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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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geglaubt, Magie in dem Stein zu spüren, schwach zwar, aber da war etwas«, murmelte er.
    Mit einemmal wußte Gebrochene Faust genau, was er tun mußte. Daß Karibu auch die Magie gespürt hatte, bedeutete einen schmalen Riß in den Wällen seiner, Fausts, Machtfestung, und dieser mußte irgendwie gestopft werden, und der beste Weg dazu würde sein, das Symbol vollkommen seiner Macht zu berauben, von Anfang an jeden Glauben in die Macht des Steins in Grund und Boden zu stampfen.
    Er zuckte die Schultern. »Sehr schwach. Hier. Du kannst es in die Hand nehmen. Ich brauche es nicht.« Und er warf Karibu den Mammutstein wieder zu, der ihn auffing, als sei er darauf vorbereitet gewesen.
    Gebrochene Faust kniff die Augen zusammen, als er Schwarzer Karibu beobachtete. Er forschte nach irgendwelchen Anzeichen von Triumph von Karibus Seite, aber er entdeckte nichts. Karibu grunzte nur leise, um dann den Stein in seinen Rucksack zu stecken, als sei er wirklich so bedeutungslos, wie Faust behauptete.
    Gebrochene Faust runzelte leicht die Stirn, doch gleich darauf gab er sich wieder den Anschein gleichgültiger Unbekümmertheit. »So«, erklärte er.
    »Jetzt erzähl mir alles darüber, wie ihr ihn gefunden habt. Alles. Und auch alles über diesen Rauch, den ihr, du und Ratte, gesehen habt.«
    Als Karibu bereitwillig alles wiedergab, woran er sich erin nern konnte, nickte Faust, um angemessenes Interesse zu bekunden - auch wenn ihn die tatsächlichen Einzelheiten nicht kümmerten. Das, was seine ganze Konzentration in Anspruch nahm, war etwas ganz anderes.
    Es gab andere, ganz in der Nähe!
    Und schon wurde der Hunger vom Ihm-der-immer-hungrig-ist wach, und er regte sich mit der ruhelosen, unersättlichen Gier eines sich windenden Schlangenknäuels.
    Die einzige Frage, die zu beantworten blieb, war, wie man seinen Hunger am besten zu stillen vermochte.
    Das Grüne Tal
    Maya vernahm leise Schritte, hörte, wie die Zeltklappe zurückgeschlagen wurde, fühlte das plötzliche Eindringen der feuchten, kalten Luft, bewegte sich jedoch nicht. Sie saß dort, wo sie seit etwa einer Stunde saß, und stierte auf das kahle Schädeldach von Altem Zauber. Es war ein interessanter Schädel - sie hatte Zauber vorher nie richtig angesehen, doch nun, da er tot war, hielt sie ihn für überaus faszinierend -, für das einzig Faszinierende in ihrer ganzen Welt. In dem gräulichen Fleisch da drüben gab es Knoten und Beulen und eine kurze, stark gefurchte Narbe, die hoch über seiner rechten Braue begann und sich dann über seinen Hinterkopf schlängelte. Die Narbe sah sehr alt aus, und war eigentlich bis zur Unkenntlichkeit verblaßt, doch nun hob sich ihr gewundener Verlauf in we ißem Hochrelief von dem sonst glatten Schädel des alten Mannes ab.
    »Maya...«
    Geist erstarrte. Es war ziemlich kalt im Geisterhaus, und zuerst konnte Geist nur die zusammengekauerte Gestalt des Mädchens und gegenüber, auf der anderen Seite des erloschenen Feuers, ein zusammengesunkenes, schlaffes Etwas ausmachen. Dann tauchte ein plötzlicher Blitzstrahl die Szene in ein grelles, blauweißes Licht und brannte sie für alle Ewigkeit in sein Gedächtnis ein.
    »Er ist tot, Geist«, sagte Maya mit dumpfer Stimme. »Alter Zauber ist tot.«
    Das hätte Geist auch selbst deutlich sehen können. Er war sich nur nicht sicher, ob er glaubte, was er sah. Eigentlich war er sich sogar ziemlich sicher, daß er es nicht glaubte. Ganz gleich, wie sehr er Zaubers Tod herbeigesehnt hatte, ganz gleich, wie oft er sein persönliches Mantra vor sich hingesummt hatte (Der alte Narr kann auch nicht ewig leben), ganz gleich, wie lange er auf diesen Moment hatte warten müssen - er mußte sich sicher sein!
    Er hockte sich auf Händen und Knien hin, zerstreute die stumpfen schwarzen Kohlen der Feuerstelle, schürfte sich die Knie schmerzhaft an den Steinen auf. Seine geschwärzten Hände umfaßten Zaubers Kopf und hoben ihn hoch. Er starrte in das leblose Gesicht, das immer wieder vom Licht greller Blitze erleuchtet wurde.
    Das Antlitz war zu einer Maske des Schreckens geworden. Zaubers Unterkiefer hing schlaff herunter, die zurückgezogenen Lippen entblößten die wenigen noch übriggebliebenen gelben Zähne, die wie Steine aus einem dürren Feld ragten. Seine Zunge, geschwollen und purpurfarben, baumelte über seinen ausgedörrten Lippen. Die gesamte obere Hälfte seines Gesichts hatte die Farbe von geronnenem Blut, dort, wo er sich geprellt hatte, als sein Kopf auf die Steine geschlagen

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