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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sollte alle evakuieren und dann den Block in die Luft sprengen. Die Leute, die nur
in der Nähe
wohnten, waren für Sprengen ohne vorherige Räumung.
    Das Merkwürdige an der Siedlung war, daß die vierzehn Stockwerke hohen Häuser zwar ganz eng aneinandergedrängt standen, aber von einer riesigen Fläche umgeben waren, die theoretisch aus Rasen bestehen sollte (»weitläufige Grünfläche«), aber inzwischen ganze Kolonien von Chipstüten und ausgebrannten Autos beherbergte.
    »Eklige Gegend«, sagte Wobbler.
    »Irgendwo müssen die Leute ja wohnen«, meinte Yo-less.
    »Meinst du, der Typ, der das entworfen hat, wohnt hier?« sagte Johnny.
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Bigmacs Bruder sollte man lieber nicht zu nahe kommen«, sagte Wobbler. »Der spinnt. Hat Tätowierungen und so. Und jeder weiß, daß er klaut. Videos und so. Aus den Fabriken. Und er hat Bigmacs Hamster umgebracht, als er klein war. Und er wirft seinen Kram aus dem Fenster, wenn er wütend ist. Und wenn Clint rausgelassen wird –«
    Clint war der Hund von Bigmacs großem Bruder und angeblich aus dem Rottweiler/Pit-Bull-Mischlings-Züchterverein rausgeworfen worden, weil er zu bösartig war.
    »Der arme Bigmac«, meinte Johnny. »Kein Wunder, daß er so scharf auf diesen Militärkram ist.«
    »Ich glaube, er will in die Armee, damit er übers Wochenende seine Pistole mit heimnehmen kann« sagte Yo-less.
    Wobbler warf einen nervösen Blick auf die gewaltige Häusermasse der Siedlung. »Hah! Am liebsten würde er den Panzer mit nach Hause nehmen.«
    Der Transporter von Bigmacs Bruder stand auf dem Platz, der ursprünglich zum Wäschetrocknen gedacht war. Die Türen und die vorderen Kotflügel hatten unterschiedliche Farben. Clint hockte auf dem Vordersitz, ans Lenkrad gekettet. Der Transporter war das einzige Fahrzeug, das in der Umgebung der Joshua-N’Clement-Häuser unverschlossen dastehen konnte.
    »Wirklich seltsam«, sagte Johnny. »Wenn man es sich recht überlegt, meine ich.«
    »Was meinst du?« fragte Yo-less.
    »Na, da gibt’s einen riesigen Friedhof für Tote, und die Lebendigen sind in dem Ding da zusammengepfercht«, sagte Johnny. »Ich meine, da scheint jemand irgendwas ziemlich falsch verstanden zu haben.«
    Bigmac kam gerade aus dem Haus; er trug einen Stapel Kartons. Er nickte Johnny mutlos zu und schob die Kartons in den Laderaum des Wagens.
    »Hallo Jungs«, sagte er.
    »Wo ist dein Bruder?«
    »Oben. Kommt, laßt uns gehen.«
    »Bevor er runterkommt, meinst du«, sagte Wobbler.
    »Hör bloß auf.«
     
    Der Wind raschelte in den Pappeln und säuselte um die uralten Urnen und kaputten Grabsteine.
    »Ich weiß nicht, ob das richtig ist«, sagte Wobbler, als die vier am Tor angekommen waren.
    »Da sind überall Kreuze«, beruhigte ihn Yo-less.
    »Ja, aber ich bin Atheist«, sagte Wobbler.
    »Dann solltest du auch nicht an Gespenster glauben –«
    »Verstorben weiterlebende Bürger«, korrigierte Bigmac ihn.
    »Bigmac?« sagte Johnny.
    »Ja?«
    »Was hast du da hinter dem Rücken versteckt?«
    »Nichts.«
    Wobbler reckte den Hals.
    »Ein angespitztes Stück Holz«, berichtete er. »Und einen Hammer.«
    »Bigmac!«
    »Na ja, man kann nie wissen –«
    »Laß das hier!«
    »Oh, na
gut

    »Und überhaupt, bei Geistern wirken die Pflöcke nicht. Die sind für Vampire«, klärte ihn Yo-less auf.
    »Vielen Dank«,
sagte Wobbler.
    »Das hier ist doch bloß ein Friedhof«, sagte Johnny. »Es gibt hier gesetzliche Bestimmungen und all so was! Wir sind doch nicht in Transsylvanien! Hier gibt es nur Tote! Deswegen braucht man sich doch nicht zu fürchten, oder? Tote sind einfach Leute, die mal gelebt haben! Du würdest dich bestimmt nicht so blöd aufführen, wenn hier Lebende begraben wären.«
    Sie gingen den North Drive entlang.
    Es war faszinierend, wie auf dem Friedhof alle Geräusche leiser wurden. Es gab nur ein paar überwucherte Eisengeländer und einige kahle Bäume zwischen dem Gebäude und der Straße, aber jeglicher Lärm wurde sofort gedämpft, als ob man ihn durch eine Wolldecke hindurch hörte. Statt dessen drang Stille auf sie ein – sie drängte von unten hoch, dachte Johnny, wie Wasser, das man atmen konnte. Sie rauschte. Auf dem Friedhof machte die Stille ein Geräusch.
    Der Kies knirschte unter ihren Füßen. Die Flächen vor einigen der neueren Gräber hatte man mit grünen Steinen dekoriert. Jetzt blühten dort winzige Steingartenpflanzen.
    In einem der Bäume krächzte eine Krähe; vielleicht war es aber

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