MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
Atem war gleichmäßig, sein Gesicht angespannt. Er starrte die drei Machos finster an.
„ Gibt es hier irgendein Problem?“, fragte er schließlich. Seine Stimme war tief, fast schon zornig.
„ Misch dich lieber nicht ein. Dreh dich am besten wieder um und geh zu deinen verwöhnten Freunden sonst …“, bevor er den Satz beenden konnte, fiel ihm Kevin schroff ins Wort.
„ Sonst was?“ Kevin hob sein Kinn herausfordernd nach oben, schob mich behutsam zur Seite und trat einen Schritt auf ihn zu. Der Macho machte keinen Rückzieher, er ging ebenfalls auf Kevin zu.
„ Sonst könnte es passieren, dass dein schönes Gesicht etwas abbekommt!“, erwiderte er und zog abwertend die Mundwinkel hoch. Seine Kumpels standen die ganze Zeit über mit verschränkten Armen hinter ihm. Kevins Mimik veränderte sich und man konnte zum ersten Mal eine Regung erkennen. Sie verschwand jedoch, als ihn plötzlich jemand am Arm packte und nach hinten zog. Dala und Pierre waren dazu gekommen. Während Dala Kevin in die Augen schaute, ohne ein Wort zu sagen, stellte sich Pierre direkt vor die drei Kerle. Pierre war keiner dieser Angst einflößenden Jungs. Er war klein und zierlich. Durch sein bubenhaftes Gesicht und seine schulterlangen Haare wirkte er eher wie ein Softie. Dennoch gingen die Drei, ohne ersichtlichen Grund, einige Schritte rückwärts und wandten sich einfach ab. Der Obermacho guckte noch einmal zu uns.
„ Wir sehen uns. Bete schon mal, dass deine Freunde auch wieder in der Nähe sind.“ Daraufhin verschwanden sie in der Menschenmenge. Ob er mit seiner letzten Äußerung uns oder Kevin gemeint hatte, war unklar. Erleichtert atmete ich aus.
Ich beobachtete, wie Dala Kevin zu sich zog. Ich konnte erkennen, dass sie über etwas diskutierten. Zumindest sahen die Gestiken danach aus. Pierre blickte uns beiläufig an, bevor er Richtung Empore lief. Wir standen reglos da und verfolgten, was um uns herum geschah. Langsam fiel die Anspannung von mir ab. Völlig irritiert versuchte ich das, was eben geschehen war, zu verarbeiten. Wollten die Kerle uns wirklich gepanschten Sekt andrehen? Hatte ich tatsächlich meinen Bauch eingezogen, als Kevin seine Hand auf ihn legte? Wie kam er so schnell zu uns? Hatte er uns beobachtet? Hatte er
mich
beobachtet? Tausende Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher. Ich sah zu Dala, die davon stolzierte und Kevin alleine stehen ließ. Mit ihren langen, blonden Haaren und dem gewagten und geschmacklosen Outfit zog sie viele Männerblicke auf sich. Sie wäre durchaus als Model durchgegangen, die Figur und Größe dazu hatte sie jedenfalls. Sie verschwand in der Menge und ich sah wieder zu Kevin. Mit leicht gesenktem Kopf schaute er mich an. Seine blauen Augen hatten auf ungewöhnliche Weise eine hypnotisierende Wirkung auf mich. Wie in Zeitlupe bewegte er sich auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Die Sekunden verstrichen, ohne dass einer von uns etwas sagte. Ich war nicht in der Lage, meinen Blick von ihm zu nehmen.
„ Äh ... vielen Dank!“, stotterte ich, nahm meinen ganzen Mut zusammen und streckte ihm meine Hand entgegen.
„ Ich ... also ich bin Maya, Maya Lindon!“
Ich versuchte meine steife Körperhaltung zu lockern, bloß gelang es mir in seiner Gegenwart nicht. Noch immer starrte ich ihn an.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er griff nach meiner Hand.
„ Ich weiß, Maya, Maya Lindon.“
Beschämt zog ich meine Hand aus seiner. Natürlich kannte er meinen Namen. Wir gingen schließlich auf die gleiche Schule, belegten ein paar Kurse zusammen. Etwas Uncooleres hätte mir nicht einfallen können. Verlegen nippte ich an meinem Glas. Mir wurde heiß - noch heißer als mir sowie so schon war. Ich fühlte, dass meine Wangen feuerrot leuchteten, und war froh, dass das Licht nicht jede Einzelheit preisgab. Hilfe suchend versuchte ich, Blickkontakt zu Nina herzustellen. Sie stand allerdings mit dem Rücken zu uns. Ich ahnte, dass sie bis zu beiden Ohren grinste. Warum war ich in solchen Situationen immer so unbeholfen? Verlegen nippte ich an meinem Glas.
„ Möchtet ihr den restlichen Abend vielleicht bei uns verbringen?“
Mir blieb der Strawberry-Daiquiri im Hals stecken. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.
„ Wie bitte?“, fragte ich hustend und schaute Nina dabei mit großen Augen an, die sich uns mittlerweile wieder zugewandt hatte. Sie schmunzelte und gab mir einen kleinen Schubs.
„ Nimm Maya mit. Sie steht sonst eh nur den ganzen Abend alleine hier herum.
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