mayday mayday ... eastern wings 610
Zerrüttete Ehe, er bisexuell, Drogen, Trennung von den Kindern, etc. etc.
Feinstein hatte versucht, diese Angaben telefonisch zu verifizieren. Einiges war ihm dabei gelungen und schien Lidell zu bestätigen: psychisch angeschlagen; die Frau hatte sich von ihm getrennt. Na gut, aber das war noch lange kein Grund, mit einem schweren Ding von Bronzefigur auf den Chef loszugehen. Der andere wiederum, dieser Mechaniker? Conolly war überzeugt, daß er mehr wußte, als er zugab. Sein papageienhaftes »Es war, wie Mr. Lidell sagt … Ja, Mr. Lidell hat vollkommen recht« wirkte geradezu peinlich.
Staatsanwalt Feinstein nahm einen Notizzettel hoch, den ein uniformierter Beamter gerade gebracht und zunächst dem Chef der Mordkommission zugesteckt hatte.
»Gut, also im wesentlichen scheint zuzutreffen, was Sie zuvor ausgesagt haben, Mr. Lidell. Die Ehe von Rosario war vor Monaten schon zu Bruch gegangen. Er hatte sich in einen Bungalow verzogen, während die Familie in der Tamar Street geblieben ist. In diesem Bungalow soll er mit wechselnden Männern zusammengewesen sein. Auch das scheint laut der wenigen Zeugenaussagen von Nachbarn, die wir erreichen konnten, zu stimmen.«
Conollys Ungeduld wuchs. Lieber Gott, als ob es jetzt um die Strichjungen des Rosario ging! Wieso nimmt er ihn nicht in die Zange? Hätte Feinstein doch wenigstens einen Blick auf das Lidell-Material geworfen, das ich ihm vor der Sitzung zugeschoben habe.
Spencer stieß ihn leicht mit dem Knie an. »Howard?« flüsterte er. »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
Conolly nickte und erhob sich. »Verzeihung«, sagte er. »Ich bitte Sie, uns aus dienstlichen Gründen für ein paar Minuten zu entschuldigen.«
»Sie kommen doch zurück, Mr. Conolly?«
»Natürlich«, sagte Conolly. »Natürlich kommen wir zurück. Und ob!«
Auf dem Gang packte er eines seiner Eukalyptus-Chiclets aus und begann wütend darauf herumzukauen. »Mensch, was ist das bloß für eine Vernehmung? Wenn das so weitergeht, erzählt er uns noch, daß Rosario in einem Anfall von Eifersucht über ihn hergefallen ist. Oder aus Schwachsinn.«
Spencer zündete sich hastig eine Zigarette an. Feinstein hatte die Männer in seinem Büro mit Rauchverbot belegt. Er nahm einen tiefen Zug. »Schwachsinnig sind wir, daß wir uns das bisher haben bieten lassen. Die Sache stinkt bis oben.«
»Das riech' ich nicht nur, das weiß ich! Aber wieso kommen Sie jetzt erst drauf?«
»Weil ich mir mit diesem Mechaniker oder Werkmeister, oder was immer er ist, vorhin hier draußen am Automaten eine Tasse Kaffee geholt habe.«
»Und?«
»Wenn einer durcheinander ist, dann er. Ich hab's bei ihm auf die Kumpeltour versucht. Ich sagte zu ihm: ›Kommen Sie, McCore, bei dem Streit der beiden ging's um Ersatzteile, um Bogus-Parts …‹ Da fing er sofort an zu zittern und wurde ganz weiß. ›Hören Sie, Core‹, machte ich dann weiter, ›Sie sind verheiratet, Sie haben zwei Kinder, warum reden Sie bloß nicht? Wissen Sie, was für Sie auf dem Spiel steht? Wollen Sie denn wegen einem wie diesem Lidell in den Knast?‹ Ich schwör Ihnen, Howard, der bekam Tränen in die Augen. Nicht nur, weil er Schiß hat, sondern weil er völlig mit den Nerven runter ist.«
Conolly nickte. »Was sagte er?«
»Das ist es ja, zunächst dummes Zeug. Aber als ich ihm wieder vorhielt, daß Rosario wahrscheinlich triftige und reale Gründe hatte, auf Lidell loszugehen, sagte er plötzlich: ›Es ist wegen der Maschine.‹ Ich fragte ihn: ›Welche Maschine?‹ Und wissen Sie was er da brachte? ›Die Maschine, mit der Rosarios Frau und Kinder abgeflogen sind. Heute. Nach Sioux City.‹ Auch noch Sioux City!«
»Zum Teufel, Andy!« erregte sich Conolly. »Präsentieren Sie mir diese Information in einer präzisen, kurzen Aussage.«
»Gut, in drei Sätzen: Lidell hatte Falschteile an irgendeine Werft geliefert – den Namen wollte McCore nicht nennen. Rosario attackierte ihn daraufhin aus Angst um seine Kinder und wollte ein Startverbot für das Flugzeug erreichen.«
»Startverbot erreichen? Ist die Maschine in der Luft?«
»Genau damit rückte er nicht heraus. Das ist es doch. Zitterte herum, hielt aber seine Kiefer verschraubt. Er hat Angst, der Typ. Tierische Angst hat der.«
»So? Ach ja? Und wir hocken hier rum, um die Psyche des Mr. Rosario zu analysieren und zu erfahren, ob er's von hinten oder von vorne mochte?«
Howard Conolly riß die Tür des Vernehmungszimmers auf, achtete nicht auf den verblüfften
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