Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
Vom Netzwerk:
einem immer vollen Kölschkarussell durch das Lokal und hatte alles im Griff.
    »Auf Diät?« fragte ich Alwine.
    »Nur keinen großen Hunger. Warum nimmst du mich nicht mit nach Amerika?«
    »Weil das gefährlich ist.«
    »Aber nach Mallorca bin ich doch auch mitgekommen.«
    »Da wußte ich noch nicht, was dahintersteckt. Dieser Wachsmuth kann ein unberechenbarer Killer sein.«
    »Dann möchte ich, daß du auch nicht fährst. Warum sagst du nicht der Polizei, was du weißt? Die könnten Kontakt zu den amerikanischen Kollegen aufnehmen, und die verhaften Wachsmuth dann, ist doch ganz einfach.«
    »Eben.«
    »Was heißt >eben    »Zu einfach eben. Nimm mir bitte nicht das bißchen Romantik weg, das ich mir rübergerettet habe. Ich lebe in dieser kleinen Marktnische, wo noch hin und wieder das eine oder andere Abenteuer möglich ist. Dieses Thema hatten wir doch schon fünfhundertsiebenundneunzigmal, oder?« Am Nebentisch bestellte gerade eine Englischlehrerin, die ich flüchtig kannte, für irgendwelche britischen Besucher Kölsch und Bommerlunder. »Jenau wie sich datt jehört«, kommentierte Patricia polyglott, »long and short, long and short.«
    Ich lächelte sowohl der Englischlehrerin als auch Patricia zu und kriegte, wie sich datt jehört, auch noch ein Kölsch. Alwine und ich schwiegen uns eine Weile an.
    »Und dann willst du auch noch mit mir zusammenziehen«, sagte ich. »Wir haben nun mal diesen ewigen Grundkonflikt. Du solltest dir das alles noch mal überlegen.«
    »Das werde ich tun«, sagte Alwine. »Viel Glück.«
    Sie knallte Geld auf den gescheuerten Holztisch und rauschte ab. Auch so was hatten wir schon fünfhundertsiebenundneunzigmal gehabt.
    Die allwissende Patricia brachte mir ungefragt einen Bommerlunder. So wie ett sich jehört. Und so, wie ich ett jetzt dringend brauchte.

16.

    Das Flugzeug, das am Dienstag morgen in Frankfurt startete, war nicht so voll wie das von Köln, und ich hatte eine Sitzreihe für mich allein. Als über den Bordlautsprecher durchgegeben wurde, daß wir jetzt die Gurte lösen durften, bemerkte ich, daß mein rechtes Knie feucht war. Und als ich mich ein bißchen genauer damit beschäftigte, sah ich, daß alle paar Sekunden von oben ein kleines Tröpfchen auf mein Knie patschte. Stürzten wir gleich ab oder was? Ich winkte einer Stewardess zu. Sie sah ein bißchen wie Pamela Ewing aus, besonders was ihre Oberweite betraf. Sorgfältig geschminkt, das lange brünette Haar in diesem üppigen Denver-Clan-Stil zurechtgefönt. Brigitte Müller stand auf dem Namens-Schildchen, das an einer Stelle angebracht war, auf die ich jederzeit gern meine Hand gelegt hätte. Ich zeigte auf mein Knie und dann in die Richtung, aus der die Wassertröpfchen kamen, und machte einen fragenden Gesichtsausdruck. Aus Turbinen aufsteigender Rauch macht alle weiteren Fragen überflüssig, aber ein Leck in einem Flugzeug ist absurd und unheimlich.
    »Saufen wir ab?« fragte ich.
    »Das ist nur Kondenswasser«, flüsterte Brigitte Müller, »ganz normal, ist nicht schlimm. Nur keine Panik.«
    »Dann bringen Sie mir doch bitte ein Gläschen Feuerwasser«, sagte ich, »dann ist die Panik schneller weg.«
    Sie schätzte den Grad meiner Panik sehr hoch ein, denn sie brachte mir gleich zwei Babyfläschchen Scotch und zwei Päckchen Erdnüsse.
    Ich legte Lucia di Lammermoor in den Discman und stopfte mich mit Nüssen voll, während Pavarotti, Sutherland und Milnes im schottischen Nebel herumstapften und Ränke schmiedeten. Hin und wieder kontrapunktierte ich den salzigen Geschmack der Nüßchen mit dem rauchigen Scotcharoma. Ein stilles Glück hoch über den Wolken. Aber dann schlug plötzlich die Terroristin zu. Sie saß drei Reihen vor mir und hatte eine dieser gelockten Pudelfrisuren, die sich ältere Damen so gerne verpassen lassen. Als sie mit energischem Griff das Handtäschchen öffnete, ahnte ich Schlimmes und hielt mir instinktiv ein Tempotuch vor die Nase. Vergebens. Sie öffnete das tödliche Fläschchen und versprühte den Inhalt so großzügig, daß sofort der ganze Passagierraum kontaminiert war. Der Gebrauch von 4711 in öffentlichen Verkehrsmitteln müßte meiner Ansicht nach strengstens bestraft werden. Mir wurde leicht schwummrig. Und dann teilte der Bordlautsprecher auch noch mit, daß man jetzt das Mittagessen und anschließend den Film Der Club der toten Dichter mit Robin Williams servieren würde. Ich sah so panisch zu Brigitte Müller rüber, daß sie mir ganz schnell noch zwei

Weitere Kostenlose Bücher