MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
hätte ich ein zusätzliches Problem. Unten angekommen, drückte ich die Klinke der Haustür herunter. Ich betete, dass meine Eltern nicht abgeschlossen hatten. Das Schloss sprang auf und ich atmete erleichtert aus. Vorsichtig trat ich auf die Veranda, ließ behutsam die Tür zuschnappen und eilte, immer noch auf Zehenspitzen, zur Straße. Als ich einige Meter vom Haus entfernt war, japste ich erst einmal nach Luft. Ich rannte, als sei der Teufel hinter mir her, die Straße entlang, bog in die Bridge Avenue ein und steuerte auf direktem Weg das kleine gelbe Haus an. Von weitem konnte ich erkennen, das noch überall Licht brannte. Völlig außer Atem kam ich bei Marcs Eltern an. Ich drückte auf die Klingel. Im Inneren konnte man mehrere Stimmen sowie Schritte hören. War Marc etwa daheim? Hatten sie vergessen, mich zu informieren? Leicht nach vorn gebeugt, mit den Armen in die Seiten gestemmt wartete ich. Die Tür wurde geöffnet und Heide-Marie sah mich entsetzt an.
„ Entschuldige bitte, aber ich hab es nicht mehr ausgehalten“, sagte ich nach Atem ringend. „Ich werde auch wirklich nicht stören. Ich setze mich einfach nur in eine Ecke“, erklärte ich mich äußerst verunsichert durch ihr Schweigen.
Sie schaute mich immer noch wortlos an, als ich von drinnen eine Stimme hörte, die mir durchaus bekannt war.
„ Lass sie rein kommen, Heide-Marie. Zeit für die ganze Wahrheit.“
Kein Ende in Sicht
A ls ich die Stimme hörte, schnürte sich mein Hals zu. Heide-Marie ging zur Seite und ich betrat das Haus, um der Stimme zu folgen. Als ich um die Ecke ins Wohnzimmer bog, traute ich meinen Augen nicht. Um den Wohnzimmertisch herum saßen sie alle auf dem Ecksofa. Chris, Volkwart und zu meiner Überraschung Mom. Ich schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an und verstand die Welt nicht mehr. Sollte sie nicht zu Hause bei Dad im Bett liegen? Mom stand auf und kam auf mich zu.
„ Hallo Kleines! Solltest du nicht schlafen?“
„ Dasselbe könnte ich dich Fragen. Was ist hier los?“
Hilfesuchend guckte ich zu Heide-Marie, die an mir vorbei ging, um neben ihrem Mann Platz zunehmen. Mom legte den Arm um meine Schulter und lotste mich zum Sofa.
„ Setzt dich, mein Schatz.“
Ich suchte Blickkontakt zu allen Anwesenden, damit mir wenigstens einer einen Wink gab, was hier vorging. Wollte Mom sich beschweren, weil ich in letzter Zeit so oft hier war und auch hier schlief? Warum hielten sie sich mit so einer Lappalie auf, anstatt nach Nina und Marc zu suchen? Ich blickte Chris an, aber auch seinem Gesichtsausdruck konnte ich nichts entnehmen.
„ Mom, was wird das? Warum bist du hier und das auch noch zu einer solchen Uhrzeit?“
„ Ich bin involviert!“ Sie hielt meine Hand fest und sah mir in die Augen.
„ Worin bist du involviert?“
Ich wusste im ersten Moment nicht, was sie meinte.
„ Ich weiß, was Marcs Eltern, er und Chris sind.“
Mir klappte die Kinnlade nach unten. Hilfesuchend schaute ich mich nach den anderen um.
„ Es ist wahr Maya, deine Mom ist über alles im Bilde. Sie weiß, dass wir Hexer sind“, beantwortet Chris meinen Blick.
„ Und warum? Oder besser seit wann?“, meine Stimme klang dünn und haltlos.
„ Schon immer.“ Mom schaute mich traurig an.
„ Wie, seit immer? Was denkt ihr eigentlich, wie viele Hiobsbotschaften ich noch so einfach wegstecken kann? Ist denn keiner in der Lage, mal die Fakten auf den Tisch zu knallen?“
Ich wusste nicht, was mich wütender machte. Die Tatsache, dass ich anscheinend immer nur mit Halbwahrheiten gefüttert wurde oder, dass Mom mich schon seit Ewigkeiten hinterging und belog.
„ Ich verspreche dir, dass ich dir noch heute alles erklären werde, aber lass uns erst die wesentlichen Dinge klären. Wie du weißt, haben die
Skrulks
Nina und Marc. Wir müssen nun sorgfältig überlegen, wie wir vorgehen.“
Ich konnte spüren, wie mir das gesamte Blut aus dem Gesicht wich. Die
Skrulks
haben Nina und Marc. Es hallte in meinen Ohren nach, während Mom völlig gelassen, fast schon routiniert war. Sie so sprechen zu hören, verschlug mir zusätzlich den Atem. Sie wusste wahrhaftig Bescheid und auch die
Skrulks
waren ihr nicht unbekannt. Natürlich war es wichtiger, Nina und Marc zu finden, auch ich war aus diesem Grund hierher gerannt. Mom drückte meine Hand und schaute mich dabei an. Ich verzog meine Mundwinkel.
„ Habt ihr Nina und Marc gefunden?“, fragte ich, um zum Thema zurückzukommen.
„ Nein, leider noch nicht. Wir sind
Weitere Kostenlose Bücher