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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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Karibus oder Rattes , doch seine Begabung zum Fährtenlesen war außerordentlich, als habe die Natur ihn dadurch für seine Behinderung entschädigt, daß sie seinen Geruchs- und Geschmackssinn verfeinert hatte. Er konnte ein Stück zertrampelten Grassodens in den Mund nehmen und fast auf die Stunde genau bestimmen, wie lange es her war, daß das betreffende Tier darauf seine Fährte hinterlassen hatte. »Ich rieche Bison«, sagte er. Die beiden Älteren wandten sich wie ein Mann zu ihm um.
    Schlange nickte eifrig. »Der Wind ist gerade eben umgesprungen. Er kam vom ändern Flußufer her, und jetzt bläst er von flußaufwärts. Könnt ihr es nicht riechen?«
    Schlanges Nase zuckte vor lauter Eifer. Sein noch verbliebenes Auge von dunklem Braun glühte vor Erregung.
    Ratte, der Schlanges Wahrnehmu ngsfähigkeiten ebenso außergewöhnlich fand wie Schlange diejenigen von Ratte, konnte nichts erschnuppern.
    Doch Schlange irrte sich nur selten.
    »Wie weit?« wollte Ratte wissen.
    Schlange legte den Kopf schief. »Nicht weit«, gab er zur Antwort.
    »Erinnert ih r euch an den Platz, wo wir diese Knochen gefunden haben?«
    Ratte warf Karibu einen flüchtigen Blick zu. Nicht weit flußaufwärts waren sie auf ihrem Rückmarsch über eine offensichtlich vielbenutzte Wasserstelle gestolpert. Sie hatten bleichende Karibu- und Bisonknochenhaufen entdeckt, säuberlich abgenagt und mit den tief gefurchten, gesplitterten Spuren von Höhlenlöwenzähnen gezeichnet. In dem Durcheinander und dem darauffolgenden Zerstörungswerk, das Löwen und kleine Aasfresser hinterlassen hatten, hatten sie eine andere Spur völlig übersehen: die schrägen Bruchstellen, die von menschlichen Steinwerkzeugen stammten.
    »Ja«, sagte Karibu. »Ich erinnere mich.«
    »Ich glaube, dort«, fügte Schlange hinzu.
    »Wie viele?« fragte Ratte. Er sprach knapp und bündig, doch ein Unterton wachsender Spannung schwang in seiner Stimme mit.
    Wieder legte Schlange den Kopf schräg. »Viele«, gab er schließlich zum besten. »Ich glaube, es sind viele.«
    Ratte nickte. »Was glaubst du?« wandte er sich an Karibu. Auf der Jagd wandte Ratte sich um Rat an den riesigen, starken Mann wie jeder andere auch. Der wahre Pfeiler von Karibus wachsender Macht war seine Geschicklichkeit als Jäger - als einziger im ganzen Bisonvolk hatte er einmal in einem mörderischen Zweikampf ein Mammut mit einem einzigen Speerstoß getötet.
    Karibu knurrte. Schlange irrte sich manchmal, aber nicht so oft wie Gebrochene Faust in seinen Jagdvorhersagen. Etwas in ihm erwärmte sich für die Idee, daß menschliches, nicht göttliches Gespür sie zu ihrem Fleisch führen würde.
    Sie hätte also gar nicht sterben müssen ?
    Er faßte seinen Entschluß. »Stromaufwärts«, beschied er sie. »Und zwar schnell.«
    Ratte nickte und prüfte den Halt der beiden schweren Speere, die er mit sich trug. »Gehen wir!« rief er den anderen zu und verfiel in einem ausgreifenden, täuschend mühelos aussehenden Laufschritt. Die anderen folgten Karibu und Ratte.
    Kurze Zeit war der Tag vom weichen, stampfenden Rhythmus ihrer Füße erfüllt, dann verhallten die Geräusche, als sie über den Gipfel der Erhebung und auf der anderen Seite wieder hinunter liefen. Innherhalb kürzester Frist waren sie außer Sicht.
    Niemand schaute zurück, blickte noch einmal auf den mysteriösen schwarzen Schmutz und den Rauch, der vielleicht kein Rauch war. Das mußte warten. Aber nicht lange.
    Gegen Mittag erreichte Geist den Friedhof am Flußufer. Er hatte sich schnell vorwärtsbewegt, in der Hoffnung, die Tat rasch hinter sich zu bringen und bis zur Abenddämmerung wie der im Lager zu sein. Er hatte den ganzen Tag über Rückenwind gehabt, wa s seine Geschwindigkeit zusätzlich erhöht hatte, als hätten mächtige Geister ein Interesse daran, daß er seine Aufgabe möglichst schnell erledigte.
    Der immer noch eingepackte Mammutstein schlug in dem leichten Lederbeutel, in dem er ihn trug, gegen seine Hüfte. Sein Gewicht war belanglos - manchmal vermochte er gar zu vergessen, daß der Stirn überhaupt da war. Dann wieder fühlte sich die Last ohne Vorwarnung so schwer wie ein Felsbrocken an, und er hatte das Gefühl, daß ihn die Bürde hinabzog. Dann verging auch diese Empfindung, und er wurde wieder Geist, der im Wind schritt, der der Göttin bedeutend genug war, daß sie ihn verachtete.
    Den ganzen blauen Morgen über blieben seine Gedanken eine glühende, gestaltlose Nebelmasse. Später sollte er sich kaum noch

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