Mayabrut (German Edition)
könne. Doch Chola lehnte sein Angebot mit dem Hinweis ab, dass sie bald von Mutyaläs Mutter abgelöst werde. Dann bat sie ihn, zu gehen und die anderen von ihr zu grüßen. Bedrückt schaute er zu der Alten. Die schlug wild um sich, um eine Jején zu vertreiben. Diese Stechfliegen piesackten tagsüber zwar viele Talbewohner, aber ein derart aggressives Verhalten hatte er noch bei keinem beobachtet.
Es war soweit. Tori hatte Gregori gebeten, seine Leute in den Konferenzcontainer zu bitten, da ihre Ausführungen sehr wichtig wären. Ein Dutzend Männer lungerte auf Tischen und Bänken herum, als Cara eintrat. Tori traf etwas verspätet ein und legte sofort eine DVD in den Rekorder.
Die Anwesenden warteten gespannt auf ihre Erklärungen, auch Cara hielt es vor Neugier kaum noch aus. Er sah Tori noch vor sich, wie sie triumphierte und verkündete, den Killer endlich gefangen zu haben.
Und dann flimmerte auf dem Flachbildschirm eine monströse Fratze auf. Es handelte sich offensichtlich um die Aufnahme eines Elektronenrastermikroskops, aber durch die extreme Vergrößerung wirkte das Objekt so entstellt und bedrohlich, dass es einer außerirdischen Lebensform ähnelte. Zwei sägeartige Gestänge rieben aneinander und eine rote Flüssigkeit wanderte an diesen Sägeblättern aufwärts – Blut. Die entstellende Vergrößerung schwand und der vermeintliche Alien verwandelte sich in einen spinnenartigen Körper, in den Körper einer Zecke.
Überrascht schrien die Russen auf, dann schüttelten sie den Kopf und zeigten Tori mit dem Zeigefinger die berüchtigte Spinnergeste.
Ohne auf diese Beleidigung einzugehen, begann sie mit ihren Ausführungen. Eine weitere Aufnahme mit einer hellen Zecke erschien und die zierliche Japanerin erklärte:
„Leider ist der Beweis für meine Behauptung noch im Gefieder eines der Hühner verborgen, aber es war eine Zecke, die ich da unten gesehen habe. Und nur Zecken können dort unten, unter solch extremen Bedingungen überleben.“
Per Fernbedienung vergrößerte Tori das Standbild. Die Russen begannen zu murren, aber die Japanerin trumpfte nun richtig auf: „Dieses Tier hier, das aufgrund seiner hellen Farbe auch weiße Zecke genannt wird, ist die tödlichste Zecke der Welt. Ihr wissenschaftlicher Name - Ixodes holocyclus. Und diese tödlichste Zecke der Welt lebt natürlich auf einem Kontinent mit den giftigsten Tieren dieser Welt – in Australien. Ihre Stiche haben dort mehr Menschen getötet als alle Bisse der als äußerst giftig geltenden Trichter- und Rotrückenspinnen zusammengenommen. Übrigens, Letztere ist eine nahe Verwandte der sogenannten Schwarzen Witwe.
Selbst Cara, der ein absoluter Laie auf diesem Gebiet war, schreckte bei diesem Namen auf. Auch die Russen verstummten und blickten sich unsicher an, während Tori sich nun in ein wahres Armageddon hineinsteigerte.
„Schon als uns Vidal von Xibalbas Blutdämonen erzählte, kam mir der Verdacht, dass unser Killer in der Gattung der Zecken zu suchen wäre. Mir war nur nicht klar, wie die Tiere dorthin gelangt sein könnten. Aber heute, als ich zwischen den Leichen all die Lama- und Hundekadaver sah, schloss sich für mich der Kreis. Die Zecken hafteten an den Opfertieren und gelangten so als blinde Passagiere in diese grausige Gruft.
Nur Zecken können unter solch lebensfeindlichen Bedingungen derart lange ausharren. Es sind Fälle dokumentiert, in denen Zecken ohne Nahrung mehr als zehn Jahre überlebten. Aber so lange brauchten sie ja gar nicht zu warten, denn diese Gruft wurde ja regelmäßig mit Frischfleisch beschickt, und das über Hunderte von Jahren. Durch die Radiokarbonmethode wurde dies mittlerweile auch bewiesen. Di e ständige Zuführung von Verstorbenen oder vielleicht sogar von noch lebenden Opfern, beziehungsweise das in ihnen vorhandene Blut, sicherte über Jahrhunderte ihr Überleben. Dies allein dürfte trotzdem nicht gereicht haben. Umgeben von radioaktivem Gestein, von einer ätzenden Atmosphäre und aggressiven Schimmelpilzen können die Tiere nur durch Anpassung oder Mutation überlebt haben. Und damit lässt sich auch die ungeheure Toxizität dieser Zecken erklären.“
Hier unterbrach sie Gregori genervt: „Das sind doch alles Vermutungen, die Sie uns hier als Fakten anbieten wollen. So ungeheuer toxisch können sie nun auch nicht sein, da ja der Truthahn wieder aufgewacht ist.“
Die Japanerin konterte sofort: „Zum Beispiel bewirkt der S tich der weißen Zecke eine sogenannte
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