Mayabrut (German Edition)
Gefahr von versteckten Krankheitserregern ausschließen zu können.“ Ohne weiter die Anwesenden zu beachten, verließ Tori den Raum und lief zum Kühlcontainer. Jeff und Cara folgten ihr.
Die Russen hatten den Kühlcontainer in einen provisorischen Sektionsraum verwandelt. Außer einem riesigen Plastiktisch befanden sich dort noch zwei Rollcontainer, auf denen diverse chirurgische Instrumente lagen. Auf Toris Wunsch strahlten nun noch mehrere zusätzlich installierte Halogenstrahler ihr grelles Licht ab. Am Eingang befanden sich eine aus Plastikplanen errichtete Umkleidekabine und eine behelfsmäßige Schleuse, die über ein Gerät zur Dekontamination verfügte.
Zunächst zogen sie sich ihre wärmsten Kleidungsstücke an, dann zwängten sie sich in die orangeroten Tauchretter. Als sie den Kühlcontainer betraten, fröstelten sie trotzdem. Tori wählte sofort die Box mit der schwarzen Eins aus, denn dort lag das Huhn, an dem sie ihre Zecke entdeckt hatte. Sie legte den Tierkörper auf den Tisch in eine Plastikwanne. Gemeinsam begannen sie mit dem Rupfen. Mühsam zupften sie dem steifen Huhn die Federn aus und warfen sie in die leere Box. Nach und nach legten sie die rosafarbene Haut frei. Auf ihren Stirnen bildeten sich trotz der Kälte Schweißperlen. Cara fühlte, wie bei Tori die Anspannung immer weiter anstieg; und je weniger Federn übrig blieben, umso hektischer hantierte sie. Nach einer viertel Stunde lag der Vogel völlig entblößt vor ihnen, aber sie hatten keine Zecke gefunden.
Tori fing an zu weinen. Jeff wollte sie tröstend in den Arm nehmen, aber sie stieß ihn von sich. Cara nahm sich eine Lupe mit einer integrierten Beleuchtung und suchte die Haut ab. Im Halsbereich fand er eine punktförmige Blutung, auf die er die Japanerin aufmerksam machte.
„Genau an dieser Stelle habe ich ja auch die Zecke gesehen“, jammerte Tori leise. „Sie muss doch da sein – ich bin doch nicht verrückt.“
Beklommen rupften sie die anderen Vögel. Es war kurz nach Mitternacht, als sie erschöpft ihre Untersuchung abbrachen. Tori weinte heftig und Jeff musste sie bei der nun folgenden Dekontaminierung in der Schleuse stützen. Cara beobachtete bestürzt, wie Jeff die wimmernde Tori zum Container führte. Gregori befahl seinen Männern, am Morgen ein Feuer zu entfachen und die Kadaver zu verbrennen. Außerdem befahl er ihnen, den Strom für den Kühlcontainer abzuschalten.
Schreie weckten Cara am nächsten Morgen. Schlaftrunken erhob er sich und ging zum Fenster. Vor der Pyramide brannte ein rußendes Feuer, um das sich Gregoris Männer scharten. Und dann bemerkte er, dass zwischen ihnen eine Person am Boden lag. Auch Tori musste das Geschrei geweckt haben. Sie rannte, nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, auf den Liegenden zu.
Wild stürzte sie sich auf den bewusstlosen Mann und riss ihm die Kleider vom Leib. Die um sie versammelten Russen waren so perplex, dass sie der fieberhaft agierenden Japanerin keinen Widerstand leisteten.
Als Cara bei Tori anlangte, entdeckte er eine ekelhafte Szenerie. Ein Russe lag blutverschmiert in einem Haufen mit Tierinnereien und abgetrennten Hühnerköpfen – der Mann schien tot zu sein. Jetzt erkannte er auch den Grund für diesen Minischlachthof. Die Russen hatten Gregoris morgendlichen Verbrennungsbefehl dazu genutzt, sich ein paar Hühnchen zum Frühstück zu grillen.
Als Jeff kurz darauf bei Tori mit ihrem T-Shirt und einer Jeanshose eintraf, ignorierte sie ihn. Gregori, der sich nun auch dazugesellt hatte, schrie plötzlich auf und zeigte auf den Bewusstlosen. Nun sahen es alle, ein rosafarbener Tropfen kroch auf dem Kinn zum geöffneten Mund des Ohnmächtigen hin.
Hastig verschloss Tori mit ihrer Hand dessen Mund. Das Wesen krabbelte auf ihre Hand zu einer bläulich schimmernden Ader und verharrte. Tori zuckte kurz, dann sackte sie stumm zur Seite. Gregori schnellte mit seinem Feuerzeug vor und richtete die Flamme auf den Sauger. Zischend verschmorte das Tier.
Cara kniete sich neben die Bewusstlose und versuchte, Toris Puls zu fühlen – nichts. Auch als er den Kopf auf die Brust der Japanerin drückte, hörte er nichts. Er drückte seinen Mund auf Toris geöffnete Lippen und begann mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Jeff starrte ihn eine Weile verständnislos an, doch plötzlich schlug er auf seinen vermeintlichen Nebenbuhler ein. Sofort versetzte ihm Gregori einen Schlag an den Hals und Jeff sackte zusammen. In diesem Moment bemerkte Cara bei Tori ein
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