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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einfach nur ein bißchen grau und verschwommen.
    Wenn man Angst hat, nimmt man vieles wahr. Kleine Details gewinnen an Bedeutung.
    Johnny stellte fest, daß es zwischen den Toten Unterschiede gab. Mr. Vicenti hatte fast… wie soll man sagen?… lebendig ausgesehen. William Stickers war etwas farbloser. Der Stadtrat war an den Rändern eindeutig durchsichtig. Aber bei den anderen, die viktorianische Kleider, seltsame Mäntel und Kniehosen aus früheren Zeiten trugen, waren viele dabei, die fast überhaupt keine Farbe mehr hatten und irgendwie substanzlos wirkten, so daß sie kaum mehr als Luft waren, die eine bestimmte Form angenommen hat. Luft, die gehen konnte.
    Sie waren nicht verblaßt, nur weiter weg, in einer Dimension, die außerhalb der normalen drei lag.
    Wobbler und die anderen beiden starrten ihn immer noch an.
    »Johnny? Bist du okay?« sagte Wobbler.
    Johnny erinnerte sich an einen Aufsatz in einem Erdkundebuch, in dem es um die Überbevölkerung ging. Für jeden, der heute lebte, so hieß es da, gab es in der Vergangenheit zwanzig Menschen, wenn man bis zu der Zeit zurückrechnete, als man gerade mal so von Menschen reden konnte.
    Oder um es anders auszudrücken, hinter jedem Lebenden standen zwanzig Tote.
    Hinter Wobbler war ein ganzer Haufen. Johnny wollte ihm das allerdings nicht unbedingt mitteilen.
    »Es ist richtig kalt geworden«, meinte Bigmac.
    »Wir müssen zurück«, sagte Wobbler mit etwas zittriger Stimme. »Ich muß meine Hausaufgaben machen.«
    Das bewies nun wirklich, daß er Angst hatte. Es mußten schon Zombies kommen, damit Wobbler es vorzog, seine Hausaufgaben zu machen.
    »Ihr seht sie nicht, oder?« sagte Johnny. »Sie sind überall um uns herum, aber ihr seht sie nicht.«
    »Normalerweise können die Lebenden die Toten nicht sehen«, erklärte Mr. Vicenti. »Ich nehme an, das ist zu ihrem Besten.«
    Die drei Jungs hatten sich enger aneinander gedrängt.
    »Komm schon, hör auf mit dem Quatsch«, sagte Bigmac.
    »Hah«, schnaubte Wobbler. »Er versucht nur, uns Angst einzujagen. Wie die Tote Hand auf Parties. Hah. Nun, es funktioniert nicht. Ich gehe nach Hause. Kommt mit, Leute.«
    Er drehte sich um und ging ein paar Schritte.
    »Wartet mal«, sagte Yo-less. »Es ist irgendwie seltsam –«
    Er schaute sich auf dem leeren Friedhof um. Der Rabe – oder war es doch eine Saatkrähe gewesen? – war längst weggeflogen.
    »Irgendwie seltsam«, murmelte er.
    »Seht euch doch um«, sagte Johnny. »Sie sind da! Sie stehen überall um uns herum!«
    »Ich werde meiner Mutter von dir erzählen«, sagte Wobbler. »Das ist wieder Satanswerk!«
    »John Maxwell!« rief der Stadtrat dröhnend. »Wir müssen mit dir reden!«
    »Das stimmt!« sagte auch William Stickers. »Es ist wichtig!«
    »Worüber?« fragte Johnny. Er versuchte, über seine Angst hinwegzukommen, und er fühlte sich seltsam ruhig. Das Lustige war, wenn man sich ganz oben auf dem Höhepunkt seiner Angst befand, dann war man ein ziemliches Stück größer.
    »Über das hier!« sagte William Stickers und wedelte mit der Zeitung.
    Wobbler schnappte nach Luft. In der Luft schwebte eine aufgerollte Zeitung.
    »Poltergeist-Aktivitäten!« sagte er. Er fuchtelte mit zitternden Fingern vor Johnnys Nase herum. »Das kommt bei Pubertierenden vor. Das habe ich in einer Zeitschrift gelesen! Untertassen fliegen durch die Luft und solches Zeugs. Gleich wird sein Kopf sich im Kreis drehen!«
    »Wovon spricht der dicke Junge?« fragte der Stadtrat.
    »Und was ist die Tote Hand?« wollte Mr. Vicenti wissen.
    »Wahrscheinlich gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür«, sagte Yo-less, als die Zeitung wieder durch die Luft flatterte.
    »Welche?« sagte Bigmac.
    »Ich überlege gerade!«
    »Sie schlägt sich selbst auf!«
    William Stickers hatte die Zeitung aufgeblättert.
    »Wahrscheinlich ist es nur ein ungewöhnlicher Windstoß!« sagte Yo-less und wich zurück.
    »Ich kann keinen Wind spüren!«
    »Deshalb ist er ja so ungewöhnlich!«
    »Was wirst du deswegen unternehmen?« fragte der Stadtrat.
    »Entschuldige, aber diese Tote Hand, was ist das?«
    »Könntet ihr alle mal STILL SEIN?« brüllte Johnny.
    Sogar die Toten gehorchten.
    »Okay«, sagte er und wurde etwas ruhiger. »Äh. Seht mal, äh, Jungs, diese… Leute… wollen mit uns reden. Mit mir jedenfalls –«
    Yo-less, Wobbler und Bigmac starrten gebannt die Zeitung an. Sie schwebte reglos mehr als einen Meter über dem Boden.
    »Die… die… Atembehinderten?« fragte

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