Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel
Willie-Wobbler-Clown – «
»Willie Wobbler!«
rief Kirsty.
»Tut mir leid. Die Zeiten waren damals unschuldiger«, sagte Wobbler. »Und dann habe ich mit… anderen Sachen angefangen. Zum Beispiel mit weichem Klopapier. Ehrlich, das Zeug, das es in den Vierzigern gab, hätte man als Dachpappe benutzen können. Und als das gut lief, hab ich angefangen, den Leuten zuzuhören. Leuten mit guten Ideen wie: ›Ich glaube, ich könnte einen
wirklich kleinen
Kassettenrecorder herstellen, den die Leute mit sich herumtragen könnten.‹ Und dann sagte ich: ›Das könnte funktionieren; hier ist ein bißchen Geld für den Anfang.‹ Oder: ›Wissen Sie, ich glaube, ich weiß, wie man Fernsehsignale auf Band aufzeichnen kann, damit Leute sich die Sendungen später ansehen können.‹ Und ich sagte: ›Wunderbar! Was Ihnen so einfällt! Ich habe genug Geld, warum gründen wir nicht eine Firma und stellen diese Maschinen und Bänder her? Und wenn Sie gerade schon dabei sind, denken Sie doch mal darüber nach, ob man auch Kinofilme auf solchen Bändern verkaufen könnte.‹«
»Das ist ja
geschummelt
«, sagte Kirsty empört.
»Wieso denn?« meinte Wobbler. »Die Leute waren froh, daß ich ihnen zuhörte, weil alle anderen sie für verrückt hielten. Ich habe Geld verdient, aber sie auch.«
»Bist du jetzt Millionär?« fragte Bigmac.
»O nein. Millionär war ich schon 1955. Ich bin jetzt Billionär, glaube ich.« Wieder schnippte er mit den Fingern. Der schwarzgekleidete Chauffeur, der lautlos hinter ihnen aufgetaucht war, trat vor.
»Ich
bin
doch Billionär, oder, Hickson?«
»Jawohl, Sir John. Mehrfacher.«
»Dachte ich’s doch. Und ich glaube, ich besitze auch irgendwo eine Insel. Wie hieß sie noch… Tasmanien, glaube ich.«
Wobbler tastete wieder über seine Taschen und holte schließlich eine kleine silberne Schachtel hervor. Er klappte sie auf und holte zwei Pillen heraus, die er schluckte. Er zog eine Grimasse und trank einen Schluck Wasser.
»Du hast deine Fritten noch gar nicht angerührt«, sagte Johnny.
»Ach, die habe ich nur bestellt, damit ihr Bescheid wißt«, sagte Wobbler. »Ich darf keine essen. Guter Gott. Ich muß Diät halten. Kein Natrium, kein Cholesterin, wenig Stärke, kein Zucker.« Er seufzte. »Sogar ein Glas Wasser ist vermutlich schon zu aufregend.«
Der Geschäftsführer der Burgerbar hatte endlich den Mut aufgebracht, sich dem Tisch zu nähern.
»Sir John!« sagte er. »Es ist uns eine wirkliche Ehre – «
»Ja, danke. Bitte gehen Sie, ich unterhalte mich gerade mit meinen Freunden – « Wobbler hielt inne und grinste boshaft.
»Sind die Fritten in Ordnung, Bigmac? Richtig knusprig?« fragte er. »Was ist mit dem Milchshake, Yo-less? Hat er die richtige Konsistenz?«
Die Jungen blickten zu dem Geschäftsführer auf, der plötzlich aussah wie jemand, der zu dem Gott aller Leute betet, die mit Namensschildern aus Plastik herumlaufen müssen, auf denen steht: »Ich heiße KEITH.«
»Äh… schon in Ordnung«, meinte Bigmac.
»Großartig«, sagte Yo-less.
KEITH grinste sie erleichtert an.
»Sie sind immer gut«, sagte Yo-less.
»Ich erwarte«, sagte Bigmac, »daß sie auch
weiterhin
gut sind.«
KEITH nickte eilig.
»Wir sind meistens samstags hier«, fügte Bigmac hilfreich hinzu. »Wenn Sie uns brauchen sollten…«
»Danke, Keith, Sie dürfen gehen«, sagte Wobbler. Er zwinkerte Bigmac zu, als der Geschäftsführer sich fast im Laufschritt entfernte.
»Ich weiß, ich sollte so was nicht tun«, sagte er, »aber es ist dieser Tage der einzige Spaß, den ich noch habe.«
»Warum bist du hergekommen?« fragte Johnny leise.
»Ach, ich konnte einfach nicht widerstehen, mal nachzusehen«, sagte Wobbler. »Ich dachte, es könnte… interessant sein… mich selbst aufwachsen zu sehen. Ich hab mich natürlich nicht eingemischt.« Sein Lächeln verblaßte. »Und dann habe ich festgestellt, daß ich nie geboren wurde. Es gab mich einfach nicht. Meine Mutter wohnte in London und war mit einem anderen verheiratet. Das ist das Gute an Geld. Man kann so viele Privatdetektive anheuern, wie man will.«
»Das ist doch Unsinn«, sagte Kirsty. »Du
lebst,
das ist nicht zu übersehen.«
»O ja«, sagte Wobbler. »Ich bin geboren worden. In einer anderen Zeit. In dem Bein der Zeithose, in dem wir alle existieren. Und dann bin ich mit euch in der Zeit gereist und… irgendwas ist schiefgegangen. Ich weiß nicht, was. Also… mußte ich mich auf diesen langen Weg machen. Man könnte sagen,
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