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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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Parkhotel kam ich auch nicht klar. Der Portier ließ sich selbst durch einen Hunnie zu keiner brauchbaren Auskunft hinreißen. Und der Türsteher wollte auch von nichts wissen. Absolut nobel.

    Zu meinem Glück war heute Mittwoch. Im »Füchschen« gibt es nämlich jeden Mittwoch Rinderroulade mit Kartoffeln und Erbsen und Möhren. Ich setzte mich zu einem grauhaarigen und bärtigen Mann mit Bierwampe und starker Ähnlichkeit mit dem späten Eric Clapton an den Tisch, bestellte ein Alt und eine Roulade und ließ meine Blicke behaglich durch das Lokal wandern. Durch die Butzenscheiben fingerten sich Lichtstrahlen auf die gescheuerten Holztische, und in den Lichtstrahlen tanzten blaugraue Tabakschwaden. Ich ließ den Fall Wachsmuth für eine Weile fallen und konzentrierte mich für eine Stunde auf das, was die Engländer mit dem schlichten Wörtchen »Bliss« bezeichnen. Seligkeit.

6.

    Um 20 Uhr saß ich mit Alwine im »Basilikum«, dem Vollkornfreßtempel meines alten Freundes Hartmut Knodt. Das Etablissement war mit Darkies besetzt, schwarz gekleideten, schlanken, in Kultur-, Finanz- und Werbeunwesen erfolgreichen Menschen, die abends den geschmackvollen Postexistentialisten raushängen ließen. Was ich raushängen ließ, waren meine Augen, denn Alwine mit ihrem engen schwarzen Kleid, schwarzer Hornbrille und blonder Mähne war schon den einen oder anderen Blick wert. Wir saßen am Tisch des Patrons, der wesentlich mehr drauf hatte, als ein In-Lokal zu managen. Mit Knodt hatte ich schon diverse haarsträubende Abenteuer erlebt, weil er mir hin und wieder als Mitstreiter zur Hand ging, wenn es ein bißchen brenzlig wurde. Vor allem aber war er unschätzbar als Informationsquelle, wenn es um Tips aus der Finanz-, Immobilien- und Unterwelt ging. Sein Wissen hatte Knodt während einer steilen Karriere angesammelt. Er startete als Bafög-Jongleur und Bildungswegelagerer, wurde Besitzer einer alternativen Stadtzeitung und war heute ein Mann mit beträchtlichem Vermögen schwer identifizierbarer Herkunft. Irgendwann war er einmal einer ziemlich gewagten Transaktion des Kölschen Klüngels auf die Schliche gekommen und hatte gegen ein angemessenes Honorar eine chronische Amnesie entwickelt. Mit dem Startgeld und den neuen Beziehungen war er schnell zu noch mehr Geld gekommen. Jetzt saß er mir lächelnd gegenüber, umschmeichelt von einem schillernden Kenzo-Stöffchen, die unvermeidliche Montechristo No. 3 in der Hand, die schlauen Äuglein hinter der Designerbrille fast noch kleiner als die von Richard Gere, der ja Hollywoods Kleinäugigster sein soll. Nach der Rinderroulade im »Füchschen« war ich dem Rindvieh treu geblieben und hatte Salat mit Carpacchio bestellt. Alwine hatte sich für Tagliatelle mit schwarzen Trüffeln entschieden und der junge Entrepreneur selbst hatte sich wie immer mit einer frugalen Mousse aus weißer Schokolade begnügt. Jetzt waren wir bei Espresso und Grappa angelangt, der von einer für ihre Verhältnisse geradezu zombiehaft ruhigen Renate serviert worden war. Renates Fallgeschichte befand sich in den Karteien vieler namhafter Kölner Analytiker, und sie war die ungekrönte Königin zahlreicher Wochenend-Events mit Arbeitstiteln wie »Freies Atmen mit Sri Bagbindo« und wie dergleichen Flachsinn so heißt. Früher pflegte sie allabendlich mindestens zwei Gäste vor die Tür zu setzen, weil ihr Ego das brauchte, und halb Köln riß sich darum, unter den Opfern zu sein. Heute reichte es den Gästen, sich mit wohligem Gruseln an frühere unberechenbare Zeiten zu erinnern und jetzt ungefährdet Knodts immer wieder neuen und schrägen kulinarischen Trends zu folgen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen das Restaurant nach dem Kleinfamilien-Konzept »Es-wird-gegessen-was-auf-den-Tisch-kommt« geführt wurde, aber inzwischen gab es wieder eine Speisekarte und Renates Vorschlag, jedem Gast, der seinen Teller nicht leergegessen hatte, mit einem Rohrstöckchen auf die Finger zu schlagen, war von Knodt nach mehrmaligem Vorbringen abgeschmettert worden. Im Moment war es also fast beunruhigend normal im »Basilikum«.

    Während des Essens hatte ich schon alles über meinen neuesten Fall erzählt, und jetzt kamen die ersten Spekulationen auf.
    »Gekidnappt worden ist der Wachsmuth ja wohl nicht«, sagte Knodt, »denn sein Lösegeld hatte er ja sozusagen dabei.«
    »Sehr scharfsinnig«, sagte ich.
    »Aber man könnte ihn umgebracht haben«, sagte Alwine, »alle möglichen Leute haben gewußt, daß er zehn

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