Maximum Trouble
Glasschiebetür auf, ging ins Haus, schloß die Tür wieder hinter sich ab und verschwand im Halbdunkel. Ich wälzte mich auf den Rücken und streckte Arme und Beine. Dann legte ich mich wieder auf den Bauch, starrte aufs Haus und konzentrierte mich auf das JETZT.
Ich wachte davon auf, daß ich fror. Es war dunkel, und ich brauchte eine beängstigend lange Zeit, um mir überhaupt darüber klar zu werden, wo ich war und was ich hier wollte. In der Lodge brannte jetzt Licht. Ich sah auf die Uhr. Ich mußte gut vier Stunden geschlafen haben, es war jetzt halb acht. Wachsmuth hätte mich in aller Ruhe mit sechs Hühnerfedern ausstatten können. Die Konzentration auf das Jetzt schien in Kombination mit einem Jetlag nicht besonders gut zu funktionieren. Ich richtete mein Fernglas auf die gute Stube und sah, wie sich Wachsmuth die Regenjacke anzog.
Ich rappelte mich auf und rannte geduckt zu meinem Auto. Ich saß kaum hinter dem Steuer, als Wachsmuths Chevy auch schon an mir vorbeirollte. Ich ließ die Scheinwerfer aus und fuhr ihm in einem gebührend großen Abstand nach. An der Auffahrt zum Highway bog er nach links ab und fuhr in Richtung Los Angeles. Es waren nur wenige Autos unterwegs, und ich fuhr Wachsmuth in einem so großen Abstand hinterher, daß ich ihn oft hinter einer Kurve verschwinden lassen und hoffen mußte, daß er sich nicht irgendwo ins Gebüsch schlug. Aber sowas tat mir der gute Junge nicht an. Wir fuhren ungefähr 70 Meilen bis zu einem Nest mit dem lauschigen Namen Harmony. Dort wendete Wachsmuth an einer Tankstelle und fuhr wieder zurück. Er fuhr sehr langsam, und wir brauchten für die ganzen 140 Meilen zwei Stunden und fünfzig Minuten. Um viertel vor elf bog Wachsmuth wieder in den Weg ein, der zu seiner Lodge führte. Ich gab ihm zehn Minuten und fuhr dann auf meinen kleinen Unterholzparkplatz und schlich mich zur Lichtung. Nach einer Viertelstunde gingen im Haus die Lichter aus. Ich wartete noch mal zwanzig Minuten, um auch sicher zu sein, daß mein Freund wirklich schlief, und machte dann Feierabend. Welch ein Tag.
Ich zog mir im Coffeeshop, der rund um die Uhr geöffnet zu sein schien, einen Hamburger rein, und dann fuhr ich ins Motel und warf mich mißmutig aufs Bett und schaltete die Glotze ein. In den Nachrichten kam nichts über den Highway-Killer.
Um halb eins rief ich Hartmut Knodt an. Aber statt Knodt meldete sich die Stimme eines Operators.
»Welche Nummer möchten Sie?« fragte er.
Ich sagte sie ihm.
»Haben Sie eine Kundennummer?«
»Wieso?«
»Weil ich Sie sonst nicht durchstellen kann.«
»Ich kann Ihnen meine Visacard-Nummer geben.«
»Das geht nicht. Wir können nur Ihr Kundenkonto belasten. Wenn Sie kein Kunde unserer Gesellschaft sind, dann tut es mir leid.«
»Dann belasten Sie doch mein Hotel, und die setzen es auf meine Zimmerrechnung.«
»Das geht nicht. Da müssen Sie erst im Hotel fragen, ob man damit einverstanden ist.«
Ich legte auf und wählte die Hotelzentrale und erklärte mein Problem. Am anderen Ende der Leitung war die freundliche Frauenstimme, mit der ich von Köln aus gesprochen hatte. Sie erklärte mir höflich, daß Überseegespräche leider nicht vom Zimmertelefon aus geführt werden dürften. »Das ist ja hier wie in der Dritten Welt«, sagte ich. »Ja, Sir, das ist wie in der Dritten Welt. Deshalb können wir auch nichts daran ändern.«
Ich knallte den Hörer auf die Gabel. The Land of the Brave and the Free. Manchmal hatten die hier ordentlich einen an der Klatsche. Das Gesetz erlaubte den Besitz von Waffen, solange man sie sichtbar trug. Ging man in einen Supermarkt und kaufte eine Dose Bier, dann bestanden sie darauf, das Ding in eine braune Tüte zu stecken, weil das Gesetz es verbot, alkoholische Getränke sichtbar mit sich herumzutragen. Und wer Überseegespräche führen wollte, mußte eben Kunde bei einer Telefongesellschaft sein oder Rauchzeichen geben.
Ich sah mir noch eine etwas rauhe Sportsendung an, bei der es darum ging, daß sich muskelbepackte Männer an diversen Tauenden über einen Matratzenabgrund hangeln mußten und daran von anderen muskelbepackten Männern gehindert wurden. Einer zappelte immer los, dann schwang sich der Gegner zu ihm hin, umklammerte ihn und riß ihn mit sich ins Matratzental. Das ganze passierte mit diversen Rambopaaren, und dann waren die Damen dran. Das fand ich gar nicht mal so unerotisch. Mit der einen oder anderen wäre ich gerne ins Tal der Matratzen abgestürzt. Aber irgendwann schlief ich
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