Max, mein Großvater und ich
angezogen. Zu spät.
Wir erreichten den Park fast in Rekordzeit. Viele Leute führten hier schon ihre Hunde Gassi. » Ich laufe mit Max durch den Park«, sagte Opa und kramte in seiner Jackentasche. » Du gehst dort rüber zu McDonalds und bestellst zehn Frühstückspfannkuchen. Kein Kaffee. Donna wird Kaffee kochen.«
» Sie kocht Tee.«
» Dann bestell mir einen schwarzen Kaffee. Groß.« Er gab mir das Geld zum Bezahlen. » Du wartest drin. Bin in ein paar Minuten wieder da.«
» Die Hundewiese ist dort drüben!«, sagte ich und zeigte in die Richtung.
» Los«, sagte Opa, » geh schnell rein und wärm dich auf.«
Kapitel neun
Ich musste nicht in die Schule.
Ich musste nicht mal darum bitten, daheimbleiben zu dürfen.
» Heute ist es sicher wichtiger für dich, deine Mutter zu besuchen«, meinte Opa. Zusammen mit Mrs Buttermark frühstückten wir in unserer Küche und er fütterte den Hund mit Wurststückchen. Max. Wir redeten darüber, wie wir Weihnachten feiern könnten, weil Ma ja nicht mehr rechtzeitig nach Hause kam.
Und dann fragte mich Opa: » Gibt’s irgendetwas, das du besonders gern unterm Weihnachtsbaum finden würdest, Jake?«
Ich zuckte die Achseln und erneut glomm ein kleiner Hoffnungsfunke auf. » Ein Fahrrad.«
» Dein altes Rad ist dir zu klein geworden?«
» Ich hatte noch nie eins. Ich wünsche es mir jedes Jahr.«
Mrs Buttermark hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt, als erfordere es ihre ganze Konzentration, den Pfannkuchen zu essen. Opa wies mich auf ein paar grundsätzliche Risiken des Radfahrens hin. Hoffentlich war er Ma nicht böse, weil sie mir nie ein Rad gekauft hatte. Falls ermir eines schenkte, würde Ma mich damit fahren lassen müssen.
Und wenn sie dann sah, dass ich fahren konnte – ich fuhr seit einem Jahr mit Joeys Rad–, und ich ihr versprach, dass ich nie auf der Straße fahren würde, dann würde sie vermutlich auch erkennen, dass es nicht so gefährlich war.
Vielleicht würde es ihr sogar leidtun, dass sie mir nie ein Rad gekauft hatte. Ich stellte mir vor, wie ich dann mit einem Achselzucken sagen würde: Schon okay, Ma.
Während ich Mrs Buttermark half, die recycelbaren Pfannkuchenboxen abzubrausen, fragte mich Opa nach dem Namen meiner Schule und suchte die Telefonnummer heraus. Während ich mich richtig anzog, telefonierte er mit dem Rektor der Schule. Einfach so.
Ich hatte gar nicht gewusst, dass man ihn anrufen konnte und ihn problemlos ans Telefon bekam. Ich hatte immer geglaubt, er werde durch die Sekretärinnen völlig abgeschottet. Ungefähr so, wie die Männer vom Geheimdienst den amerikanischen Präsidenten abschotten und keinem erlauben, mit ihm zu reden. Ich bin nicht sicher, ob Ma jemals mit dem Rektor gesprochen hat.
Opa erledigte noch ein paar Anrufe. Aber soweit ich das mitbekam, hatte keiner etwas mit einem Fahrrad zu tun. Mrs Buttermark ging in ihre Wohnung rüber, weil sie noch ein paar Sandwiches machen wollte, die wir ins Krankenhaus mitnehmen konnten.
Die Besuchszeit im Krankenhaus begann erst um 14 Uhr. Diesmal konnten wir nicht früher kommen, weil Ma ja nicht mehr im Operationssaal lag. Ich hatte keine Ahnung, was Opa und ich den ganzen Vormittag zusammen machen sollten.
Trotzdem war es irgendwie cool, an einem Montag nicht in die Schule zu müssen, obwohl heute die Weihnachtsfeier stattfand. Ich fütterte die Fische. Die hatten immer Hunger.
» So, alles erledigt«, sagte Opa und legte den Hörer auf. » Wir sind ja noch früh dran. Ich hab in der Stadt einen CVJM entdeckt. Wie wär’s, wenn wir schwimmen gingen?«
» Ich könnte Trampolin springen«, wich ich aus und stellte die Dose mit dem Fischfutter ab. »Oder ein paar Runden laufen.«
» Schwimmen«, sagte Opa, als hätte er mich gar nicht gehört. » Ein beheizter Pool. Und warme, raue Handtücher.«
Ich hatte heute aufs Duschen verzichtet. Na ja, eigentlich schon seit Freitag.
» Ich geh selten schwimmen«, sagte ich. Nie. Ich stotterte rum und wusste nicht weiter. Ich wollte ihm sagen, dass ich gern etwas mit ihm gemeinsam unternehmen wollte, wenn es nur nicht das Schwimmbad war. » Ich kann mich ja duschen, falls du meinst, ich hab’s nötig.«
» Warum willst du denn nicht ins Schwimmbad?«
» Okay, ich geh mit » , erwiderte ich. » Am flachen Ende kann man ja nicht ertrinken.«
» Du schwimmst nicht gern?«
» Ich kann nicht schwimmen«, sagte ich, verärgert, weil er so tat, als hätte ich keine Lust, etwas mit ihm zu unternehmen. Suzie hatte
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