MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
dachte, du bist soweit fertig“, stotterte er mit rot anlaufendem Gesicht.
„ Kein Problem, ich bin ja nicht komplett nackt. Jetzt kannst du mir vielleicht zeigen, wo die Bürste ist“, antwortet ich mindestens ebenso überrascht.
Er wollte an mir vorbei. Es war ein Tanz zwischen uns von rechts nach links und von links nach rechts. Dann standen wir fast Nase an Nase, schauten uns in die Augen. Ich grinste verlegen.
„ Junge Dame, dürfte ich kurz mal an ihnen vorbei?“
Er strahlte bis zu den Ohren, legte seine Hände auf meine Taille und schob mich sanft zu Seite.
„ Voilà, da ist sie.“
Er hielt mir die Bürste entgegen und verbeugte sich wie ein Diener.
„ Sollten Sie noch etwas benötigen, zögern Sie, nicht mich zu rufen, Madame.“
Ich gab ihm einen Schubs Richtung Tür.
„ Danke! Und jetzt raus hier“, sagte ich grinsend.
Marc schloss die Tür von außen und ich lächelte mein Spiegelbild an. Er war wirklich etwas Besonderes, wenn auch auf seine ganz eigene Art. Ich war verunsichert. In den letzten Tagen reagierte ich mit Gänsehaut und Hitzewallung auf seine Berührungen. Ich befürchtete, dass ich, wie bereits vor einem Jahr, mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn entwickelte. Ich verdrängte diese Gedanken, weil ich vor einer Woche ähnliche Gefühle für Kevin hatte, bis er mir den lausigsten Kuss aller Zeiten gab. Ich kämmte mir die Haare, cremte mich ein und zog mich an, als ich mehrere Stimmen hörte. Nina und Chris schienen da zu sein. Ich warf noch einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel, dann öffnete ich die Badezimmertür.
„ Guten Morgen Maya! Wie war dein erster Sprung?“, fragte Chris, als ich das Zimmer betrat.
„ Hochinteressant! Es war, als würde man in einen Sog gezogen werden. Nur mein Magen fand das alles nicht so toll.“
Ich grinste ihn schief an.
„ Was war schlimmer, das Gesöff danach oder der Sprung?“
„ Eindeutig das Getränk im Anschluss.“
Wir lachten.
„ Ich wurde ganz normal nach Hause begleitet“, warf Nina beleidigt in die Runde.
„ Beim nächsten Mal spring ich mit dir, versprochen!“, erwiderte Marc beschwichtigend.
Nina und ich setzten uns auf die Couch.
„ Was hast du herausgefunden, Chris? Marc hat gesagt, du wolltest mit uns allen reden.“
Chris zog seine Jacke aus und ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder.
„ Gestern Abend hat mich Tom aus Rom über Facebook angeschrieben.“
Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„ Es ist zwar nicht bestätigt, aber Gerüchten zufolge planen die
Skrulks
einen Körpertausch.“
„ Einen was?“, fragte ich und verzog meine Mundwinkel. Ich schaute von Chris zu Marc und sah großes Entsetzen in seinen Augen.
„ Das ist unmöglich, Chris. Das kann nur ein Gerücht sein. Diesen Kodex würden selbst unsere
Skrulks
hier nicht brechen. Außerdem wären sie nicht mal in der Lage dazu, wie du wissen müsstest.“
Nina und ich tauschten fragende Blicke aus. Ich verstand kein einziges Wort von dem, was sie sagten.
„ Ich sag dir nur, was mir Tom erzählt hat. Angeblich geht es dabei um Kevins Großmutter.“
Wieder schwiegen die beiden für einen Moment. Marc konnte man an der Nasenspitze ansehen, dass er angestrengt nachdachte.
„ Würde uns zwei
Nosteme
möglicherweise mal einer von euch aufklären? Was ist ein Körpertausch? Ich verstehe nicht, was das zu bedeuten hat.“
Chris holte Luft, aber Marc kam ihm zuvor.
„ Das sollte ich erklären, bevor die zwei Mädels gleich schreiend aus dem Haus rennen. Du fällst immer gleich mit der Tür ins Haus.“
Marc setzte sich zu uns auf die Couch. Sein Verhalten machte mich nervös. Was sollte Nina und mich dazu bringen, kreischend aus dem Haus zu rennen? Vor allem nach den letzten Tagen?
„ Wenn du meinst! Dann übernimm du das, aber zu viel heiße Luft und ich kürze die Story ab“, erwiderte Chris, ließ sich wieder relaxt in den Stuhl sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.
Marc atmete noch einmal tief aus und schaute uns beide an.
„ Wie ihr ja schon wisst, gibt es Zauber und Rituale. Ich hatte euch erzählt, dass dabei auch Blutopfer in Kauf genommen werden.“
Marc schien sichtbar angespannt, was ich bei dem Wort
Blutopfer
absolut nachvollziehen konnte.
„ Auch wir machen, wenn es nötig ist, solche Rituale, bloß opfern wir nur bereits tote Tiere. Bei den
Skrulks
ist das anders. Sie opfern durchaus auch lebendige Wesen, was jedoch strengstens untersagt ist.“
„ Aber das interessiert
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