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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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Computer, und ich verstehe zu wenig davon«, sagte Opa. » Gib mir doch mal dieses Geo-Heft rüber, wenn du damit fertig bist, Jake.«
    Als der Arzt kam, sahen wir vermutlich aus, als hätten wir uns hier schon wohnlich eingerichtet, mit Lesen, Stricken und so. » Es ging besser, als gedacht«, sagte er. » Sie ist jetzt im Aufwachraum. Ihr könnt bald zu ihr.«
    Das hörte sich gut an.
    » Sie wird etwas benebelt sein«, fuhr der Arzt fort. » Aber sie hat keine Schmerzen. Und wir sorgen dafür, dass es so bleibt.«
    » Wann kann sie wieder nach Hause, Dave?«, fragte Opa.
    Ich brauchte einen Moment, bis mir klar war, dass er mit dem Arzt sprach. Natürlich wusste ich, dass Ärzte Vornamen haben, aber ich kannte keinen, den ich einfach so beim Vornamen genannt hätte, statt » Herr Doktor« zu sagen.
    Der Arzt antwortete genauso. » Sie darf in einer Woche heim, Ned. Früher geht’s leider nicht.«
    Mrs Buttermark und ich wechselten einen Blick. Ich sah, dass sie dieses Früher geht’s leider nicht genauso verstanden hatte wie ich. Früher konnte er Opa leider nicht von der Pflicht befreien, auf mich aufzupassen.
    Aber er sagte noch mehr. » Sie wird ein paar Wochen lang Krücken brauchen. Für den ersten Monat könntest du einen Rollstuhl organisieren.«
    Ein Rollstuhl. Okay. Dann Krücken. Super.
    Ich sah es förmlich vor mir, wie es Ma von Tag zu Tag immer besser ging.
    Der Arzt sagte, nächsten Winter werde Ma von dem Unfall nichts mehr bemerken. Ich rechnete nach. Der jetzige Winter dauerte erst zwei Monate, also blieben noch zehn Monate bis nächsten Winter. Eine lange Zeit.
    Mir kam eine Idee. Joey und ich konnten wetten, wer schneller auf Krücken den Flur entlanghumpelte. Und ich hatte viel Zeit, mit dem Rollstuhl Pirouetten zu üben. Ich stellte mir schon vor, wie Ma mich anfeuerte.
    Der Arzt versprach, Opa am nächsten Morgen anzurufen, Bericht zu erstatten. Er werde ihn auf den neuesten Stand bringen. Und das ganze Bild fiel auseinander. Ich wusste, dass es Ma besser gehen würde, aber bis dahin war es noch ein langer Weg.
    Eine Krankenschwester kam und der Arzt ging mit ihr weg. Jetzt saßen wir wieder allein im Warteraum. Opa ging raus, um eine zu rauchen.
    Ich sagte zu Mrs Buttermark: » Opa hat’s eilig, wieder zu sich nach Hause zu fahren.«
    Eigentlich hatte ich gedacht, sie sehe das genauso, aber sie fragte: » Wie kommst du darauf?«
    » Er hat zu dem Arzt gesagt, ihm wäre es recht, wenn Ma so rasch wie möglich entlassen würde.«
    » Das wünschen wir uns doch alle.«
    » Ich weiß. Aber ich glaube, Opa kümmert sich nicht gern um mich.«
    » Ich glaube, dass er das Beste für dich will, Jake.«
    » Ja, ja, ich weiß. Aber vor allem will er nach Hause.«
    Mrs Buttermark sah einen Moment in ihre Zeitschrift, dann sagte sie: » Dieses Gefühl habe ich überhaupt nicht.«
    Nach ein paar Minuten kam Opa wieder zurück. Er brachte für mich ein paar Comics mit und für sich eine Zeitung. So war ich eine Stunde lang beschäftigt und er wandte sich dem Kreuzworträtsel zu.
    Mrs Buttermark fragte ganz direkt: » Was machen Sie sonst so um diese Jahreszeit, Ned?«
    » Ich hab ein paar Kumpels«, antwortete Opa und fuhr dann lauter fort, in dem kernigen Ton, in dem er auch übers Schwimmen redete: » Wir bestellen uns in einem Restaurant in der Nähe Schinken-Sandwiches mit Preiselbeersauce. Singen ein paar Weihnachtslieder, wenn uns danach ist. Größte Poker-Partie des Jahres!«
    » Tut es Ihnen leid, das zu verpassen?«
    » Kein bisschen.« Seine Stimme klang immer noch kernig, aber trotzdem anders. Diesmal meinte er es ernst. » Poker spielen kann ich jederzeit. Das läuft mir nicht davon.«
    Mrs Buttermark grinste mich an.
    » Die Töpfe mit den Weihnachtssternen sehen richtig gut aus«, sagte ich zu ihr.
    » Ja, eine echte Verbesserung«, stimmte Opa zu. » Der Baum war deprimierend.«
    Erst nach einer Stunde durften wir zu Ma. Ihr Bein ruhte in einer kleinen Schaukel, die von der Decke hing, und ihre Frisur war völlig platt gedrückt. Aber sie hatte rosa Wangen und sah nicht einmal sehr erschöpft aus.
    Ich grinste, als ich sie sah. Das war sogar noch besser als Drehungen üben.
    Ma umarmte mich und sagte Mein Sonnenschein, als wäre ich noch ganz klein. Vor Opa war mir das ein bisschen peinlich. Aber es lag wohl an den ganzen Medikamenten.
    » Oh, ein kleiner Weihnachtsbaum!«, sagte sie zu Mrs Buttermark und roch daran. » Mmmm. Rosmarin.« Wahrscheinlich stand auf dem Etikett der

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