Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
dunklen Augen an. »Ihre Frau? Das sagten Sie doch? Sie sagten, daß Ihre Frau in diesem Flugzeug umgekommen ist? In diesem schrecklichen Feuer, von dem Sie erzählt haben? Daß sie – daß sie verbrannt ist …«
    Er antwortete nicht. Und auch die Art, wie sie ihn ansah, war schwer zu ertragen.
    »Es waren zwei Flugzeuge.« Die Antwort kam beinahe lehrerhaft, als müsse er irgend etwas berichtigen. Zwei Flugzeuge, dachte er und das eine war eine DC-10.
    »Sie war nicht meine Frau, Maria. Wir waren nicht verheiratet. Wir haben zusammengelebt.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle? Ihr habt euch geliebt.«
    Nein, er ertrug ihn nicht länger, ihren fragenden Blick. Er sah geradeaus – über all die Köpfe hinweg – und sprach trotzdem weiter: »Natürlich. Aber vielleicht spielt es doch eine Rolle. Wir haben zusammengelebt, ja, das stimmt, aber vielleicht war es eine Form von Zusammenleben, die sie nicht länger aushielt.«
    »Sie sind Pilot. Sie war also viel allein? Ist es das?«
    »Auch.« Er blickte an ihr vorbei, hinüber zu ihrer Tochter, diesem Mädchen, zu dem sie so zärtlich war und das ihr trotz seiner Jugend so sehr ähnelte.
    »Sie wollte so gerne ein Kind.«
    »Sie nicht? Ich weiß nicht, warum ich Sie dies alles frage, Paul. Es ist so schrecklich. Und für Sie belastend. Ich glaube, ich frage Sie nur, weil die ganze Situation verrückt ist. Bisher mußte ich das gleiche von Ihnen ertragen.«
    Er nickte.
    »Es ist furchtbar. Und daran zu denken, daß er auch damit zu tun hat.«
    »Wer?«
    Sie ging nicht auf die Frage ein. »Mein Vater hat immer gesagt: Das Böse, das richtig Böse, ist ein Kreis. Und wer da hineingerät, kommt nie mehr heraus.«
    »Meinen Sie Ihren Mann?«
    »Wen sonst?«
    Flugfläche dreihundertdreißig, dachte er. Miami-Atlanta-Saint Louis. Luftstraße 1-324, wenn du dich noch recht erinnerst. Und das Ende der Reise: »Der Kreis des Bösen, aus dem man nicht entrinnt.« Sie hatte ihm alles gesagt, was sie wußte. Und es war so viel gewesen, daß er aus Furcht, all die Fakten und Bilder würden ihm durcheinandergeraten, nicht mehr nachhaken wollte.
    Aus der Galley näherten sich leise die Servicewagen. Conchi hatte sich erhoben, umgedreht und beobachtete erwartungsvoll die Stewardessen, die mit der Essensverteilung begonnen hatten. So hübsch wie ihre Mutter, tatsächlich, und dazu haftete ihr der Zauber des Kindes an.
    »Es sind Mörder, Paul.«
    Über den Korridor hinweg griff Maria Rosario nach seinem Arm. Er spürte den Druck der Finger, harter, kräftiger Finger. »Mörder – ich hab' das immer geahnt. Und gewußt. Vielleicht habe ich es verdrängt, weil ich's nicht wissen wollte. Aber es ist so.«
    Er schwieg lange. Dann sagte er langsam: »Auch ich gebe mir die Schuld. Und – es gibt Stunden, da komme ich kaum damit zurecht.«
    Sie sah ihn nur an.
    »Sie wollte so sehr ein Kind. Aber dann …«
    »Ja?«
    »Dann«, sagte er leise, »dann trennte sie sich von mir, flog nach Mallorca und kam nicht mehr zurück.«
    In der Pilotenkanzel der DC-10 schaltete der Flugkapitän Tom Walker das Funkmikrofon ein. »Guten Morgen, Saint Louis!« Sie hatten den neuen Flugsicherungsbereich erreicht. Er gab die Flughöhe an und bat den Copiloten, auf einer der Wetterfrequenzen die neueste Lage einzuholen.
    Dann schob er sich die Sonnenblende zurecht, um seine Augen zu schützen, prüfte die Einstellung des Autopiloten und wandte den Kopf in Hal Terneys Richtung, der sich gerade eine seiner grauenhaften Zigarren leistete.
    »Eines sag' ich dir, Hal. Dieses Mal gibt's keine Entschuldigung. Ist ja nicht wegen mir. Von mir aus kannst du in Sioux rumtanzen, wo du willst, aber Joan wird einfach nicht länger akzeptieren, daß du ständig ihren verdammten Plumpudding verschmähst.«
    Terneys Eltern waren Briten. Da Walkers Frau Joan den Begriff ›British food‹ mit Plumpudding verband, hatte sie sich ein Kochbuch gekauft und in mühsamen Stunden und nach vielen gescheiterten Experimenten so etwas wie einen Plumpudding zusammengebracht. Daß Hal noch immer nicht gekommen war, um ihn zu kosten, war ein ständiges Thema bei den Walkers.
    »Ich schäme mich, Tom, du kennst mich doch. Mit einem Ignoranten wie mir ist nun mal schwer auszukommen. Aber dieses Mal, das versprech ich dir …«
    Terney unterbrach sich.
    Neben dem schmalen Arbeitsbord, das Terney als Ingenieur zustand, meldete sich ein Summer. Zur selben Zeit funkelte vor ihm ein Lämpchen auf. Jeder im Cockpit wußte, was das bedeutete:

Weitere Kostenlose Bücher