Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
sagte der Geist von Mr. Grimm schnell. »Wenn ich hier bleibe, dann nur, weil ich hier sein will. Ich weiß, wo ich hingehöre. Ich weiß, was sich gehört. Ich könnte gehen, wann immer ich will. Aber ich habe schließlich meinen Stolz. Leute wie du können das nicht verstehen. Sie nehmen das Leben nicht ernst genug.«
Es war kein langer Artikel in der Zeitung gewesen. Mr. Vicenti hatte recht gehabt. Damals wurde über solche Dinge nicht viel geschrieben. Mr. Grimm war ein ehrenwerter Bürger gewesen, der sich immer geduckt hatte, ein Mann aus den hinteren Reihen, und dann war sein Geschäft pleite gegangen, und es hatte irgendwie Ärger wegen Geld gegeben, und dann war da der Kanal. Mr. Grimm hatte das Leben sehr ernst genommen, seines ganz besonders.
Über solche Sachen redete man damals nicht. Selbstmord war ein Verbrechen. Johnny fragte sich, warum. Es bedeutete, daß man, wenn man vorbeischoß oder das Gas ausging oder das Seil riß, auch noch ins Gefängnis gesperrt wurde, damit man begriff, daß das Leben wirklich lustig und durchaus lebenswert war.
Mr. Grimm schlang die Arme um die Knie.
Johnny wußte, daß er nichts mehr zu sagen hatte, also sagte er nichts.
Statt dessen stopfte er den kleinen Fernseher tief in einen Busch, wo niemand, nicht einmal der beste Naturschützer, ihn finden würde.
»Können Sie ihn mit Ihren Gedanken einschalten?« sagte er.
»Wer sagt denn, daß ich das will?«
Der Fernseher ging an, und leise erklang eine bekannte Erkennungsmelodie.
»Warten Sie mal«, sagte Johnny. »Sie haben eine ganze Woche verpaßt… Mrs. Swede hat gerade herausgekriegt, daß Janine nicht auf die Party gegangen ist… Mr. Hatt hat Jason entlassen, weil er denkt, daß er das Geld gestohlen hat… und…«
»Ich verstehe.«
»Also… ich gehe dann, ja?«
»In Ordnung.«
Johnny wandte sich noch einmal um.
»Ich bin sicher, daß die Stunden wie im Flug vergehen werden.«
»Ja, sicher.«
»Also… tschüs dann.«
»Sicher.«
»Mr. Grimm?« Johnny wollte sagen: Sie können gehen, wann immer Sie wollen. Aber dafür schien es keinen Grund zu geben.
»Sicher.«
Johnny sah noch eine Weile zu, dann drehte er sich um und ging fort. Die anderen zwei warteten an der Telefonzelle auf ihn.
»War er da?« sagte Yo-less.
»Ja.«
»Was macht er jetzt?«
»Er sieht fern«, sagte Johnny.
»Ich nehme an, Gespenster tun das ziemlich oft«, sagte Wobbler.
»Schätze schon.«
»Alles in Ordnung?«
»Ich habe nur über den Unterschied zwischen Himmel und Hölle nachgedacht.«
»Klingt gar nicht in Ordnung, wenn ihr mich fragt.«
Johnny blinzelte. Er sah sich die Welt an.
Sie war, ohne übertreiben zu wollen, wundervoll.
Sie war nicht schön. Oder gut. Aber es gab so viele… Dinge. Man konnte nie alles ergründen. Ständig wurde man von neuem überrascht…
»Also gut«, sagte er. »In Ordnung. Was machen wir jetzt?«
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