MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
weg. „Nicht so richtig, aber sie war echt seltsam drauf.“
„ Komm, lass gehen. Noch ein Grund, frische Luft zu tanken.“
Wir zogen unsere Jacken wieder an und verließen das Haus. Draußen war es bereits ziemlich dämmrig. Nebel war aufgezogen. Schweigend schlenderten wir die Straßen entlang. Ringsherum hatten die Nachbarn ihre Vorgärten und Häuser für Halloween dekoriert. Überall Kürbisköpfe, wohin man sah. Viele hatten die Bäume in ihren Gärten mit Watte geschmückt, so dass sie wie Spinnennetze aussahen. An manchen Ästen hingen schrecklich aussehende Puppen, Strohballen und Vogelscheuchen als Empfangskomitee an den Haustüren. Das alles gruselte mich mehr als je zuvor, was mit den Erkenntnissen der letzten Tage zusammenhing.
„ Komm, wir holen uns einen
Coffee To Go
bei Charlies und gehen zum Park.“
„ Gute Idee, dann bleiben wenigstens die Finger warm.“ Sie grinste frech.
Kurze Zeit später saßen wir mit unseren Kaffeebechern auf einer Bank im Park.
„ Ist schon alles völlig irre, was?“
Nina schlürfte an ihrem Kaffee und schielte mich von der Seite an.
„ Irre ist noch untertrieben. Ich ärgere mich nur, dass die Jungs das alles so easy sehen.“
„ Na ja, wenn man damit aufgewachsen ist, ist es schlicht normal. Sie kennen das alles nicht anders. Wir sind diejenigen, die ein Problem damit haben, und das liegt bestimmt auch daran, dass wir noch nicht einmal über einen Bruchteil dessen informiert sind, was es da noch alles gibt.“
„ Da hast du mit Sicherheit recht!“, antwortete ich und stand auf.
„ Komm wir gehen lieber ein Stück, sonst frieren wir noch an der Bank fest.“
Nach ein paar Schritten fühlte ich plötzlich wieder das Pochen in meinem Kopf. Sofort wusste ich, dass jemand in der Nähe sein musste. Ich ließ meinen Becher fallen, griff in der Jackentasche nach dem Amulett und streckte meinen Arm nach Nina aus.
„ Bleib stehen!“
„ Warum? Was ist los?“
Die Kopfschmerzen wurden heftiger und ich spürte, wie die Münze in meiner Hand wärmer wurde.
„ Irgendwer ist hier, ... versucht mich zu manipulieren.“
Nina sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Alles war schlagartig wie in einem schlechten Horrorfilm. Der Nebel wurde dichter.
„ Maya, was geht hier vor?“
Ihre Stimme klang ängstlich. Zum ersten Mal dachte ich darüber nach, ob Marc jemals etwas gesagt hatte, was Schutzzauber und Nina betraf, aber ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich nahm sie an die Hand, in der Hoffnung der Schutz des Amuletts würde so auch ihr nutzen und auf sie überspringen. Ich konzentrierte mich, um durch den Nebel hindurch etwas erkennen zu können, doch es gelang mir nicht. Hin und wieder sah ich etwas Leuchtendes, doch es verschwand zu schnell. Wir standen Rücken an Rücken. Unsere Augen tasteten die Umgebung ab. Aus jeder Ecke konnte man Geräusche hören, aber sie waren nicht definitiv auszumachen.
„ Maya, irgendjemand ist hier.“
„ Ja, ich weiß, versuch ruhig zu bleiben.“
Von einer Sekunde zur nächsten löste sich Ninas Hand von meiner und ich spürte sie nicht mehr in meinem Rücken. Blitzschnell wirbelte ich herum. Sie war weg, wie vom Erdboden verschwunden. Mein Herz begann zu rasen. Panik überrollte mich.
„ Nina? Wo bist du?“, schrie ich hysterisch. Ich drehte mich im Kreis und rannte dann wild drauf los. Mittlerweile konnte man seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen. Der Nebel war wie eine weiße Wand und ich verlor komplett die Orientierung. Ich spürte, wie sich meine Augen vor Angst mit Tränen füllten. Blind stürmte ich in eine Richtung, nur um gleich darauf wieder anzuhalten und in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Ich wusste nicht wohin. Einzig meine panischen Atemzüge und das Laub, das unter meinen Füßen raschelte, waren zu hören. Ich wollte raus aus dem Nebel und rannte drauf los, bis sich etwas um meinen Fuß wickelte und ich das Gleichgewicht verlor. Ich stürzte. Ich fiel zu Boden und versuchte, mit den Handflächen den Sturz abzufangen, dabei glitt mir das Amulett aus der Hand. Mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment schlug ich ziemlich unsanft auf dem Boden auf. Benommen blieb ich auf dem feuchten Laub liegen. Als ich spürte, dass jemand meine Taille umfasste, war ich auf alles gefasst. Irgendwer hob mich hoch und half mir wieder auf die Beine.
„ Alles Okay?“, flüsterte er mir ins Ohr. Es war Marc.
„ Nein, Nina ist weg“, schrie ich aufgelöst. Eine
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