Mayabrut (German Edition)
schoss es ihm durch den Kopf. Dieses Dreckschwein Sutin hatte in seine Sprühtanks Giftgas füllen lassen. „Oh, mein Gott, dieser Russenzombie hat mich zum Mörder gemacht“, fluchte Ron. Hastig stellte er den Sprühschalter wieder auf OFF. Panisch schaute er nach unten, viele rührten sich schon nicht mehr und glichen mit ihren Verrenkungen Marionetten, denen man die Schnüre durchtrennt hatte.
„Damned“, der Huey versprühte immer noch seinen Todesnebel. Hektisch hantierte er an dem Sprühschalter – keine Reaktion.
Auch hier hatte dieses Russenschwein wieder ganze Arbeit geleistet – er saß hier in einem Kamikazebomber und flog seinem eigenen Tod entgegen. Di e Felswand flog auf ihn zu. Verzweifelt zog er den Huey nach oben. Höher und höher stieg sein Kamerad dem Himmel entgegen. „Alter Junge – wir bringen‘s doch noch“, lobte er seinen alten Kampfgefährten. Er musste so schnell wie möglich Höhe gewinnen, vielleicht könnte er die Wirkung des austretenden Nervengases bis unter seine letale Dosis abschwächen, hilflos klammerte er sich an diese Idee. Aber da er keinen Schutzanzug trug, würde ihn das am Huey anhaftende VX-Gas spätesten beim Verlassen des Helikopters töten, denn kein anderer Kampfstoff tötete so schnell wie VX – der tödlichste Stoff, den Menschen je erdacht hatten.
„Okay Sutin, du wolltest einen Kamikaze-Piloten haben – hier kommt er“, wild riss Ron den Huey herum und raste auf einen unsichtbaren Punkt im kolumbianischen Regenwald zu.
„Warum nur, warum nur Ron?“, stöhnte Cara auf. Geschockt ließ er seine Hand sinken und starrte entsetzt auf die sterbenden Talbewohner, deren Bewegungen rasch schwächer wurden. Männer, Frauen, Kinder, Greise – sie alle starben vor seinen Augen einen lautlosen Tod.
„Vidal, was passiert dort – sterben die Menschen?“ Cholas Frage riss ihn aus seinem Grauen. Wortlos stieß er sie in den Tempel und zerrte sie die Treppe hinunter. Nach unten, immer weiter nach unten, so weit wie möglich weg von dem Todeshauch. Das also hatte der Russe mit ‚restlos liquidieren‘ gemeint. Er hatte zwar geahnt, dass sie das Yäx Tyuñ Tal nicht mehr lebend verlassen würden, aber dass Sutin auch die Maya samt ihren Kindern, ja selbst die eigenen Leute mit Giftgas auslöschen würde, das überstieg sein Vorstellungsvermögen.
„Tiefer, wir müssen so tief wie möglich in die Pyramide“, raunte er Chola atemlos zu. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten über verrußte Wände, es roch nach verbranntem Gummi.
„Also verfolgt uns ein böser Dämon und wir müssen uns vor ihm verstecken?“, versuchte Chola ihre Flucht zu deuten.
„Ja Chola, so ist es.“ Er war froh über ihre Deutung und beschloss, sie bis zu ihrem gemeinsamen Ende in diesem Glauben zu lassen, denn vor diesem Dämon half weder weglaufen noch sich verstecken. Sein Atem rasselte, als sie am Schacht anlangten - Endstation.
Das Höllenfeuer hatte nur ein zerknautschtes Stahlgerippe hinterlassen. Die Arbeitsbühne war im Schacht verschwunden.
Du mpf ertönten Schüsse. Das Giftgas hatte die Russen erreicht, die nun im Todeskampf um sich schossen. Vielleicht senkte sich in diesem Augenblick schon der Todesnebel auf sie herab. Sie mussten irgendwo einen dichten Unterschlupf, eine Art Bunker finden.
„Ein Bunker, genau das war es“, er riss Chola herum und stürzte mit ihr zum ehemaligen Kerker von Akälajaw, der sich jetzt in seine Gruft oder besser, in seine Urne verwandelt haben dürfte. Schnaufend erreichte er die Kerkertür, die das Feuer stark deformiert hatte. Sie war geschlossen. Verzweifelt zerrte er an dem verrußten Vorhängeschloss, aber es gab nicht nach. Akälajaws steinerne Liegestatt war offen, aber sie kamen nicht hinein. Er musste dieses verdammte Schloss knacken, und sie hatten nicht mehr viel Zeit. Verzweifelt hetzte er zurück zum Schacht. Chola rief ihm hinterher, dass sie Angst habe, aber er ignorierte sie. Schwer atmend untersuchte er die stählernen Trümmer und fand ein armlanges Rohr, das er als Brechstange verwenden konn te. Kurz darauf hebelte er das Vorhängeschloss auf und dessen ausgeglühte Einzelteile purzelten klirrend zu Boden.
Wortlos zerrte er Chola in Akälajaws Geheimgang, dann zog er den steinernen Deckel zu. Schnaufend sackte er auf der Treppe zusammen. Chola setzte sich zu ihm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sie weinte. Auch ihm kamen die Tränen, aber er kämpfte nicht mehr dagegen an – es war vorbei,
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