Maximum Trouble
Babyfläschchen Scotch und weitere Erdnüsse brachte.
»Kein Mittagessen bitte,« sagte ich, »und auch keinen Club der toten Dichter. Ich kann Robin Williams nicht ausstehen. Ich schlafe lieber bis zur Landung.«
»Dann sollten Sie vorher aber schon mal die Einwanderungsformulare ausfüllen«, sagte sie. Sie brachte mir die Formulare mit einem weiteren Babyfläschchen und zwei weiteren kleinen Erdnußtüten. Inzwischen hatte ich genügend Kalorien vernascht, um eine Woche lang als Holzfäller zu arbeiten. Brigitte Müller hatte etwas verheerend Mütterliches an sich. Die Formulare waren schnell ausgefüllt. Sie wollten lediglich wissen, wer ich war und wohin ich wollte, und ich mußte bestätigen, weder Kommunist, Anarchist, Morphinist noch sonst in irgendeiner Form krank oder pervers zu sein. Als das erledigt war, nahm ich einen letzten Schluck Scotch und schaltete den automatischen Traumpiloten ein.
»Last question, Mr. Reinartz«, sagte der Reporter vom >San Francisco Chronicle<, »was führt den berühmtesten Privatdetektiv Kölns in unsere Stadt?«
»Die Lufthansa«, sagte ich. »Prima Linie. Gute Erdnüsse. 1a Scotch. Nur manchmal ein bißchen Kondenswasser in der Kabine.«
Ich sah die Gangway runter. Sie hatten sogar einen roten Teppich für mich ausgelegt. Entspannt und souverän winkte ich den Fotografen zu. Im Blitzlichtgewitter tauchte plötzlich eine Hand mit einer Pistole auf, die auf mich gerichtet war. Ich erstarrte vor Schreck. Da packte mich jemand an der Schulter und zog mich aus der Schußlinie.
»Wir sind da«, sagte Brigitte Müller, »ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
»Sie haben mir gerade das Leben gerettet«, sagte ich. »Gehen Sie heute abend mit mir essen?«
»Warum nicht?«
Eigentlich hatte ich nur eine witzige Bemerkung machen wollen. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie das ernst nehmen würde. Sie gab mir ihre Karte.
»Rufen Sie mich an. Ich habe ein Appartement in San Francisco.«
Ich sah sie wohl etwas zu erstaunt an.
»Sie fragen sich wahrscheinlich, ob ich mich von jedem Passagier zum Essen einladen lasse. Offengestanden hat mich noch nie jemand gefragt.«
»Wahrscheinlich hat sich bisher nur keiner getraut. So wie Sie aussehen, nimmt doch jeder an, da draußen würde halb San Francisco auf Sie warten.«
Sie wurde knallrot. Richtig nett.
Weniger nett war es dann auf dem Flughafengelände. Ich mußte ziemlich lange warten, bis ich endlich meinen Paß vorzeigen und einem schlechtgelaunten Beamten diverse blöde Fragen beantworten durfte, damit er mir gnädigerweise erlaubte, sein Land zu betreten. Um das Gepäck scherte sich allerdings keiner. Hier 10 Millionen Mark reinzubringen, war wirklich kein Problem. Dann mußte ich nur noch in einen Shuttlebus steigen, der mich zum Schalter einer Autovermietung fuhr. »Wollen Sie ein amerikanisches oder ein japanisches Auto?« fragte die Frau hinter dem Schalter. Sie war eine Black-African-American, und sie hatte waffenscheinpflichtige Fingernägel und ein Gesicht, das einem klarmachte, daß sie in ihrem Leben von allem möglichen geträumt hatte, aber sicher nicht davon, hinter dem Schalter einer Autovermietung zu landen. Sie knatschte auf einem Kaugummi und sah mich an, als sei ich eine gesperrte Kreditkarte.
»Ein amerikanisches«, sagte ich, um höflich zu sein.
»Wollen Sie eine Versicherung?«
»Nein.« Ein amerikanisches Auto zu nehmen war entgegenkommend genug. Ich wollte nicht auch noch irgendwelche überflüssigen Zusatzversicherungen.
»Dann unterschreiben Sie hier, hier und hier, und da bitte die Initialen.« Ich brachte die diversen Unterschriften und Initialien in einer riesigen Bleiwüste unter, und dann durfte ich wieder in einen Shuttlebus steigen und wurde zum Parkplatz gebracht.
Mein Auto war ein roter Mittelklasse-Ford. Als ich die Tür zuschlug, schnurrte automatisch ein Sicherheitsgurt auf mich zu. Die nahmen einem hier wirklich alles ab. Sehr zuvorkommend. Ich vermied jede weitere heftige und unerwartete Bewegung, damit mir nicht plötzlich ein ebenso zuvorkommender Airbag ins Gesicht knallte, und fuhr los. An der Ausfahrt hielt mich ein uralter farbiger Parkplatzwächter an. Er wollte meinen Kilometerstand wissen und schrieb ihn auf einen Zettel.
»Nehmen Sie keine Anhalter mit, Sir«, sagte er. »Ganz besonders nicht, falls Sie Richtung L.A. auf dem Highway Nummer 1 fahren. Der Highway-Killer hat schon wieder zugeschlagen.«
Willkommen im Land der Serienkiller. Bis nach Big Sur
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