Maxine Sullivan
für die Straßenmusikanten fiel in dieser Zeit besonders viel ab.
Doch Brant achtete nicht auf das, was um ihn herum geschah. Er konzentrierte sich ganz auf Kia. Sie war hübsch wie immer. Das zitronengelbe Kleid, das die gebräunten Schultern und Arme sehen ließ, stand ihr sehr gut. Aber nicht allein deshalb war er heute so von ihr fasziniert. Als sie sich in der Galerie mit den Kunden unterhielt, hatte er so etwas wie Unschuld in ihren Augen entdeckt, was so gar nicht zu dem wissenden Ausdruck passte, der meistens in ihrem Blick lag. Sie wirkte weich und sanft und liebenswert, ganz anders, als sie sich sonst ihm gegenüber benahm.
Er nahm einen Schluck von seinem Drink und beschloss, nun endlich mit den Grübeleien über Kia Benton aufzuhören. Bisher war er selten mit ihr allein gewesen, so wie jetzt, und wahrscheinlich war das der Grund, weshalb er so auf sie reagierte, vor allem körperlich. Er befand sich in einem Zustand der ständigen Erregung, und das machte ihn ganz verrückt.
Und sie wusste das. Das verschlimmerte noch seine Situation. Sie hatte sich leicht von ihm abgewandt, nippte an ihrem Drink, betrachtete die Vorübergehenden und tat vollkommen unbeteiligt.
Doch sie machte sich etwas vor, das wussten beide. Selbst wenn eine Steinmauer zwischen ihnen errichtet würde, sie würden immer noch die gegenseitige Anziehungskraft spüren. Sie musste doch wissen, dass die Sehnsucht nicht plötzlich aufhörte. Es sei denn, sie würden miteinander schlafen und dieses Bedürfnis nacheinander befriedigen. Brant allerdings befürchtete, dass das Verlangen danach nur stärker würde.
„Erzähl mir mehr von deinem Vater“, fing er schließlich an. Irgendwie musste doch herauszubekommen sein, wodurch sie so geworden war, wie sie war.
„Warum?“
„Nur so. Bist du eigentlich immer so misstrauisch oder nur mir gegenüber?“
„Nur dir gegenüber.“ Sie lächelte ihn strahlend an, und wieder konnte er den Blick nicht von ihr wenden. Wie schön sie war, mit den hohen Wangenknochen, der kleinen gerade Nase, den leuchtend blauen Augen und dem verführerischen Mund.
Sie stellte das Glas ab und wurde ernst. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Mein Vater ist der Meinung, er sehe sehr gut aus. Und er konnte und kann sich nie mit Menschen umgeben, die seinen Vorstellungen von Schönheit nicht entsprechen.“
„Aber du bist seine Tochter. Empfindet er denn gar nichts für dich?“
Sie hob kurz die Schultern. „Es gibt nur einen Grund für ihn, mit mir gesehen zu werden. Er meint, es sei gut für sein Image.“
Er starrte sie an, dann dämmerte es ihm. „Du liebe Zeit, dein Vater ist doch hoffentlich nicht Lloyd Benton?“
Sie schlug die Augen nieder und nickte. „Genau der.“
Nun wusste er, was mit ihr los war, besser gesagt, wodurch sie geprägt worden war. Lloyd Benton war Gebrauchtwagenhändler, aber in sehr großem Stil. Er hatte überall an der Ostküste Australiens seine Filialen und war ständig in den Zeitungen präsent. Meist hing ihm irgendein junges Ding am Arm, mit dem er aber nicht unbedingt verheiratet war.
„Das ist dein Vater?“
„Ja. Aber dafür kann ich nichts, und ich entschuldige mich auch nicht für ihn.“
„Das habe ich nicht von dir erwartet.“ Kein Wunder, dachte Brant, dass sie nicht viel von Männern hält, wenigstens nicht von einem bestimmten Typ. Und zu diesem Typ gehörte er ihrer Meinung nach wohl auch, zu den Männern, die eine Frau kurz taxierten und dann mit ihr ins Bett gehen wollten. Er hatte sie nur in ihrer schlechten Meinung bestätigt. Plötzlich sah er Kia in einem ganz anderen Licht, und bei den Wesenszügen, die er jetzt wahrnahm, wurde ihm unbehaglich zumute.
„Nun wird mir klar, warum ihr zusammengefunden habt, Phillip und du.“
Die Bemerkung schien sie zu verärgern. „Wenn du meinst, dass ich Phillip deshalb mag, weil er nicht sofort mit jeder hübschen Frau ins Bett gehen muss, die ihm über den Weg läuft, dann hast du verdammt recht. Phillip ist ein sehr netter Mann.“ Sie senkte kurz den Blick. „Er wird ein treuer Ehemann und ein wunderbarer Vater sein.“
„Liebst du ihn?“ Das zumindest hatte sie bisher noch nicht gesagt.
„Das ist doch selbstverständlich.“
„Also du liebst ihn?“
„Ja.“
Vielleicht war das alles nur gespielt, die Sehnsucht nach Aufrichtigkeit und Güte. Vielleicht war das ihre Methode, sich bei Männern einzuschmeicheln, um sie dann für das büßen zu lassen, was ihr der Vater angetan
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