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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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Pistolen, während ihre Besitzer daneben herumlümmelten. Als sie bei Jeff eintraten, fanden sie ihn neben Toris Bett schlafend vor. Er hatte Toris Hände und Füße mit Mullbinden am Bettgestell fixiert. Das konnte nur bedeuteten, dass sich die zarte und stets freundliche Japanerin in der Endphase der Krankheit befand, und Jeff mit der Fesselung versuchte, ihre Anfälle zu mildern.
    Chola fing bitterlich an zu weinen und Jeff wachte auf. Verwirrt schaute er sich um und erhob sich ächzend. Er nickte seinen beiden Gästen stumm zu und beugte sich zu Tori. Traurig drehte er sich zu ihnen um: „Heute ist ein so schöner, sonniger Tag. Tori hätte sich gefreut, denn sie liebte Sonne und frische Luft.“ Und mit Blick auf das geöffnete Fenster: „Heute scheint auch keiner in der Siedlung gestorben zu sein, denn sonst hätten die schon wieder ihr Krematorium angeheizt.“
    Cara kämpfte mit den Tränen. Selbst jetzt, wo die Tollwut das Hirn seiner geliebten Tori zu Brei matschte und die kleine Japanerin in eine Viren speiende Wölfin verwandelte, selbst jetzt, kurz vor ihrem Tod, ließ sich Jeff seinen Humor nicht nehmen. Leise fragte er ihn, ob sich Toris Zustand verschlechtert habe. Traurig winkte Jeff ab und bat um die nächste Frage. Vorsichtig deutete er ihm sein Vorhaben an. Wortlos drückte ihm Jeff einen Rucksack in die Hand und kniete sich wieder an Toris Bett. Ihren Abschiedsgruß erwiderte er nicht, Jeff war schon wieder eingeschlafen.
    Während er mit Chola die Stufen der Pyramide hinaufstieg, wischte er sich mit seinem Sommerponcho die Tränen weg. Auch Chola weinte, seit sie ihre Freundin gefesselt am Bett gesehen hatte. Ihr Wimmern wehte über dem Tal.
     
    Ron fieberte dem Einsatz entgegen. Sutin hatte ihm grünes Licht gegeben, um die Zecken zu vernichten. Diese verdammte Brut hatte seinen Kumpel Ed auf dem Gewissen und noch viele andere mehr. Auch die zierliche Japanerin kämpfte mit dem Tod. Dies ging ihm besonders nah, denn die toughe Wissenschaftlerin hatte ihn immer freundlich behandelt und herzlich über seine Witze gelacht.
    Aber Chola, Cara und all die anderen konnte er noch retten. Das Sprühsystem an seinem Huey würde auf diese elende Brut einen todbringenden Schauer herabregnen lassen. Sutin hatte sich für die Biester etwas Besonderes einfallen lassen. Nach Sutins Aussage hatte man einen Cocktail aus hochwirksamen Insektiziden und Tierblut zusammengemixt. Eines musste er Sutin lassen, wenn der Russe etwas in die Hand nahm, dann machte er es gründlich, sehr gründlich.
    Steil kletterte der Huey am Bergkamm in die Höhe und wieder war es so, als ob die grauen Felswände wie ein Paternoster nach unten glitten. Erinnerungen wurden in ihm wach. Es war eigentlich so wie damals, als er mit Ed zum ersten Mal in das Tal flog, doch Ed gab es nicht mehr. Mit Eds Tod war auch ein Teil von ihm gestorben. Es war alles so sinnlos. Unversehrt hatten sie sowohl den Krieg in Vietnam als auch den kolumbianischen Drogenkrieg überstanden, und nun war Ed an einer lumpigen Zecke verreckt.
    Der Abstieg durch die Wolken begann. Gelassen setzte er sich seine Schutzmaske auf und kontrollierte ihren ordnungsgemäßen Sitz. Auch wenn ihm der Russe mehrmals versichert hatte, dass dieses Insektizid für Menschen absolut unschädlich sei, er traute keinem mehr. Genau so einen Bullshit hatten ihnen die Pickelträger vor den Entlaubungseinsätzen im Vietnamkrieg gepredigt. Dass aber in ihrem ach so unschädlichen Sprühmittel Agent Orange das Horrorgift Dioxin lauerte, das hatte man ihnen verschwiegen. Sein Gifthauch hatte die Babys von Freund und Feind in wimmernde Missgeburten verwandelt. Auch Ed und ihm hatte das Dioxin ihre Babys geraubt und letztendlich auch die Ehen zerstört.
    Ron sah, wie die Männer ihre Arbeiten auf den Maisfeldern unterbrachen und zu ihm hoch sahen. Frauen und Kinder kamen aus den Hütten gelaufen und winkten ihm freundlich zu. Für diese Menschen dort unten waren er und sein Huey immer noch Hunraqan, der einbeinige Wirbelwind.
    Er flog eine leichte Kurve und stellte den Sprühschalter auf ON. Ein feiner rosa Nebelhauch schwebte hinunter. Rechts von ihm reckte sich die Pyramide der Morgensonne entgegen. Auf dem Plateau sah er Cara und Chola - sie winkten ihm zu. Mit Cara hatte er so manches Bierchen gezischt und seine Mayabraut war auch ganz okay. Er näherte sich der Bergwand und wendete. Doch was war da unten los? Die Maya wälzten sich auf der Erde und zuckten seltsam.
    „Giftgas“,

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