Maxwell 01 - Nur du kannst die Menschheit retten
eindringen?«
Kirsty knurrte fast. »Ich habe
dich
gefragt. Jetzt setz dich und denk nach!«
Johnny setzte sich.
»Ich glaube nicht, daß wir’s können«, sagte er. »Ich bin immer in meinem Raumjäger. Ich glaube, die Dinge müssen so aussehen wie auf dem Bildschirm.«
»Hmm. Ich schätze, das ergibt einen Sinn.« Kirsty steckte einen Stift in den Anspitzer, der daraufhin einen Moment lang surrte. »Und wir wissen nicht, wie es da drinnen aussieht.«
Johnny starrte an die Wand. Zwischen den anderen Dingen, die über dem Bett an die Wand geheftet waren, entdeckte er eine Siegerurkunde im Weitsprung der Juniorenklasse. Sie gewinnt alles, dachte er. Wow. Sie geht einfach davon aus, daß sie gewinnen wird. Jemand, der immer überzeugt ist, daß er gewinnen wird…
Er starrte nach oben auf die Filmplakate. Da hing eins, das er schon oft gesehen hatte. Ein sehr bekanntes. Das geifernde, außerirdische Monster. Man hätte annehmen können, daß ein
C-Inlay-4-Details-Poster
über ihrem Bett hängen würde, aber nein, da hing dieses Monster…
»Jetzt erzähl mir nicht, daß du in das Schiff eindringen willst, um die Korridore entlangzulaufen und ScreeWee abzuschießen«, sagte er. »Das hast du doch bestimmt vor, oder?«
»Taktisch…«, begann sie.
»Das darfst du nicht. Der Captain würde es nicht wollen. Nicht, daß du ScreeWee abschießt.«
Kirsty warf verärgert die Arme in die Luft.
»Das ist
dumm
«, sagte sie. »Wie soll man denn gewinnen, ohne den Feind zu töten?«
»Ich soll sie nicht töten, ich soll sie retten. Wie auch immer, es sind ja auch keine richtigen Feinde. Ich kann nicht rumlaufen und sie abknallen.«
Kirsty wirkte nachdenklich.
»Weißt du«, sagte sie, »daß es mal einen afrikanischen Stamm gegeben hat, der kein Wort für ›Feind‹ hatte, außer die Bezeichnung ›ein Freund, dem wir noch nicht begegnet sind‹?«
Johnny lächelte. »Genau«, sagte er. »Und deswegen…«
»Aber sie sind alle im Jahre 1802 getötet und gefressen worden«, sagte Kirsty. »Außer den wenigen, die als Sklaven verkauft wurden. Der letzte von ihnen starb 1864 in Mississippi, und er war
sehr bestürzt
.«
»Das hast du dir grade ausgedacht«, sagte Johnny.
»Nein. Ich habe einen Preis in Geschichte gewonnen.«
»Hab ich mir fast gedacht«, sagte Johnny. »Aber ich werde niemanden töten.«
»Dann kannst du nicht gewinnen.«
»Ich will nicht gewinnen. Ich will nur nicht, daß sie verlieren.«
»Du bist
wirklich
eine Pfeife, was? Wie kann man bloß mit der Erwartung durchs Leben gehen, daß man ständig verliert?«
»Tja, mir bleibt wohl nichts anders übrig. Schließlich ist die Welt voller Menschen wie dir.«
Johnny merkte, daß er wieder wütend wurde. Das passierte nicht oft. Normalerweise wurde er still und einfach unglücklich. Wut war etwas Ungewöhnliches. Aber wenn sie kam, kochte er über.
»Sie haben versucht, mit dir zu reden, und du hast nicht mal zugehört! Du warst der einzige andere Spieler, der sich so weit darauf eingelassen hat! Du warst so wild drauf, zu gewinnen, daß du ins Spiel eingedrungen bist! Und du hättest es viel besser geschafft, sie zu retten, als ich! Aber du hast nicht mal zugehört! Ich
habe
zugehört, und ich habe eine Woche lang versucht, die Menschheit im Schlaf zu retten! Es sind immer wieder Leute wie ich, die so was machen müssen! Es sind immer die Leute, die nicht besonders clever sind und auch keine Preise gewinnen, die für andere ständig den Kopf hinhalten müssen und getötet werden! Und du hast einfach nur rumgelungert und zugeguckt! Es ist genau wie im Fernsehen! Die Sieger haben ihren Spaß. Gewinnertypen verlieren nicht, schlimmstenfalls landen sie auf dem zweiten Platz! Es sind all die anderen Leute, die verlieren! Und jetzt denkst du auch nur dran, dem Captain zu helfen, weil du glaubst, sie ist wie du! Was soll’s, es ist mir inzwischen scheißegal. Miss Oberschlau! Ich hab mein Bestes getan! Und ich werde es auch weiterhin tun! Sie werden alle zurückkehren, und es wird dasselbe passieren wie mit den Space Invaders! Und ich werde dabeisein, jede Nacht!«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
Es klopfte an der Tür, und da Mütter nun einmal so waren, wie sie waren, stand Kirstys Mutter auch schon im Zimmer – mit einem breiten Grinsen und einem Tablett.
»Ich dachte, daß ihr beide etwas Tee mögt«, sagte sie. »Und…«
»
Ja,
Mutter«, sagte Kirsty und verdrehte die Augen.
»… ich habe noch ein paar Makronen mitgebracht. Weißt
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