Mayabrut (German Edition)
leichtes Zittern, das sich wellenartig verstärkte. Sofort bat er die Russen, Toris Körper festzuhalten, da gleich schwere Zuckungen folgen würden. Während vier Männer Toris bebenden Körper fixierten, bemerkte Cara erleichtert, wie Tori wieder selbstständig zu atmen begann. Kurz darauf öffnete sie ihre Augen und sah sich verwirrt um.
Aufgeregt erzählte er ihr, was passiert war. Tori unterbrach ihn mehrmals und forschte ihn penibel nach ihren körperlichen Reaktionen auf den Zeckenstich aus, vor allem interessierte sie, was er bei seinen Wiederbelebungsversuchen bemerkt habe. Die Russen bemühten sich derweil um das erste Zeckenopfer, das kurz vor Toris Erwachen wieder von allein zu sich gekommen war. Benommen starrte Tori zu dem blutverschmierten Mann.
„Das ist es“, flüsterte sie und versuchte, sich zu erheben, aber schaffte es nicht. Jeffs angebotene Hand ignorierte sie. Auf allen vieren kroch sie zu dem Haufen mit den blutigen Innereien. Erregt schrie sie auf und zeigte auf ein gerupftes Huhn, das Gregoris Männer mit auf den blutigen Berg geworfen hatten.
Cara versuchte vergeblich, den Grund für ihre Aufregung zu entdecken. Doch dann sah er es: aus dem geöffneten Schnabel des Huhns kroch eine Zecke. Nach und nach krabbelten vierzehn Blutsauger heraus. Merkwürdigerweise wiesen diese eine rosa Färbung auf und nicht den zu erwartenden blutroten Farbton.
Die ersten Sauger beförderte er mit seinem Taschenmesser in eine halb volle Wodkaflasche, die einer der Russen bei sich hatte. Zappelnd gingen die Blutsauger in dem edlen Nass unter und bewiesen auch in dieser stark alkoholischen Umgebung einen ungebrochenen Lebenswillen – zumindest für einige Minuten.
Eine Zecke hatte Tori in ein extra Reagenzröhrchen gesperrt und sprintete damit sofort zu ihrem Container. Unterdessen verfrachteten Gregoris Männer die gerupften Versuchstiere mit Stangen in die Boxen zurück. Danach warfen sie die Innereien und auch die gegrillten Hühnchen ins Feuer.
Es war Mittag und Cara stieg die Pyramidenstufen hoch, um Akälajaw zu besuchen, als aus der Ferne das lang vermisste Flapp-Flapp-Flapp erklang. Wenig später schwebte der Huey ein. Endlich, in der Kanzel entdeckte Cara wieder das vertraute Gesicht von Ron, der ihm kurz zuwinkte. Dann schwebte der Huey auf den Kühlcontainer zu und verharrte. Eine Trage wurde herabgelassen. Gregori verstaute darauf vier Foliensäcke mit den gerupften Vögeln und eine Box mit den gefangenen Zecken. Dann traten aus der Schleuse zwei Männer in Schutzanzügen und besprühten die unheimliche Fracht. Ätzender Chlorgeruch stach Cara in die Nase. Gregori hob die Hand und donnernd schoss der Huey in die Höhe. Wenig später überflog er den Bergkamm. Cara sah ihm sorgenvoll hinterher, dann machte er sich auf den Weg zu Akälajaw.
Als er dann vor ihm stand, erschrak er. Akälajaw hatte sein Geschenk nun endgültig geschreddert und die Überreste auf dem Boden verteilt. Cara war schockiert über Akälajaws Aussehen. Dort, wo einst ein grün fluoreszierender Flaum seinen Körper bedeckte, schimmerte jetzt eine aschgraue Schicht hindurch. Diese nackte Gestalt vor ihm ähnelte dem albtraumhaften Golom aus dem Film Herr der Ringe.
Nach seinem Schock öffnete er die beiden letzten Blutbeutel und goss das Blut in Akälajaws Opferschale. Langsam reichte er sie dem Alten. Zitternd streckte sich dessen Hand entgegen, und als Cara glaubte, dass er die Schale abnähme, schlug dieser sie ihm ins Gesicht und rief: „Xibaj.“
Akälajaw hatte ihm den Diebstahl seines goldenen Götzen noch nicht verziehen, er war für ihn immer noch ein böser Geist. Verstört wischte Cara sich das Blut aus dem Gesicht.
Erregt sprang er auf - er befand sich in Lebensgefahr, denn Blut war der Stoff, der die Leichenzecken anlockte. Verzweifelt stürmte er los. Hinter ihm hörte er das Gekicher von Akälajaw. Japsend erreichte er die Treppe und schleppte sich die Stufen hinauf. Krämpfe marterten ihn, er biss sich auf die Lippen, bis sie platzten. Atemlos erreichte er das Plateau.
Unten erblickte er Tori, die ihm lachend zuwinkte. Erschöpft sackte er auf eine Stufe. Tori signalisierte ihm, schnell zu ihr zu kommen. Mühsam erhob er sich und wankte die Treppe hinab.
„Du Vidal, ich hatte mir einen dieser Killer abgezweigt und untersucht und stell dir vor, ich habe eine völlig neue Art entdeckt“, jubelte sie ihm zu. Als er näher kam, bemerkte sie seine blutbesudelte Kleidung und schrie auf.
„Vidal,
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