Mayabrut (German Edition)
und vor allem gemeinsam diesen Killer finden, da sich in diesem wahrscheinlich ein todbringender Erreger verbirgt. Dann können Sie ja immer noch entscheiden. Dies dürfte auch im Interesse Sutins sein.“
Gregori nickte kurz. „Ich muss mir das Vorgefallene erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich werde Ihnen morgen früh meine Entscheidung mitteilen. Gehen Sie jetzt. Sofort!“
Cara verfluchte sich wegen seiner so folgenschweren Frage, aber er konnte das Ganze nicht mehr ungeschehen machen. Aber Jeff und Tori beruhigten ihn. Gemeinsam beschlossen sie, ihr Versteck am Bergsee zu besetzen. Eilig packten sie ein paar Sachen zusammen und machten sich auf den Weg dorthin. Unterwegs überlegte er, ob er Chola zur Flucht raten sollte. Letztendlich entschied er sich aber dagegen, denn da sie nicht unmittelbare Zeugin von Gregoris Ausrutscher war und sich von ihm getrennt hatte, bestand die berechtigte Hoffnung, dass sie vorerst nicht in Gefahr war.
Sie hatten gerade das Ufer erreicht und begannen, sich zu entkleiden, als ein metallisches Klicken sie aufschreckte. Kurz darauf blendete sie grelles Licht und jemand brüllte in gebrochenem Englisch: „Gringos, go home“, und nach kurzem Zögern ertönte ein lautes „Dawai, Dawai …“
Also kannten die Russen ihr Versteck. Cara war froh, dass Chola nicht bei ihnen war, vielleicht hatte wenigstens sie noch eine Chance. Schweigend trotteten sie zurück. Tori bot ihm an, bei ihnen zu übernachten, aber er lehnte dankend ab. Er schämte sich, dass er sie alle in diese schlimme Situation hineinmanövriert hatte.
Zwei qualvolle Tage waren vergangen, ohne dass sich Gregori oder einer seiner Männer bei ihnen gemeldet hatte. Dafür herrschte vor und auf der Pyramide hektisches Treiben. Cara, Tori und Jeff sahen, dass die Russen jetzt wieder ihre Waffen trugen. Erst in der Nacht, wenn Gregoris Männer bei Mutychäk zechten, traf er sich mit Jeff und Tori, um zu beratschlagen. In seiner Verzweiflung machte er den Vorschlag, in Mutychäks Speisen und Getränke ein Schlafmittel zu mischen und dann die betäubten Russen zu überwältigen, dann bliebe nur noch Gregori übrig. Schnell verwarfen sie diesen Gedanken, da Sutin über einen reichen Söldnerpool verfügte und diese Männer für sie unangreifbar hinter dem Bergkamm lagerten. Außerdem standen Tori die erforderlichen Mengen an Sedativa gar nicht zur Verfügung.
Plötzlich erschien Gregori und forderte sie schroff auf, mitzukommen. Ängstlich folgten sie ihm. Der Russe trug offen sein Pistolenhalfter und strahlte die unnahbare Kälte eines Henkers aus. Die Sonne stand hoch im Zenit und Gregori trieb sie zum Tempelbau hinauf. In dessen Inneren tuckerte ein Kompressor, von dem sich ein Schlauch ins Pyramideninnere schlängelte, das diesmal grell erleuchtet war. Ohne Rücksicht pumpte man jetzt nicht nur Luft in den Schacht, sondern war auch auf eine Beleuchtung umgestiegen, die den Pilz schädigen würde, sinnierte Cara und blieb erstaunt stehen.
Gregori schubste ihn weiter. Sie folgten dem Plastikschlauch nach unten. Dort sah Cara, dass Akälajaw wieder bewacht wurde und seine Tür erneut verschlossen war. Am Schacht erwarteten sie sechs Bewaffnete und die gleichen Gerätschaften wie beim ersten Fangversuch. Auch die Anzahl und Zusammensetzung der Versuchstiere war identisch.
Zwei Dinge hatten sich aber geändert. Zum einen brauchten sie keine Atemmasken mehr, da die eingepumpte Frischluft den Gestank vertrieben hatte, und zum anderen wurden sie von den Russen wie Strafgefangene behandelt. Mürrisch überreichte man ihnen die Tauchretter. Gregori führte unterdessen bei seinen Leuten den Aderlass durch und spritzte das Blut auf die Vögel. Dann verschloss Gregori die Behälter. Keines der Tiere wehrte sich oder wirkte ängstlich. Auf Toris Frage, womit man denn die Vögel ruhiggestellt habe, knurrte Gregori: „Mit Wodka!“
Grob wurden sie auf die Arbeitsbühne verfrachtet und sofort nach unten gefahren. Schon während sie abwärts fuhren, sahen sie, dass auch unten leistungsstarke Scheinwerfer platziert waren. Mit einem leichten Ruckeln setzte die Bühne auf und sie sahen sich verwundert um. Ein Leichenberg türmte sich am Ende der Katakombe.
Erstaunt bemerkte Cara, dass dort auch Kadaver verschiedener Tiere lagen. Die Japanerin eilte direkt auf die Tierleichen zu. Vorsichtig folgten sie ihr. Es war ein schauriges Gefühl, über die mumifizierten Körper zu laufen, die unter ihren Füßen wie Herbstlaub
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