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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aber hatte er wirklich? Einen Augenblick sah es so aus, als wäre er bereit, seinen Part wieder zu übernehmen, doch nur einen Augenblick – nicht länger als eine Sekunde.
    Er brüllte: »Nicht wagen? Ich soll nicht wagen?«
    »Raus!« Diesmal schrie Lidell. McCores Gegenwart schien er nicht länger zu bemerken. »Sofort!«
    »Charles, du Scheißhund, meine Kinder …«
    »Jetzt kommt er schon wieder damit – meine Kinder, meine Ki-inder …«
    Vielleicht war es Lidells Gesicht, eher wohl seine Worte, der Hohn in ihnen, die Art, wie er Antonios Aufschrei nachäffte. Antonio Rosario machte eine Drehung nach rechts, McCore wich vor ihm zurück, nicht vor dem Mann, vor dem, was in den dunklen Augen glühte. Krach unter den Chefs? Natürlich hätte er längst Lidells Büro verlassen müssen. Aber er sah sich nicht in der Lage dazu. Er blieb, wie von einer abwegigen Faszination gebannt, und später, als man McCore befragte, hatte er zwar mit den Dialogen Schwierigkeiten, doch an Rosarios Augen würde er sich immer erinnern, solange er lebte, genauso wie an die blitzschnelle Bewegung, mit der Rosario nach der schweren Bronzeplastik griff, die auf dem Rauchtisch vor dem Besuchersessel stand: ein Ikarus. Ein geflügelter, nackter, messingglänzender Mann. Im Betrieb nannten sie ihn ›Lidells little Oskar‹.
    Und nun hatte dieser Verrückte ›little Oskar‹ am Kopf, hob ihn wie eine Keule, machte dabei einen Satz auf Lidell zu, schwang ihn über Lidells Kopf. »Los! Du Hurenbock! Du miese Ratte! Los, ruf an! Du hast das doch alles auf dem Gewissen, du Dreckschwein. Los, sag' ich! Sonst …«
    Tatsächlich, Lidell griff zum Telefon, zog es zu sich heran, doch als er sich umdrehte, hielt er nicht nur den Hörer in der Hand, den hatte er in der linken, die rechte hielt eine schwarze Pistole.
    Es geschah alles gleichzeitig: Rosario, der den Oskar nicht etwa fallen ließ, sondern jetzt zuschlagen wollte – Lidell, der schoß. Nicht nur einmal schoß – zweimal, dreimal.
    McCores Trommelfelle sangen. Seine Glieder waren wie aus Eis.
    Rosario fiel um. Die Plastik kollerte in eine Ecke.
    Lidell legte die Pistole auf die Schreibtischplatte genau in die Mitte, nahm den Hörer wieder auf, lauschte mit gerunzelter Stirn, drückte die Gabel nieder, um das Freizeichen zu erhalten, und tippte eine Nummer.
    »Hier ist Charles Lidell. Lidell Aircraft Corporation, Bergson Street 204. Wir hatten … wir hatten hier einen Unfall im Betrieb. Wie? – Ja. Mit Todesfolge. Ich mußte einen Mann in Notwehr erschießen. Leider. – Okay. Danke.«
    Er legte wieder auf und sah McCore an. »Gehen Sie an Ihren Arbeitsplatz, McCore. Und halten Sie sich zur Verfügung. Die Polizei wird sofort eintreffen. Und übrigens, McCore, über diese Ringgeschichte – kein Wort! Klar? Er ist durchgedreht. Er ist verrückt geworden. Sie haben's ja selbst erlebt.«

28. September , Flugfläche 330-Luftstraße 1-324 , Atlanta-St. Louis , Ortszeit: 11 Uhr 10
    In einem strahlenden Morgenhimmel hielt die DC-10 ihren Kurs nach Nordwesten. Atlanta war überflogen, unter den Tragflächen schoben sich die Gipfel der Appalachen hoch.
    Bereits eineinhalb Stunden waren vergangen, seit sie in Miami abgehoben hatten. »Wir haben jetzt unsere Reisehöhe von dreiunddreißigtausend Fuß erreicht«, hatte sich der Kapitän über den Lautsprecher gemeldet.
    Dreiunddreißigtausend Fuß? Und die Städte winzige, helle Kleckse mit Spinnenfüßchen darum. Und die Flüsse nichts als blaue Striche. Dreiunddreißigtausend Fuß, dachte Tony, da kann er ja gleich zum Mond fliegen. Da unten wird's langweilig. Bleibt doch immer dasselbe …
    Gerade wollte er sich wieder die Hörmuscheln des Walkmans über die Ohren schieben, da sagte das nette Mädchen in der roten Uniform: »Gleich gibt's was zu futtern.« Essen an Bord war natürlich noch besser als Michael Jackson im Walkman.
    »Mami! Klapp den Tisch runter!«
    Aber sie hörte nicht. Sie sprach weiter mit dem Mann, der ihm den Fensterplatz überlassen hatte, so wie die ganze Zeit.
    »Hör doch, Mami!«
    Maria hob abwehrend die Hand und drehte sich Brückner zu: »Ich glaube, daß ich Sie nicht verstanden habe.«
    »Sie haben mich nach meinem Motiv gefragt, Maria. Also nach dem Grund, warum ich hier neben Ihnen sitze und so viele Fragen an Sie stelle.«
    »Sie haben gesagt …« Ihre Hand rieb nervös die Schläfe. Die verletzte Stelle hatte sie nicht mehr zugepudert, nun klebte ein Pflaster darauf. Sie starrte ihn aus ihren tiefen,

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