Mayabrut (German Edition)
bebte. Jeff beugte sich zu ihr und umarmte sie. Zärtlich strich er ihr über die Haare, aber Tori beruhigte sich nicht.
Cara erstarrte. Tori glaubte, sich mit Tollwut infiziert zu haben, und wenn dies so war, kam für sie j etzt jede Impfung zu spät – Tori musste sterben, und sie wusste es.
Langsam erkannte Cara das Ausmaß der drohenden Katastrophe. Jenseits des Tales lauerten vielleicht schon Tausende dieser Mini-Kobras. Und verborgen in ihnen hatte das Tollwut-Virus die Artengrenze überwunden – nun brauchte es keinen heulenden Wolf mehr als Todesboten, ab jetzt reichte ein gewöhnlicher Moskitostich für eine todbringende Infektion mit dem Virus.
Und mit Sicherheit hatten die Zecken schon ihre ersten Opfer gefunden und deren Schädel zu ihrer Brutstätte gemacht – zu einer Brutstätte von Xibalbas Todesboten - dem Lyssa-8-Virus. Im Gehirn des Opfers hatte das Virus den Kampf schon gewonnen, bevor er überhaupt begonnen hatte.
Sutins Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. Er besprach sich mit Gregori, aber Cara konnte es nicht verstehen, da sie sich in ihrer Muttersprache unterhielten. Kurz darauf bat Gregori sie, den Container zu verlassen, da er etwas Wichtiges mit seinen Männern zu besprechen habe.
Mit einer bösen Vorahnung trottete Cara nach Hause. Jetz t, wo Chola wieder in dem Blechwürfel schlief, strahlte der rostige Klotz wieder so etwas wie Wärme und Geborgenheit aus. Chola lag auf der Seite, den Kopf hatte sie auf ihre Hände gebettet und unter ihrer Wange lugte das verkohlte Bändchen hervor.
Vorsichtig legte er sich zu ihr und schmiegte sich an die Mayafrau. Maya, es fiel ihm immer noch schwer, sie und die anderen Talbewohner so zu nennen. Eigentlich mieden sie alle diesen Begriff, da er eher zu einer archäologischen Expedition passte als zu diesem Horrortrip.
Es war Mitternacht, als er erwachte. Ein eigenartiger Geruch erfüllte den Raum, es roch nach verbranntem Gummi. Er stand auf und ging zum Fenster. Am Fuß der Tempelpyramide hatten sich Sutins Männer versammelt. Sie schwiegen und starrten in die Höhe. Er folgte ihrem Blick und bemerkte, dass aus dem Eingang des Tempelbaus dunkle Rauchschwaden aufstiegen. Ein gigantischer Trauerschleier überzog den Mond. Schnell streifte er sich eine Jeans über und lief zur Tür hinaus. Doch draußen kollidierte er mit einem bewaffneten Muskelberg, der ihn mit einem Gewehrkolben zurückstieß. Im Zurücktaumeln hörte er ein Klicken, der Russe hatte die MP entsichert. Cara hob schnell die Hände und schlich rückwärts. Leise schloss er die Tür hinter sich.
„Vidal, was ist da draußen los?“, kam es schlaftrunken von Chola. Sie verlangte von ihm eine Antwort, über die er sich selbst noch nicht im Klaren war. Um Zeit zu gewinnen, erzählte er ihr, dass die Russen am Tempelbau arbeiteten und dabei nicht gestört werden wollten.“
Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da überwältigte ihn die grausame Erkenntnis, dass die Russen das vorbereitete Vernichtungsfeuer im Schacht gezündet hatten. Tagelang hatte der Huey Benzinfässer und alte Autoreifen zum Plateau geflogen. Einmal gezündet, würde dieser Feuersturm selbst Knochen in Staub verwandeln. Und im Gegensatz zu einer Sprengung würde dieser Hochofen keine Spuren von Leben zurücklassen. Trotzdem ertönten jetzt Explosionsgeräusche. Diese konnte nur von den Gasflaschen stammen.
Clever, das musste er Sutin zugestehen, denn die Batterie von Sauerstoffflaschen, die er unten gesehen hatte, würde wie die Sauerstofflanze in einem Stahlkonverter wirken und so hohe Temperaturen erzeugen, dass sie sogar Stahl zum Kochen bringen würde.
Der letzte Akt hatte begonnen – Sutin tilgte alle Spuren des Wunderpilzes und hatte auch Akälajaw ausgelöscht. Bald würde Sutin auch sie töten. In seinen Augen brannten Tränen. Er sah den Einarmigen vor sich, wie er verzweifelt versuchte, aus der Flammenhölle zu fliehen.
„Oh, mein Gott“, Cara fasste sich an den Hals, wo Akälajaws Geschenk in Folie verschweißt hing - die Mayabücher, in diesem Augenblick verwandelte der Feuersturm diesen unersetzlichen Schatz in Asche.
Und er, Tori und Jeff, waren sie nicht alle wieder in die Fußstapfen der spanischen Konquistadoren getreten? Vielleicht nicht ganz, sie hatten ihnen Geschenke gebracht, er hatte Chola gerettet. Gerettet? Letztendlich zählte ihre Hinterlassenschaft. Sowohl Chola als auch die Talbewohner würden sterben, sei es nun durch Xibalbas Todesboten oder durch die
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