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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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aus.
    Es gab also durchaus Leute, die sofort einschliefen. Ma gehörte nicht dazu, und ich auch nicht. Das Schnarchen wurde lauter, als sinke Opa in einen immer tieferen Schlaf.
    Er hatte das Licht nicht ausgeknipst. Ich ging auf Zehenspitzen zum Ende des Flurs und spähte ins Zimmer. Der Hund lag neben Opa zusammengerollt. Offenbar merkte er, dass ich kam, denn er hob schon den Kopf von den Pfoten. Kaum sah er mich, bleckte er die Zähne.
    Ich zog den Kopf ein und ging in mein Zimmer. Dort schrieb ich Opa einen Zettel, den ich aufs Bett legte, damit er ihn nicht übersehen konnte.
    Leise verließ ich die Wohnung und klopfte an Mrs Buttermarks Tür. Sie öffnete sofort, noch ganz angezogen. Ich hatte sie nicht geweckt, musste also kein schlechtes Gewissen haben.
    » Ich schlafe heute Nacht hier bei Ihnen«, sagte ich, und sie machte die Tür noch ein Stück weiter auf.
    Als wir bei Apfelkuchen und heißer Schokolade an ihrem kleinen runden Tisch saßen, sagte ich: » Ich kann nicht einschlafen. Ich hab nämlich Angst, dass ich mitten in der Nacht aufs Klo muss und angegriffen werde, weil ich einen Moment vergessen habe, dass dieser Hund da ist.«
    » Ich glaube kaum, dass du das vergessen würdest«, meinte Mrs Buttermark.
    » Stimmt.« Ich sah sie an. » Aber ich käme auch nicht lebend bis zum Klo.«
    » Bist du sicher, dass dein Opa den Zettel sieht?«
    » Absolut.«
    » Ich bin froh, dass du mir Gesellschaft leistest, Jake. Irgendwie fühle ich mich ganz aufgedröselt, nachdem ich deine Mutter in diesem Zustand gesehen habe.«
    Aufgedröselt. Manchmal spricht Mrs Buttermark von sich, als ob sie ein Strickpullover wäre. Wenn sie das tut, versuche ich jedes Mal darauf einzugehen. » Ich fühl mich auch schon ganz verknotet«, sagte ich.
    Sie lächelte. » Was machen wir denn, um dich zu entknoten?«
    Ich schaute aus dem Fenster und sah im Licht der Straßenlampe die Schneeflocken wirbeln. » Einen alten Film anschauen.«
    In jener Nacht schlief ich auf ihrer Couch und Mrs Buttermark schlief in ihrem Lehnsessel. Der Fernseher lief noch, als wir am nächsten Morgen erwachten. Mittlerweile lief ein anderer Film.
    Draußen war es noch dunkel. Aber an dem Geräusch der warm laufenden Autos hörte ich, dass es Morgen war. » Ich hab Schule«, sagte ich. » Heute findet die Weihnachtsfeier statt.«
    Am liebsten hätte ich gesagt, dass mir die Weihnachtsfeier ziemlich egal sei. Letzte Woche war sie mir noch wichtig gewesen. Aber seit diesem Wochenende hatte sich alles verändert.
    » Sag deinem Großvater, dass ich Frühstück mache«, bat mich Mrs Buttermark und richtete sich in ihrem Lehnsessel auf. » Ich geh jetzt duschen und dann back ich Pfannkuchen.«
    Als ich in den Hausflur trat, ging unsere Wohnungstür auf. Opa hielt den Hund an der Leine. Plötzlich wurde ich besorgt. Und wenn er jetzt böse auf mich war, weil ich drüben übernachtet hatte?
    Ich dachte gar nicht mehr an die Schule und sagte rasch: » Mrs Buttermark sagt, sie backt Pfannkuchen, sobald sie aus der Dusche kommt!«
    » Bis sie aus der Dusche kommt, haben wir längst welche gekauft.«
    Offenbar hatte Opa auch schon bemerkt, dass Frauen morgens ewig Zeit im Bad verbringen. » Das würde sie bestimmt freuen!«
    » Zieh dich an«, sagte er. » Du kannst mir diesen Park zeigen, wo’s die Hundewiese gibt.«
    » Okay.«
    » Ich warte unten.«
    Opa hatte bereits geduscht. Der Dampf aus dem Bad hing im Flur. Ich zog Jeans und Jacke über den Pyjama. Ich wickelte mir einen Schal um den Hals. Jetzt fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, die Schule zu erwähnen. Aber das hatte noch genug Zeit; zuerst kam das Frühstück.
    Ich holte die beiden an dem Baum ein, wo der Hund gestern Abend hingepinkelt hatte. Der Hund bellte mich nicht mal an. Ich glaube, er achtete gar nicht auf mich.
    Als wir uns in Bewegung setzten, lief Opa so rasch, dass ich richtig traben musste, um Schritt zu halten. Der Hund hatte so kurze Beine, dass er schon hätte traben müssen, um mit mir Schritt zu halten. Er rannte neben Opa her. Jetzt sah ich, auf welche Weise Opa ihn gestern vorm Erfrieren gerettet hatte. Hoffentlich wurde auch mir bald warm.
    Der Himmel verfärbte sich allmählich grau. Es sah nicht nach einem sonnigen Tag aus. » Vielleicht noch mehr Schnee » , meinte Opa und schaute auch zum Himmel hinauf.
    Ich gab keine Antwort. Meine Zähne hätten geklappert vor Kälte, wenn ich sie nicht zusammengebissen hätte. Leider hatte ich über meinen Pyjama keinen Pullover

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