MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
stand ich auf dem Bürgersteig vor dem Haus und wartete auf Nina und Kevin. Nervös schaute ich immer wieder auf mein Handy. Nina hatte sich noch nicht bei mir gemeldet. Ich hoffte, dass sie sich an unseren Plan halten würde, sonst müsste ich ihr später die Hölle heißmachen. In Gedanken ging ich zum hundertsten Mal alle Fragen durch, die wir uns zurechtgelegt hatten. Mittlerweile hatte es angefangen, leicht zu nieseln. Es war eiskalt und ziemlich ungemütlich. Ich zog die Kapuze meiner Jacke über den Kopf, tief in mein Gesicht, um mich vor der Kälte zu schützen. Mit den Händen in den Taschen stand ich zitternd auf dem Gehweg und schaute nervös die Straße hoch. Als ich die Lichter eines Autos um die Ecke kommen sah, guckte ich noch mal auf mein Handy.
„ Ich hoffe, dass du das bist, Nina“, nuschelte ich in den Kragen meiner Jacke.
Das Auto kam näher und ich erkannte Kevins Jeep. Ich warf einen letzten prüfenden Blick auf mein Handy, bevor ich es auf lautlos stellte und wieder in die Jackentasche steckte. Klasse Plan! Bis hierher hatte ja schon mal alles geklappt. Ich werde sie umbringen! Ich versuchte, mich zu beruhigen und hoffte einfach, dass sie bereits irgendwo in der Nähe wartete.
Als Kevin am Bürgersteig anhielt, ging ich mit schnellen Schritten um das Auto, öffnete die Beifahrertür und hüpfte hinein. Ich war fast erfroren und wirklich froh, im Warmen zu sitzen.
„ Hallo du!“ Kevin drehte sich zu mir um, umarmte mich mit einer Hand und gab mir einen Kuss auf die Wange. Unbewusst wich ich ein Stück zurück. Er schaute mich misstrauisch an, sagte aber nichts. Stattdessen ließ er das Auto an und fuhr langsam los.
„ Ziemlich kalt heute Abend, was?“
„ Ja, zehn Minuten da draußen und ich bin fast ein Eisklumpen.“
Meine Hände waren vollends in den Ärmeln meiner Jacke verschwunden und die Schultern hatte ich leicht hochgezogen.
„ Gleich wird‘s wärmer“, sagte er, während er die Heizung etwas höher schaltete. „Ich dachte, wir fahren nach Quinto. Ich kenne da noch ein nettes Restaurant“. Er schaute mich an.
„ Ach, warum so weit fahren? Lass uns doch hier in die kleine Pizzeria gehen.“
Ich sah ihn an. Ich hatte mir vorgenommen, auf jede klitzekleine Reaktion zu achten. Auf meinen Einwand zeigte er jedoch keine Regung.
„ Natürlich, wenn du möchtest, fahren wir ins
Piccola cosa bella
.“
„ Klasse, dann lass uns das machen.“
Erleichtert darüber, dass er meinen Vorschlag direkt akzeptierte, schaute ich immer wieder unruhig in den Seitenspiegel. Ich hielt nach Scheinwerfer, die uns verfolgten, Ausschau. Leider war weit und breit kein Auto zu sehen.
„ Ist sonst alles okay bei dir?“
Er schien mir meine Nervosität anzumerken, ich bemühte mich, etwas lockerer zu werden. Gekünstelt lächelte ich ihn an.
„ Ja natürlich, ich bin nur gerade erst dabei aufzutauen.“
„ Na, dann musst du dich aber beeilen, denn wir sind gleich da.“
Kevin parkte seinen Jeep, ein paar Minuten später, direkt vor der Pizzeria, in einer Lücke, in die sogar ich problemlos rein gekommen wäre. Gleichzeitig stiegen wir aus und gingen über die Straße. Er öffnet die Tür zum Lokal und hielt sie mir auf. Die Wärme, die brennenden Kerzen auf den Tischen und der Geruch nach überbackenem Käse, ließen mich für einen Augenblick das beklemmende Gefühl vergessen. Das
Piccola cosa bella
war eins von wenigen Restaurants, die es in Walls gab. Es war eine kleine kuschelige Pizzeria und in der Regel war hier nie besonders viel los, genau wie heute. Ich steuerte einen Vierertisch an, von dem aus es mir möglich war, durch die Fensterscheibe auf die Straße zu sehen. Als wir unsere Jacken auszogen, sah ich noch einmal auf mein Handy. Kein verpasster Anruf. Ich hängte sie über die Stuhllehne und wir setzten uns. Nervös nahm ich die Getränkekarte, die bereits auf den Tischen ausgelegt war. Abwesend blätterte ich die Seiten durch.
„ Habe ich dich bei unserem letzten Date verärgert?“ Kevin saß mir gegenüber und schaute mich eindringlich an.
Ich wusste, dass ich mich viel zu steif verhielt. Diese Frage musste kommen. Ich bemühte mich, lässiger zu werden, was allerdings unter den gegebenen Umständen nicht allzu leicht war.
„ Nein, wie kommst du darauf?“, fragte ich unsicherer, als ich es mir vorgenommen hatte.
„ Du bist irgendwie komisch, und als ich dich begrüßen wollte, hatte ich das Gefühl, das es dir unangenehm war.“
Er musterte mich über die
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