Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)
seinen Augen, die dabei zu kleinen Schlitzen wurden.
Wir setzten uns wieder an den Tisch, der Officer bestellte mir ein Bier, das sich wie Heilwasser in meinen Magen ergoss, und nötigte mich dann, ein paar Bissen von den Fajitas mit Huhn zu essen, bevor er mir zwei Pillen gab. Es musste irgendein ziemlich starkes Schmerzmittel sein, denn er bestand darauf, dass ich etwas im Bauch hatte, ehe ich die Tabletten nahm. In weniger als zehn Minuten war ich wieder unter den Lebenden.
»Als Brandon Leeman umgebracht wurde, habe ich dich für eine Zeugenaussage gesucht und damit du die Leiche identifizierst. Reine Formsache, wir wussten ja, wer das ist. Ein typisches Verbrechen im Drogenmilieu.«
»Weiß man, wer es war?«
»Wir können es uns denken, haben aber keine Beweise. Er hat elf Kugeln abbekommen, und die Schießerei müssen etliche Leute gehört haben, aber niemand redet mit der Polizei. Ich dachte, du wärst wieder bei deiner Familie, Laura. Wolltest du nicht an die Uni? Ich hätte nie gedacht, dass ich dich in diesem Zustand finde.«
»Ich habe Schiss gekriegt, Officer. Als ich hörte, dass sie ihn umgebracht haben, habe ich mich nicht zurück in die Wohnung getraut und mich versteckt. Meine Familie habe ich nicht erreicht und bin auf der Straße gelandet.«
»Und offensichtlich an der Nadel. Du brauchst …«
»Nein!«, fiel ich ihm ins Wort. »Ehrlich, es geht mir gut, Officer, ich brauche nichts. Ich fahre nach Hause, sie schicken mir Geld für den Bus.«
»Du bist mir ein paar Erklärungen schuldig, Laura. Dein angeblicher Onkel hieß nicht Brandon Leeman, und auch nicht so wie auf dem halben Dutzend gefälschter Ausweise, die wir bei ihm gefunden haben. Er wurde als Hank Trevor identifiziert, in Atlanta zu zwei Haftstrafen verurteilt.«
»Davon hat er nie was gesagt.«
»Hat er auch nie was über seinen Bruder Adam gesagt?«
»Den hat er vielleicht mal erwähnt, weiß ich nicht mehr.«
Der Officer bestellte noch Bier und erzählte mir dann, Adam Trevor sei einer der besten Geldfälscher der Welt. Mit fünfzehn hatte er in einer Druckerei in Chicago angefangen und gelernt, wie man mit Druckfarben und Papier umgeht, und später eine Technik entwickelt, mit der er Geldscheine so täuschend echt nachmachen konnte, dass sie weder durch Filzstifttest noch UV-Licht entdeckt würden. Er verkaufte seine Scheine für vierzig oder fünfzig Cent pro Dollar an Banden aus China, Indien oder vom Balkan, und die mischten sie mit echten Scheinen, ehe sie die Blüten in Umlauf brachten. Das Geschäft mit Falschgeld gehört zu den lukrativsten überhaupt und erfordert eine Menge Diskretion und Kaltblütigkeit.
»Brandon Leeman, oder vielmehr Hank Trevor, besaß weder das Talent noch den Grips seines Bruders, er war eine kleine Nummer. Gemeinsam war den beiden bloß die kriminelle Energie. Wozu sich krumm schuften, wenn man mit unsauberen Geschäften mehr Geld und mehr Spaß haben kann? Da ist doch was dran, meinst du nicht, Laura? Um ehrlich zu sein, bewundere ich Adam Trevor ein bisschen, er ist ein Künstler und hat außer der Regierung nie jemandem geschadet«, sagte Arana.
Die Grundregel beim Geldfälschen laute, das Geld nicht selbst auszugeben, sondern es so weit entfernt wie möglich zu verkaufen, ohne Spuren zu hinterlassen, die zum Hersteller oder zur Druckerei führen könnten. Adam Trevor habe diese Regel verletzt und seinem Bruder eine erhebliche Summe überlassen, gewiss mit der Anweisung, die Scheine zu verwahren, der aber habe damit angefangen, sie in Las Vegas auszugeben. An der Stelle betonte Arana, er sei jetzt seit fünfundzwanzig Jahren bei der Polizei und wisse sehr gut, womit Brandon Leeman sein Geld verdient habe und was meine Rolle dabei gewesen sei, er habe uns nur nichthochgenommen, weil Junkies wie wir nicht weiter ins Gewicht fielen; wenn sie jeden Süchtigen und jeden Dealer in Nevada einsperren wollten, hätten sie nicht genug Zellen. Aber als Leeman Falschgeld in Umlauf brachte, habe er versucht, in einer Liga zu spielen, die weit über seiner lag. Er sei nur deshalb nicht sofort festgenommen worden, weil man hoffte, über ihn an Adam Trevor zu kommen.
»Ich war seit Monaten an ihm dran in der Hoffnung, er führt mich zu seinem Bruder, du kannst dir vorstellen, wie es mich gewurmt hat, als er umgebracht wurde. Ich habe nach dir gesucht, weil du weißt, wo dein Freund das Geld von seinem Bruder hat und …«
»Er war nicht mein Freund!«, unterbrach ich ihn.
»Ist auch egal. Ich
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