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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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waren es etwas mehr als 100 Meilen auf dem Highway Nummer 1. Das fing ja gut an.
    Ich hatte plötzlich keine Lust mehr, sofort nach Big Sur zu fahren. Es war kühl, aber sonnig, und ein bißchen wollte ich ja auch vom Leben haben. Warum sollte ich mir nicht mal wieder San Francisco ansehen? Schließlich zahlte ich den ganzen Kram sowieso aus eigener Tasche. Der bescheuerte Wachsmuth würde mir schon nicht weglaufen. Ich fuhr ins Zentrum und kriegte an der Columbus-Avenue einen Parkplatz. Gleich am City Lights Bookstore. Es war schön, mal wieder in dieser wunderbaren verstaubten Bücherwundertüte herumzukramen. Und gleich nebenan an der Ecke war immer noch das Caffé Trieste. Ich setzte mich rein und hörte mir bei Donuts und Espresso ein halbes Stündchen Caruso aus der Jukebox an und hielt eine kleine verschwiegene Konferenz mit dem kleinen Mann im Hinterzimmer meines Hirns ab. Danach betrat ich eine Telefonzelle und wählte eine Nummer.
    »Hier ist der panische Fluggast«, sagte ich.
    »Oh«, sagte Brigitte Müller.
    »Wie sieht’s mit unserem Dinner aus?«
    »Magst du chinesisch?«
    »Gern. Kennst du dich in Chinatown aus?«
    »Ja, aber ich hatte eigentlich gedacht, wir könnten uns was bringen lassen. Zu Hause kann man doch besser reden.«
    Ein gemütlicher Abend mit Brigitte Müller. Genau darauf war der kleine Mann im dunklen Hinterzimmer wohl scharf.
    »Gute Idee«, sagte ich.
    »Vallejo Street 1435, Ecke Fillmore Street, in Pacific Heights, ist ganz leicht zu finden.«

    Ich kaufte in einem Liquorshop zwei Flaschen Champagner und in einem Drugstore ein paar Kleinartikel für den Fall, daß es extrem gemütlich werden würde.
    Bis zu Biggies Appartementhaus war es nicht weit. Ich parkte den Wagen in einer Straße, die so steil nach unten stürzte, daß der Ford sich eigentlich überschlagen mußte, wenn ich es mir richtig überlegte. Ich überlegte lieber nicht zu Ende, sondern zog die Handbremse so fest ich konnte an und schlug die Räder Richtung Bordstein ein.

    Statt der Uniform trug Brigitte Müller jetzt eine enge Jeans und ein T-Shirt, das ihren Oberkörper so gut zur Geltung brachte, daß sie jederzeit mühelos zur Queen einer Wet-T-Shirt-Night gewählt worden wäre. Das Appartement war so winzig, daß man mit Händen und Füßen mühelos alle vier Wände gleichzeitig berühren konnte. Es bestand aus einem Liliput-Wohnzimmer, einer Miniküche und, da es noch eine weitere Tür gab, wohl auch noch aus einem Bonsai-Schlafzimmer.
    Im Wohnzimmerchen prangte eine Kirschbaum-Vitrine, in der schnuckeliges Porzellan ausgestellt war. Dazu gesellten sich ein plüschiges Loriotsofa und ein kleiner Tisch, auf dem jetzt ein paar hundert Pappschächtelchen einen auf Indonesische Reistafel machten.
    In einer Ecke baumelte allen Ernstes eine kleine goldene Kehrschaufel mit einem passenden Handfeger an einem goldenen Kördelchen. Ich weiß nicht, ob der kleine Mann im Hinterzimmer mit so was gerechnet hatte. Er meldete sich nicht.
    »Setz dich zu mir«, sagte Biggie und tätschelte das Sofa.
    »Machst du den Champagner auf?«
    Ich ließ den Korken knallen und schenkte uns ein.
    »Hübsches Appartement«, sagte ich.
    »Findest du? Es ist schwierig, hier in San Francisco was Gescheites zu kriegen. Aber ein Appartement in San Francisco ist mir lieber als eine Wohnung in Frankfurt.«
    Wir machten langsam die Pappschächtelchen und den Champagner nieder, und Biggie erzählte mir ihre Lebensgeschichte. Sie erzählte sie gern und ausführlich. Zusammengefaßt lief die Geschichte darauf hinaus, daß sie jetzt 35 war und dringend nach einem Traumprinzen suchte, der sie aus diesem kleinen Appartement herausholte.
    »Ach, ich rede wieder die ganze Zeit nur von mir«, sagte sie dann mit plötzlicher Einsicht. »Was machst du eigentlich in San Francisco, Max?«
    »Ich bin Privatdetektiv.«
    Sie kicherte. »Im Ernst, was machst du hier? Geschäfte?«
    »Sehe ich so aus? Ich bin wirklich Privatdetektiv. Ich suche jemand.«
    »Wirklich? Vielleicht hast du sie ja schon gefunden.«
    »Man weiß nie«, sagte ich. Und dann erzählte ich ihr ein paar Geschichten aus dem Leben eines Privatdetektivs, bei denen ich ziemlich gut wegkam. Außerdem war ich viel größer als Humphrey Bogart und nuschelte auch nicht so schrecklich wie er. Biggies Gesichtsausdruck wurde jedenfalls mit der Zeit immer verträumter. Auf einmal saß sie da ohne T-Shirt und zog mich an sich. Und ein paar Minuten später zog sie mich ins Schlafzimmer. »Das Sofa ist zu

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