Maxine Sullivan
mir, oder du glaubst mir nicht. Das ist deine Entscheidung.“
Sagte er die Wahrheit? Sie musterte ihn ernst. Wenn er nicht log, dann musste sie ihre Meinung von ihm gründlich ändern. Das würde ihr nicht leichtfallen.
Seine Augen blickten müde, fast resigniert, die Falten um Nase und Mund herum hatten sich vertieft. Plötzlich wurde ihr klar, dass es das Ende ihrer Beziehung bedeuten würde, wenn sie ihm nicht glaubte. Er würde sie aus seinem Leben streichen, ohne das geringste Bedauern.
Und genau das war es, was sie davon überzeugte, dass Brant, anders als ihr Vater, ein tiefes Gefühl für Anstand und persönliche Würde besaß. Denn wer ihm zutraute, dass er log und betrog, mit dem wollte er nichts zu tun haben. Sie hatte das bisher nur nicht sehen wollen.
„Ich glaube dir“, sagte sie leise.
In seine Augen trat jetzt ein sehr viel weicherer Ausdruck, Brant schien erleichtert zu sein. Offenbar war ihm wirklich sehr wichtig, was sie von ihm hielt, und das machte sie beinahe glücklich.
Sein Griff lockerte sich. „Danke“, sagte er ohne den üblichen arroganten Unterton. Und sofort wusste sie, sein Dank bezog sich nicht nur darauf, dass sie ihm glaubte. Sondern dass auch sie nicht der Mensch war, für den er sie gehalten hatte.
Schnell hakte sie nach. „Und auch du musst mir endlich glauben, was ich dir jetzt sage. Ich bin nicht hinter irgendwelchen reichen Männern her. Ich habe mich nie an einen Mann herangemacht, um an sein Geld zu kommen oder von ihm geheiratet zu werden. Das gilt auch für dich, und besonders für dich.“ Sie schaute ihn unverwandt an. „Entweder du glaubst mir, oder du glaubst mir nicht. Das ist deine Entscheidung.“
Einen endlosen Augenblick lang betrachtete er überrascht ihr Gesicht, dann entspannte er sich, und seine Augen leuchteten vor Bewunderung. „Ich glaube dir.“
Er zog sie in die Arme und hielt sie fest an sich gepresst, glücklicherweise, denn Kia konnte sich vor Erleichterung kaum auf den Beinen halten. Endlich erkannte er in ihr den Menschen, der sie wirklich war, und das war ein wunderbares Gefühl.
Er hielt sie ein Stück von sich ab. „Und nur, damit du’s weißt und für den Fall, dass du glaubst, du hast Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Ich meine, weil du mir jetzt glaubst, so wie sie deinem Vater immer geglaubt hat. Du bist vollkommen anders. Deshalb brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben.“
„Ein schlechtes Gewissen? Warum sollte ich eins haben?“
Er lächelte wohlgefällig. „Weil du verrückt nach mir bist.“
„So? Und wer sagt das?“
„Ich meine, mich zu erinnern, gestern Nacht so etwas gehört zu haben.“ Er griff nach ihren Händen und legte sich ihre Arme um den Nacken.
Sie ließ es gern geschehen. „So?“ Ihre großen Augen blickten unschuldig. „Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern.“
„Nein? Dann sollten wir es vielleicht heute Nacht wieder versuchen und sehen, was dabei herauskommt.“ Er küsste sie sanft aufs Ohr.
„Heute Abend geht nicht“, sagte sie. „Da habe ich schon etwas vor.“
„Was? Du willst mir doch nicht sagen, dass du dich mit einem anderen Mann triffst?“
„Nein, das nicht“, entgegnete sie und hatte Schwierigkeiten, ernst zu bleiben. „Ich will mir die Haare waschen.“
„Das kann ich machen.“
„Bügelst du auch meine Wäsche?“
Er lachte und zog sie noch fester an sich. „Ich habe einen Vorschlag. Du solltest nur Kleidung tragen, die man nicht bügeln muss. Besser noch, du solltest überhaupt nichts anziehen. Zumindest nicht heute Abend. Das kann sehr interessant werden …“
Und ob, dachte sie und fühlte sich auf einmal sehr sexy. „Gehen wir zu dir oder zu mir?“, fragte sie mit leicht schleppender tiefer Stimme. Sie wunderte sich selbst, wie schnell sie in die Rolle der Verführerin geschlüpft war.
„Zu mir.“ Er liebkoste ihren Nacken, dann küsste er sie noch einmal kurz und heftig auf den Mund und ließ sie los. „In einer Stunde habe ich eine Besprechung mit jemandem von der Firma Anderson. Bis heute Abend. Ich hole dich um sieben ab.“
„Ich kann doch mit meinem Auto kommen.“
„Gut. Aber du musst davon ausgehen, dass es etwas länger dauern wird.“ Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. „Ich fürchte, ich werde dich gar nicht gehen lassen“, fügte er lächelnd hinzu.
Um Viertel nach sieben stand Kia wieder vor Brants Penthouse. Sie konnte kaum glauben, dass sie vor genau vierundzwanzig Stunden auch hier gestanden hatte. Und
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