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Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Titel: Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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von der Straße geschafft, sondern auch noch über den Bürgersteig und ein Blumenbeet in den Stadtrat-Bowler-Gedächtnis-Trog.
    Die Dampfwolken waren eigentlich recht hübsch. Kleine Regenbogen flimmerten darin.
    »Aha«, sagte eine Stimme, als jemand die Autotür öffnete. »Wen haben wir denn da?«
    »Ich glaube, ich hab mir den Kopf angeschlagen«, sagte Bigmac.
    Eine große Hand umfaßte seinen Arm und zerrte ihn aus dem Wagen. Bigmac blickte auf und sah zwei runde Gesichter, denen »Polizist« auf die Stirn geschrieben stand. Es waren sehr große Gesichter.
    »Das ist das Auto von Dr. Roberts«, sagten sie. »Und du, mein Junge, bist jetzt dran. Wie heißt du?«
    »Simon Wrigley«, murmelte Bigmac. »Ms. Partridge weiß alles über mich…«
    »Ach ja? Und wer soll das sein?«
    Bigmac blinzelte die beiden Gesichter an, die wie durch ein Wunder ineinander übergingen und zu einem wurden.
    Er mochte Ms. Partridge ganz gern. Sie war fies. Die beiden Sozialarbeiterinnen, mit denen er zuvor zu tun gehabt hatte, hatten ihn wie ein Weichei behandelt, aber Ms. Partridge ließ keinen Zweifel daran, daß sie der Ansicht war, Bigmac hätte gleich nach der Geburt erwürgt werden sollen. Jemanden wie sie konnte man
respektieren.
Sie gab ihm wenigstens nicht das Gefühl, ein nutzloser Spinner zu sein.
    Dann fiel ihm etwas ein.
    »Wann bin ich?« sagte er und rieb sich den Kopf.
    »Als erstes will ich jetzt wissen, wo du wohnst – « der Polizist beugte sich vor. Irgendwas an Bigmac störte ihn. »Was meinst du mit: Wann bin ich?« fragte er.
    »In welchem Jahr?«
    Der Polizist hatte ziemlich feste Vorstellungen, was mit Autodieben zu geschehen hatte, aber meistens wußten die wenigstens, welches Jahr man schrieb.
    »Wir haben 1941«, sagte er und richtete sich wieder auf. Er starrte Bigmac mißtrauisch an.
    »Wer ist der Kapitän der englischen Cricketmannschaft?« fragte er.
    Bigmac blinzelte.
    »Was? Müßte ich das wissen?«
    »Wer hat letztes Jahr das Bootsrennen gewonnen?«
    »Welches Bootsrennen?«
    Der Polizist starrte ihn wieder an.
    »Und was hast du da am Gürtel?«
    Bigmac blinzelte wieder und sah an sich hinunter.
    »Das hab ich nicht geklaut«, sagte er schnell. »Und es ist sowieso nur ein Radio.«
    »Und was ist das für ein Draht, der zu deinem Ohr führt?«
    »Wie kann man so blöd sein? Das ist ein Kopfhörer!«
    Die Hand des Polizisten landete auf seiner Schulter, mit jenem Nachdruck, der nahelegte, daß sie ihn so schnell nicht wieder loslassen würde.
    »Du kommst lieber mit, Fritz«, sagte er. »Ich bin doch nicht von gestern.«
    Bigmacs Hirn schaffte es endlich, sich wieder richtig einzustellen. Er starrte die Uniform an, dann die Menschenmenge dahinter, und es dämmerte ihm, daß er ganz allein war, und weit, weit weg von daheim.
    »Ich bin auch nicht von gestern«, sagte er. »Hilft das irgendwas?«
     
    Johnny, Kirsty und Yo-less saßen in einem kleinen Park. Soweit Johnny sehen konnte, würden hier einmal ein Teil der Ringstraße und eine Verkehrsinsel sein. Jetzt gab es eine Bank und ein paar Geranien.
    »Heute nacht werden sie Bomben auf die Paradise Street werfen«, sagte Johnny.
    »Wo ist denn das?« wollte Yo-less wissen.
    »Hier. Dort, wo die Sportanlage war… sein wird, meine ich.«
    »Nie davon gehört.«
    »Ja. Das hab ich doch
gesagt.
Es wird alles zerstört. Und wißt ihr, was das Komische daran ist?«
    »Es ist was Komisches dran?« fragte Kirsty.
    »Es war ein Versehen! Die Deutschen wollten eigentlich die Verladestation in Slate treffen! Aber dann haben sie sich ein bißchen verflogen, und das Wetter wurde schlechter, und sie haben die Bahnanlagen hier gesehen und alle Bomben abgeworfen und sind wieder heimgeflogen. Und alle waren im Bett, weil der Fliegeralarm nicht funktioniert hat.«
    »Schon gut, schon gut, das hast du mir schon mal erzählt, und alles über Adolf und Stalin. Es ist sehr traurig, aber du solltest dich nicht so darüber aufregen«, sagte Kirsty. »Das ist Geschichte. Solche Sachen passieren in der Geschichte.«
    »Hörst du mir denn nicht zu? Es ist noch nicht passiert. Heute ist
jetzt.
Es wird
heute nacht
passieren!«
    Sie starrten die Geranien an.
    »Warum sind wir noch nicht zurückgereist?« wollte Kirsty wissen. »Wir sind schon eine Ewigkeit hier.«
    »Wie soll ich das wissen?« meinte Johnny. »Vielleicht bleibt man um so länger, je weiter man gereist ist.«
    »Und ganz zufällig sind wir in einer Zeit gelandet, über die du alles weißt«, sagte Yo-less.

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