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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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dann endlich ein und schaffte es gerade noch, vor dem endgültigen Wegnicken mit der Remote-Controll die Glotze auszubeamen.

19.

    Am Donnerstag morgen wurde ich schon um sechs Uhr wach und lief eine Stunde auf dem Highway durch Regen und Nebelwände. Der unermüdliche Pacific tobte, die Möwen kreischten und hin und wieder bellte ein Seehund. Es war ein unheimlicher Lauf und ich sah häufig über die Schulter nach hinten. Dann mußte ich plötzlich auch noch pinkeln und ich lief ein kleines Stück in den Wald. Es war feucht, stickig, lausig kalt und beängstigend still hier drin. Ich war auf einmal ziemlich überzeugt davon, daß hinter jedem dieser elend breiten Baumstämme der Highway-Killer herumlungern konnte. Ich stellte mich in die Mitte des Waldwegs und drehte mich beim Pinkeln ständig um die eigene Achse. So hatte ich alles im Blick und pißte meinen höchstpersönlichen magischen Schutzkreis gegen böse Geister und verrückte Serienkiller um mich herum.
    Um neun Uhr saß ich im Coffeeshop und ließ die gleiche üppige Kombi wie am Vortag servieren. Statt der dicken Mama war heute eine durchtrainierte kalifornische Schönheit mit federndem Gang im Dienst, die meine Order mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck entgegennahm. Weil ich es mir mit ihr nicht völlig verderben wollte, bestellte ich zusätzlich noch einen Double-O-Cappuccino, das war ein koffeinfreier Espresso mit fettfreier Sahne.
    Um zehn Uhr war ich wieder auf meinem Beobachtungsposten und konzentrierte mich tapfer auf das Jetzt. Eine Stunde später verließ Wachsmuth das Haus. Er trug die gleichen Klamotten wie gestern. Diesmal verfolgte ich ihn nicht. Ich wartete fünf Minuten, und dann ging ich zum Haus. Die Glastür auf der Veranda war verschlossen. Ich sah mich noch mal vorsichtig um und schlich dann zum hinteren Teil des Hauses. Meine Kalkulation erwies sich als richtig, es gab eine Hintertür zur Küche. Und mit meiner Visacard konnte ich hier zwar keine Überseegespräche führen, aber die Hintertür einer verdammten amerikanischen Lodge kriegte ich damit immer noch ganz easy auf. Die Küche war so gemütlich eingerichtet, wie man es aus den amerikanischen Familienserien kennt. Aber es war niemand da. Keine Lassie, kein Rock Hudson, keine bezaubernde Jeanny. Es roch nur sehr merkwürdig. Ein Geruch, der mich an meine Kindheit erinnerte. Irgendwie metallisch. Dann wußte ich, was es war. In der Ecke neben dem großen Eisschrank stand eine weiße Schale mit Milch auf dem Boden. Sie stand in einer roten Pfütze. Ich hatte als Kind oft Nasenbluten gehabt. Das war der Geruch, an den ich mich erinnerte. Diesmal hatte Wachsmuth kein Huhn umgebracht.
    Sie lag auf dem Küchentisch, und es gab keinen Zweifel daran, daß sie tot war. Der Tisch war blutbeschmiert, und das Blut war dunkler als das auf dem Fußboden. Sie war noch sehr jung und sie mußte mal sehr hübsch gewesen sein. Jetzt war sie übel zugerichtet. Wachsmuth hatte ihr den Bauch aufgeschlitzt und den Kopf säuberlich vom Rumpf abgetrennt.
    Es war zwar nur eine Katze, aber mir wurde trotzdem sehr schlecht. Ich knallte die Tür hinter mir zu und rannte zum Auto und fuhr panisch los. Nach ein paar Kilometern kam ich langsam wieder zu mir und fuhr zu der Tankstelle mit dem Coffeeshop. Ich schwitzte. Meine Gedanken gefielen mir überhaupt nicht. Der Highway-Killer hatte in kurzer Zeit mehrere Menschen umgebracht. Als der erste umgebracht wurde, konnte Wachsmuth schon hier gewesen sein. Gestern nacht, als ich ihm nachgefahren war, hatte er kein Opfer gefunden, und deshalb hatte heute morgen die Katze dran glauben müssen. Ich hatte es mit einem lebensgefährlichen Irren zu tun. Einem Irren, der den schwarzen Gürtel trug. Und ich hatte noch nicht mal eine Waffe. Meine Knarre lag zu Hause in Köln in einer Schublade und träumte von einem Besitzer mit abzugsfreudigem Finger. Ich besaß nur dieses lächerliche Reizgasdöschen, das ich mir auf Anraten von Knodt noch vor der Abreise besorgt hatte.
    Ich parkte vor einer Telefonzelle und überlegte.
    Sollte ich die Cops anrufen? Aber was wäre, wenn die Wachsmuths Lodge umstellen würden? Wenn Wachsmuth irgendeinen Fehler machte und sie ihn mit ihren Pump-Guns umnieteten? Um wirklich alles zu klären, brauchte ich Wachsmuth lebend. Ich mußte mit ihm sprechen. Und für dieses Gespräch brauchte ich eine Waffe. Ich ließ mir in der Tankstelle einen Zehndollarschein in Münzen wechseln und enterte die Telefonzelle. Ich überlegte noch mal kurz,

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