchen. Ich setzte mich auf.
Ma hat ein richtiges Einschlaf-Ritual. Sie putzt sich die Zähne, kocht Tee, zieht ihre Bettsocken an. Sie sucht sich ein paar Bücher zusammen, die sie lesen will, aber keinesfalls übersetzen muss, egal aus welcher Sprache. Dann legt sie sich ins Bett und ein oder zwei Stunden später geht das Licht aus.
Oder auch nicht. Manchmal stehe ich mitten in der Nacht auf und schalte es
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