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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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klein«, flüsterte sie, »da drüben ist es gemütlicher.«
    Und schon lagen wir auf dem gemütlichen Bettchen. Biggie seufzte. Ich seufzte. Hände strichen über nackte Haut, fummelten an Reißverschlüssen und Gürteln, suchten und fanden. Aber ich war nicht ganz bei der Sache. Vielleicht hatte ich es nur zu dieser Situation kommen lassen, weil ich mich von Alwine in die Enge getrieben fühlte. »Du kannst die Vögel nicht daran hindern, über deinen Kopf zu fliegen«, sagte eine alte Samurai-Weisheit, »aber du kannst sie sehr wohl davon abhalten, in deinem Haar ein Nest zu bauen.« Ob ich durch ein bißchen Herumvögeln gegen das gemeinsame Nest mit Alwine protestieren wollte?
    »Ich kann nicht, Biggie«, sagte ich.
    »Das fühlt sich aber nicht so an.«
    »Ich meine, es geht nicht. Ich, ähm...«
    »Du bist verheiratet, stimmt’s?«
    »So ähnlich.«
    »Immer dasselbe. Verheiratet oder schwul.«
    »Du hast was Besseres verdient. Ich gehe jetzt lieber.«
    »Nein, bleib hier. Ich finde es gut, daß du ehrlich bist. Wie lange bist du denn schon mit ihr zusammen?«
    »Drei Jahre.«
    »Du kannst doch hier schlafen«, sagte sie, »gegen ein bißchen Kuscheln ist doch wohl nichts einzuwenden.« Und dann kuschelten wir wenigstens noch was und ich paßte scharf auf, daß sich meine Hände an das neue Arrangement hielten.

17.

    Um zwei Uhr wachte ich auf. Ich zog mich leise an, schrieb was Nettes auf einen Zettel und haute ab.
    Nach einer etwas umständlichen Herumkurverei war ich endlich auf dem Highway Nr. 1 Richtung Los Angeles. Mir begegnete kein Serienkiller, aber die Fahrt war auch so gespenstisch genug. Die Straße wand sich teilweise ziemlich zickig in Haarnadelkurven durchs Gelände, und rechts von mir ging es oft steil nach unten. Der Pazifik donnerte mit Wucht gegen die Klippen, und immer wieder tauchten plötzlich dicke Nebelbänke auf. Hin und wieder fuhr ich durch ein kleines Nest. Vorbei an den üblichen Neon-Reklamen für die üblichen >Chat’N Chew Pancake Houses<, >Klean & Kozy Kabins<, >Sit a Spell Cafés<, >Ramblin’ Rose Square Dance Halls<, >King of Tyres< und wie sie so alle heißen. Als ich Monterey und Carmel hinter mir hatte, packten mich die ersten Anzeichen des Zeitunterschieds, und ich wurde hundemüde. Ich schaltete das Radio ein und fand einen Sender, der sich K-Y-W-N-G-B-T-T nannte und nur Oldies spielte. Das kurbelte noch mal meine Konzentration an, denn ich hatte absolut keine Lust, mit »Friday on my mind« oder »Fun-Fun-Fun« im Ohr die Klippen runterzurauschen. Endlich tauchte auf der Straße ein Schild auf, das den Weg zum Carter-Hotel zeigte. Ich bog nach links in den Weg ab, der sich durch einen Canyon schlängelte, und war nach 10 Minuten endlich da. Es war ein großes, ranchartiges Motel aus Redwoodholz, vor dem fünf dicke amerikanische Schlitten parkten.
    In der Rezeption brannte Licht, und auch das »Vacancy«-Schild leuchtete. Hinter dem Tresen saß ein verschlafener Mexikaner.
    »Wir dachten schon, Sie würden nicht mehr kommen, Sir«, sagte er. »Wir müssen den Zimmerpreis nämlich auch berechnen, wenn die Gäste nicht kommen. Wäre doch schade.«
    »Jetzt bin ich ja da. Ist Mr. Wachsmuth auch noch hier?«
    »Mister Voksmass?« Er sah in einer Kladde nach.
    »Nein, der wohnt nicht mehr hier, Sir.«
    Na wunderbar. Das war mal wieder ein Erfolg auf der ganzen Linie. Wie konnte ich auch nur so blöd sein, einfach hier rüberzufliegen.
    »Mr. Voksmass hat sich eine kleine Lodge hier in der Gegend gemietet. Er ist gestern dort eingezogen.«
    Na wunderbar. Man mußte eben auch mal ein Risiko eingehen. Ich hatte doch gewußt, daß es sich lohnen würde, einfach hier rüberzufliegen.
    In der Lounge lag eine Ausgabe des >San Francisco Chronicle<. Ich nahm die Zeitung mit aufs Zimmer. Es bot exakt das, was man für 100 Dollar pro Nacht erwarten durfte. Es gab eine Glotze, ein großes Badezimmer mit Handtüchern, die für eine Fußballmannschaft reichten, und es gab zwei riesige Betten. Es war jetzt vier Uhr morgens, und ich war so müde, daß ich nicht einschlafen konnte. Also blätterte ich noch etwas in der Zeitung herum.
    »Wer ist der Highway-Killer?« fragte eine Schlagzeile auf Seite vier. Die Polizei habe bisher noch keine Spur gefunden, hieß es in dem Artikel. Dafür habe der CNN ein Team in die Gegend geschickt, denn das erste Opfer war eine Mitarbeiterin der Fernsehgesellschaft gewesen. Man hatte sie, genau wie die drei anderen Opfer, mit aufgeschlitzter Kehle am

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