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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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brauchte noch einige Zeit, bis er auch den Rest des strammen Einbandes gelöst hatte. Als er damit fertig war, konnte er einen harten Klumpen unter der weichen Hülle ertasten.
    Einen kurzen Augenblick lang war es Karibu, als habe er e inen plötzlichen Lichtblitz gesehen, drüben auf der anderen Seite des sich verschwommen dahinwälzenden Flusses. Das war nur die Sonne, beruhigte er sich.
    Er sah auf seine linke Hand hinab, schlug dann die letzten Lederhüllen beiseite und machte: »Ahh.«
    Ratte sagte nichts, doch er drängte sich dicht an Karibu heran.
    Das kleine Figürchen strahlte in bernsteinfarbener Klarheit zu ihnen hoch.
    Langsam, ganz langsam senkte Karibu eine schwielige, dicke Fingerspitze auf die glatte Oberfläche.
    Warm, dachte er.
    Warum sollte es warm sein?
    Ratte hustete rasselnd, wandte sich ab, spuckte aus und sah wieder hin.
    »Es ist ein magisches Ding«, erklärte er schließlich.
    »Ja«, pflichtete Karibu ihm bei. »Aber nicht unsere Magie.«
    Ratte dachte kurz nach. »Wir sollten es zu Faust bringen.«
    Waren es nicht eigentlich zwei rote Blitze gewesen? Wie Augen l
    »Ich schätze«, sagte Karibu schließlich, als die Dämmerung hereinbrach und sich die ersten Sturmausläufer ankündigten. »Ich schätze, das sollten wir wohl tun.«
    Schlange sagte: »Fußspuren. Sie verlaufen in dieser Richtung.«

    KAPITEL FÜNFZEHN

    Der Ort der Gebeine: 17983 v. Chr.
    Karibu, der immer noch den Mammutstein in Händen hielt, wandte sich um und sah Schlange an, dessen kurzsichtige Augen düster und blind funkelten, während er über seinem neuesten Fund kniete. Er blickte weg von den anderen zu dem abgebröckelten Felsabhang hinüber, den sie gerade hinabgestiegen waren. »Seht«, murmelte er eifrig. Er führte seine rechte Hand an die Lippen, schmeckte, nickte.
    »Noch nicht lange her«, sagte er. »Er war hier - dann ist er dem anderen Weg zurückgefolgt. Ich kann ihn auch riechen«, setzte er hinzu.
    Karibu warf einen flüchtigen Blick zu Ratte hinüber. Das Elfenbeinfigürchen zeugte davon, daß ein Mensch hier gewe sen sein mußte. Schlange behauptete, es sei ein Mann gewesen, und sie hatten keinen Grund, seinen Worten in dieser Angelegenheit zu mißtrauen.
    Karibu starrte den kleinen Spurenleser an, der wie ein zitternder Wolf über seiner Fährte kauerte.
    »Keiner von uns«, fügte er hinzu. Es hätte auch immer noch die Möglichkeit bestanden, daß eine andere Gruppe nach ihrem Aufbruch vom Lager den Fluß hinuntergekommen war. Doch Schlange schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Ein anderer«, sagte er.
    »Diese Stelle, wo der Rauch nicht wie Rauch aussieht...«, warf Ratte ein.
    Karibu nickte. Er blickte auf den Mammutstein hinab, den er hielt. Irgend etwas hatte sich verändert. Er konnte es nicht genau bestimmen - die Farbe war anders, vielleicht ein wenig blasser geworden. Er zuckte die Schultern, wickelte die Figur wieder in die Fellhüllen und warf das Bündel in seinen Rucksack. »Komm«, forderte er Ratte auf.
    Gemeinsam kletterten sie zum Rand der Klippen hinauf. Beide Männer beschatteten ihre Augen mit der Hand und hielten Ausschau über die weite, sanft gewellte Steppe. Schließlich zuckte Ratte die Schultern. »Ich kann überhaupt nichts mehr sehen.«
    Karibu nickte. Weit draußen über den rollenden schwarz braunen Ebenen tanzten kleine Vorläufer des gewaltigen Sturmes, der sich über dem Horizont zusammenbraute und ausgedehnte Grasstreifen hinter hin und her gepeitschten Regenvorhängen verschwinden ließ. Der unbekannte Besucher konnte sich hinter einem von ihnen verbergen - und auch der mysteriöse Ort des Rauchs war nicht mehr zu sehen. Die Steppe wirkte verlassen und leer, als der große Sturm sich bereit machte, über ihn hinwegzufegen.
    Karibu zitterte.
    »Laß uns umkehren«, meinte er.
    Ratte nickte.
    Einen Augenblick später lag auch der Ort der Gebeine leer und verlassen; nur ein Steinhaufen der, von verirrten Regenspritzern getroffen, schon fast ganz von der Dunkelheit geschluckt wurde, zeigte, daß hier überhaupt etwas geschehen war.
    Das Grüne Tal
    Der gewaltige Sturm hatte seine von Blitzen durchzuckten schwarzen Wolken über das Lager geschoben, als die Abenddämmerung in die Nacht überging. Alter Zauber saß allein im Geisterhaus und blickte starr auf die offene Zeltklappe, hinter der ein dichter Wasservorhang herniederging.
    Die hohe Klip penwand schützte das Lager vor den schlimmsten Auswirkungen des Sturms, doch Zaubers Gedanken weilten nicht bei dem

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