MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
kam auf mich zu und sah mich prüfend an. „Hast du gut geschlafen?“
„ Gut geschlafen? So würde ich das zwar nicht beschreiben, aber ja, ich war im Koma, bis Dad in mein Zimmer kam. Was hast du mir da gestern gegeben?“
„ Es war nur etwas, was dich ohne Träume schlafen lässt. Ich dachte, dass dir nach den ganzen Neuigkeiten von gestern eine ruhige Nacht gut tut.“
„ Das tat es. Ich gehe jetzt gleich ins Bad und mach mich fertig. Um wie viel Uhr müssen wir los?“
Mom schaute mich mütterlich und mit zusammengepressten Lippen an. Ich wusste, was dieser Blick zu bedeuten hatte.
„ Nein, Mom! Auf keinen Fall. Ich werde nicht wieder hier herumsitzen und warten. Ich begleite dich!“, sagte ich eher flehend als bestimmend.
„ Maya, bitte sei vernünftig! Ich kann dich nicht mitnehmen.“
„ Du kannst oder du willst nicht?“
Ich schaute sie herausfordernd an. Sie verdrehte die Augen und schnalzte mit der Zunge.
„ Bitte Mom! Chris hat gestern selbst gesagt, dass das Ritual, dass sie an dir durchführen müssen, sehr gefährlich ist. Ich möchte da in jedem Fall dabei sein.“
Eigentlich war das nur die halbe Wahrheit, denn ich wollte auch bei der anschließenden Rettung von Nina und Marc dabei sein. Ich hoffte, dass sich das zur geeigneten Zeit ergeben würde.
„ Maya, bitte!“, sie schaute mich flehend an.
„ Nein, ich sag es sonst Dad!“
Das war meine letzte Chance. Es war total ungerecht, Mom damit zu erpressen, aber ich sah keinen anderen Ausweg. Sie funkelt mich wütend an und schüttelte den Kopf.
„ Unfair! Sehr unfair!“, sie stütze ihre Arme in die Seiten. „Aber du wirst einzig bei dem Ritual dabei sein. Danach wartest du im Gewölbe auf uns. Ich möchte mich nicht auch noch um dich kümmern müssen. Verstanden!“
„ Verstanden!“, log ich. Erst mal diesen Etappensieg einstecken. Alles andere wird sich ohnehin ergeben. Chris war mit Sicherheit leichter davon zu überzeugen, mich mitzunehmen.
„ Was ist mit Dad?“
„ Ich hab ihm gesagt, ich müsse noch mal in die Redaktion, meinen Artikel überarbeiten. Du gehst am besten zu Heide-Marie. Wir treffen uns später dort.“
„ Werden wir wieder Springen?“
Allein bei dem Gedanken drehte sich mein Magen. Ein angenehmes Gefühl war das wirklich nicht. Marc hatte Recht, als er sagte, man macht es nicht gerne.
„ Wir beiden werden mit dem Auto zum Treffpunkt fahren. Ich darf kurz vor dem Ritual nicht mehr Springen. Mein Körper sollte, so gut es geht, ausgeruht sein. Mich strengt das Springen auch an, obwohl ich es schon weitaus öfters als du getan habe.“
Sie ging zur Tür und drehte sich dann noch einmal um.
„ Um 12:30 Uhr bei Heide-Marie. Sei pünktlich, sonst gehen wir ohne dich.“
„ Das werde ich sein, darauf kannst du wetten.“
Sie öffnete die Tür, schloss sie hinter sich und ich konnte hören, wie sie die Treppenstufen herunterlief. Hastig schnappte ich mir meine Klamotten und rannte ins Bad. In Rekordgeschwindigkeit war ich fertig. Jeans, Pulli und meine Haare streng zu einem Zopf gebunden, stand ich vor dem Spiegel. Hätte mir vor drei Wochen jemand gesagt, dass ich heute an einem Ritual von Hexer und Hexen teilnehmen würde, um anschließend meine Freunde zu retten, die von
Skrulks
festgehalten wurden, hätte ich ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. Jetzt, kurz bevor ich das Haus verlassen würde, um genau das alles zu erleben, machte sich Nervosität in mir breit. Ich hielt die Hände vor mein Gesicht. Sie zitterten leicht. Ich ließ mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, um meinen Kreislauf zu stabilisieren. Dann ging ich zurück in den Flur und die Treppe hinunter. Dad saß am Küchentisch und starrte in seinen Laptop.
„ Ich bin dann weg, Dad“, ich griff nach meiner Jacke und schlüpfte in die Schuhe. Mom schien alles am Abend zuvor noch an seinen Platz geräumt zu haben.
„ Ja klar, lasst mich nur alle alleine“, witzelte er grinsend.
Ich warf ihm einen Handkuss zu und verließ das Haus. Ich hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, Dad so anzulügen. Was wäre, wenn etwas schief gehen würde? Ich wollte mir diesen Gedanken gar nicht erst ausmalen. Draußen auf der Straße ging ich, bis mich Dad nicht mehr durchs Küchenfenster sehen konnte, dann begann ich, zu rennen. Als ich an Ninas Haus vorbeirannte, überlegte ich kurz, was wohl ihre Eltern gerade machten. Sie dachten bestimmt, Nina wäre bei mir. Sie hatten keine Ahnung, was wirklich los war. Ich bog in die
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