Maxine Sullivan
Dusche noch die Mango zum Frühstück oder der starke Kaffee regte ihre Lebensgeister an.
Wenn sie Brant nur nicht lieben würde. Es wäre alles so viel leichter zu ertragen, wenn er der Typ Mann wäre, bei dem sie wenigstens die Hoffnung hätte, er könne diese Gefühle irgendwann auch erwidern. Aber genau das war er nicht und würde er auch nie sein. Frauenheld blieb Frauenheld. Das Wort Treue existierte nicht in seinem Wortschatz.
Gerade als sie gehen wollte, rief Phillip an. Sie wollte extra früh im Büro sein, damit sie das Wichtigste schon fertig hatte und auf Brants Schreibtisch legen konnte, bevor er ins Büro kam. Normalerweise kam er ziemlich spät, heute möglicherweise gar nicht.
„Was hast du dir dabei gedacht, mir eine Frau auf den Hals zu schicken, die mich verführen will?“, fragte Phillip lachend. Er schien so glücklich zu sein, dass Kia lächeln musste.
„War Lynette denn wenigstens erfolgreich?“
„Allerdings, sie hat alle Erwartungen übertroffen.“ Er zögerte kurz. „Wie können wir dir nur für all das danken, was du für uns getan hast?“, fragte er leise.
„Seid glücklich. Mehr will ich nicht.“
„Das werden wir bestimmt sein. Du musst unbedingt zu unserer Hochzeit kommen, in zwei Monaten. Eigentlich hätten wir lieber früher geheiratet, aber ich habe noch einen wichtigen Arzttermin, den ich erst mal hinter mich bringen muss.“
Musste sie wirklich zu dieser Hochzeit? Dort würde sie ganz sicher Brant wiedersehen, womöglich noch mit Julia an seiner Seite. „Ich schreibe es mir in meinen Kalender.“
„Apropos Kalender. Wolltest du Weihnachten nicht bei deiner Familie in Adelaide verbringen? Lynette erzählte mir, dass du gestern im Büro warst.“
Was konnte sie ihm antworten, ohne dass er sich beunruhigte? „Ich war Weihnachten auch da, bin aber früher wieder abgeflogen.“ Sie lachte – unbeschwert, wie sie hoffte. „Du weißt, wie das so ist. Zu laut, zu viele Menschen.“
„Aber du hättest doch nicht gleich ins Büro gehen müssen.“ Er schwieg einen Moment. „Oder gibt es Probleme, von denen ich nichts weiß?“
„Nein, natürlich nicht. Ich bin gestern nur mal kurz da gewesen, um etwas zu holen, was ich vergessen hatte. Brant war auch gerade da und wollte etwas getippt haben. Da bin ich schnell eingesprungen.“
„Erinnere mich daran, dass ich dir was extra zahle. Ich weiß, die meisten Frauen glauben, dass die Zusammenarbeit mit Brant schon Bonus genug ist, aber …“
„Ohne Frage.“
„Ich muss ihm von Lynette und mir erzählen. Das macht mir ein bisschen Sorge, Kia. Danach betrachtet er dich möglicherweise als Freiwild.“
„Ach was. Im Übrigen weiß er schon Bescheid. Er hat mein Gespräch mit Lynette zufällig mit angehört.“
„Und?“
„Nichts und.“ Sie saß wie auf Kohlen. „Ich muss los, ich habe einen Termin.“
„Entschuldige. Mir ist nur gerade etwas eingefallen. Es wird sich bald überall herumgesprochen haben, dass wir uns trennen. Und ich bin nicht da, um dir zu helfen, den Gerüchten entgegenzutreten.“
„Keine Sorge, das schaffe ich schon.“ Phillips Hilfe, so gut sie auch gemeint war, würde die Situation sicher eher verschlimmern.
„Aber man wird dir die Schuld zuschieben, Kia. Es gibt bestimmt Leute, die meinen, du hättest mich wegen meiner Behinderung fallen lassen.“
„Nicht, wenn wir ehrlich sind“, sagte sie. Vielleicht mit Ausnahme eines bestimmten Journalisten. „Mit Ehrlichkeit fährt man immer noch am besten.“
„Hoffentlich hast du recht.“
„Ich muss jetzt wirklich los, Phillip.“
„Kia?“
„Ja?“ Allmählich wurde sie ungeduldig.
„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“
„Aber natürlich. Lieb, dass du fragst. Ich rufe dich bald wieder an.“ Hastig legte sie auf. Auf keinen Fall durfte er herausbekommen, was sie für Brant empfand. Das war etwas, das wirklich nur sie etwas anging.
8. KAPITEL
Um zehn nach acht trat Kia aus dem Fahrstuhl. Fast wäre sie auf Zehenspitzen in ihr Büro geschlichen, für den Fall, dass Brant bereits an seinem Schreibtisch saß. Aber so verhielt sich nur ein Feigling. Also straffte sie die Schultern und ging mit schnellen langen Schritten auf ihr Büro zu. Alle Büros, an denen sie vorbeikam, waren noch leer.
Vor Brants Büro blieb sie kurz stehen und steckte den Kopf durch die leicht angelehnte Tür. Natürlich war er noch nicht da, das hätte sie sich gleich denken können. Hatte sie wirklich geglaubt, er sitze bereits im Büro?
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