MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
Die Gesichter der Jungs sprachen Bände. Einerseits komplett verwirrt, auf der anderen Seite stinksauer. Marc zeigte sehr deutlich, dass ihm das alles gar nicht passte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und es sah so aus, als würde ihm gleich die Halsschlagader platzen.
„ Wir melden uns dann eventuell morgen“, sagte ich bemüht gleichgültig und arrogant.
Ich verließ Marcs Zimmer, lief die Treppe hinunter und öffnete die Haustür. Ohne mich noch einmal umzudrehen, ging ich hinaus auf die Straße. Ich hörte, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
„ Was sollte das denn jetzt?“, fragte Nina leicht gereizt, als sie neben mir stand.
„ Die bessere Frage wäre wohl, was das da oben eben sollte.“
Ich lief schnell, rannte fast die Straße entlang.
„ Lass uns zu mir gehen. Wir brauchen einen Plan.“
In meinem Rücken hörte ich Nina laut aufseufzen.
„ Bitte, nicht schon wieder. Bisher hat kein Einziger unserer Pläne geklappt. Und ohne die Jungs fühle ich mich verdammt unwohl. Mit deiner störrischen, dickköpfigen Art wirst du uns noch in Schwierigkeiten bringen.“
Abrupt blieb ich stehen und drehte mich zu ihr um.
„ Mensch Nina, die
Skrulks
wollen gar nichts von uns! Kapierst du das nicht? Die können mit uns überhaupt nichts anfangen.“
„ Ach nein?“ Sie schaute mich verärgert an. „Und was ist, wenn sie uns als Opfer ausgewählt haben?“
Daran hatte ich auch schon gedacht.
„ Das wäre eine selten dämliche Idee. Überleg doch mal. Wir haben Eltern und Freunde. Die könnten uns nicht mal so eben austauschen, das würde sofort auffallen. Ich denke, sie nehmen da einfach Alleinstehende, junge Leute, die auf der Straße leben.“
Das war für mich zumindest am sinnvollsten. Ob ich wirklich von dem überzeugt war, was ich da sagte, wusste ich auch nicht. Aber mein Argument erzielte bei Nina die gewünschte Wirkung.
„ Stimmt, so werden die das wohl machen.“
Fünf Minuten später saßen wir in meinem Zimmer. Ich nahm die Münze aus meiner Hosentasche. Ich hoffte, dass Marc und Chris uns nicht gefolgt waren, um uns mit ihrer Hellhörigkeit zu bespitzeln. Wenn sie mitbekommen würden, was ich mir bereits ausgedacht hatte, würden sie versuchen mich beziehungsweise uns davon abzuhalten. Nina saß auf meinem Bett, während ich auf und ab lief.
„ Ich hab mir da schon was überlegt.“
Ich warf die Münze von der einen in die andere Hand.
„ Durch diese Münze sollte ich geschützt sein, wenn es nicht funktioniert.“
„ Was hast du denn vor? Und denk dran, beim letzten Mal konnte Dala auch irgendwie an dich heran.“ Nina klang ausgesprochen nervös.
„ Ja, das weiß ich. Aber ich werde mich definitiv nicht mit Dala treffen. Ich werde Kevin um ein erneutes Treffen bitten.“
„ Du bist doch vollkommen geisteskrank, oder?“ Entgeistert sah sie mich an.
„ Nein! Es wird klappen. Vertrau mir! Wir suchen uns einen absolut sicheren Treffpunkt aus.“
„ Und was versprichst du dir von dem Treffen? Willst du ihn fragen, ob sie vorhaben, einen Körpertausch durchzuführen, und wenn ja, willst du ihn dann bitten, es sein zu lassen?“
Um ehrlich zu sein, war mein Plan noch nicht ausgereift. Ich hatte keine Ahnung, was ich unternehmen könnte, um Marc zu schützen. Ich ließ mich rücklings an der Wand zu Boden gleiten.
„ Ich hab keinen blassen Schimmer, Nina. Das alles ist einfach viel zu kompliziert.“ Ich schaute sie hilfesuchend an.
„ Was denkst du, sollen wir ein bisschen an die Luft gehen? Vielleicht macht das unser Hirn wieder frei“, grinste mich Nina mit schräg liegendem Kopf an.
„ Du hattest schon schlechtere Einfälle“, lächelte ich zurück und nahm mein Handy. Es war mittlerweile kurz vor fünf.
„ Ich ruf eben noch schnell meine Mom auf der Arbeit an. Sie macht sich mit ziemlicher Sicherheit schon Sorgen.“
Nina nickte geistesabwesend. Ich wählte die Nummer meiner Mom. Sie ging direkt ran. Irgendwie wirkte sie während des Telefonats nicht sonderlich begeistert darüber, dass ich bei Marc genächtigt hatte. Sie war äußerst reserviert, was sonst nicht ihre Art war. Nachdem sie nun wusste, dass ich mit Nina zu Hause war, klang sie zwar etwas beruhigter, aber ihr Ton war dennoch nicht sehr freundlich. Ich versprach ihr, nicht später als 21 Uhr daheim zu sein und wir legten auf. Noch verdutzt von dem Gespräch schaute ich mein Handy an.
„ Alles klar? Hat sie Stress gemacht?“
Ich zuckte mit den Schultern und steckte das Handy
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