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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freigegeben für Landung auf Bahn 24-R. Ich mache Sie nochmals darauf aufmerksam, daß wir im Moment Sichtweiten unter achthundert Meter haben.«
    »Danke. Verstanden.«
    Die Controller der Flugsicherung da unten hatten ihm die Abstiegsschneise gebahnt. Daß in den höheren Sektoren des Luftraums noch immer Jetliners ihre Warteschleifen zogen und daß Son San Juán seinen hektischen Startbetrieb nur seinetwegen unterbrochen hatte, war Stutz aus dem Mithören des Funkverkehrs bekannt. Sie hatten nun mal nur die eine Bahn. Und um die ging's. Die anderen aber, die noch herumkurvten, hatten genug Kerosin in ihren Tanks.
    Er sah sich wieder bei der Aufsichtsratssitzung, damals vor zwei Monaten, als er sagte: »Meine Herren, für mich ist die Formel sehr einfach: geringere Treibstoffmengen gleich geringeres Gewicht gleich weniger Kosten …«
    Das stimmte.
    Mit der Einschränkung, daß es sich dabei um eine Schönwetterformel handelte. Er hatte einen Fehler gemacht, einen verdammt teuren Fehler dazu. Aber, dachte er, wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man …
    Nichts als grauer Waschküchendunst!
    Er stellte die Verbindung mit der Anflugkontrolle her: »Falcon Air 117.«
    »Falcon Air, Sie liegen genau auf der Anfluggrundlinie.«
    Na, also! Wenn er den Kopf leicht nach links nahm, sah er das Spiel der Querruder. Es würde ein ziemlich hartes ›Blopp‹ werden, wenn die Räder Bodenkontakt bekamen. Für besonders sensibles Landen ist der Computer bei böigem Wind nicht zu haben. Ein Glück, daß die Passagiere in ihrer Kabine nicht mitbekamen, wie das hier vorne aussah. Vielleicht bekämen sie Alpträume …
    Hundertdreißig Fuß nun. Hundertzwanzig. Hundertzehn. Hundert …
    Der Höhenmesser spulte seine Zahlen ab. Die Triebwerke schnurrten. Backbord lag die Autobahn. Jetzt flogen sie sicher über die Windmühlen von San Jordi. Er kannte beinahe jede einzelne – er sah keine, aber er sah die Schweißtropfen auf Gilbert Tassis' Stirn.
    ›Blip-Blipp‹, der Inner Marker! Er sandte sein Zeichen.
    Gleich würden sie über der Landebahn sein. Und da, jawohl, gelbe Lichter, Reihen gelber Lichter … Stutz hatte sich auf die Vorderkante seines Pilotensitzes vorgeschoben. Die Handflächen lagen leicht auf den Krümmungen des Steuerhorns, sein Körper fühlte jede Bewegung des Flugzeuges mit, die Augen versuchten die Mittellinie zu entdecken, ließen die Instrumente außer acht, der Jet schwebte in die Endanflugphase mit leicht erhobener Nase ein, und er mußte sich nach vorne beugen, um zu sehen.
    Er spürte, wie sich die MD-80 leicht nach Steuerbord legte. Noch immer? Wieso korrigierte der Computer nicht? Herrgott, was war mit ihm los?
    Und jetzt? Warnleuchten flammten auf …
    Stutz warf einen Blick auf die kleine, weiße Flugzeugsilhouette im Sichtfenster des künstlichen Horizonts. Exakt hatte sie sich entsprechend den Bewegungen der Maschine verhalten. Nun war sie erstarrt, erstarrt in einem Zehn-Grad-Winkel!
    Erloschen!
    Sie hing! Was sollte denn das?
    Und zur selben Zeit leuchtete wie ein bösartiges rotes Auge das OFF-Licht des Autopiloten auf.
    Ausgefallen?! Jetzt? Das gab's doch nicht. Das konnte es gar nicht geben.
    »Herr Stutz! … Die Autos! Beide OFF.«
    Tassis brüllte.
    Rechts und links huschten im Nebel Lichter vorbei.
    Höhe dreißig Fuß. Zehn Meter waren das …
    Die Landebahnbefeuerung … Walter Stutz warf sich nach vorn. Seine beiden Fäuste umklammerten das Steuerhorn. Der rechte Daumen drückte den roten Knopf, der die Automatik ausschaltete.
    »Vollschub, Gilbert!« brüllte er. »Mensch, gib Vollschub!«
    Doch die Turbinen der MD-80 konnten nicht mehr auf die Kommandoimpulse reagieren. Zu spät, alles war zu spät …
    Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Walter Stutz das weiße Band der Landebahnbegrenzung, erkannte Wasserlachen, erkannte Grasbüschel. Dann … Was war das?
    Was war diese mächtige, grausilberne, nasse Form, die vor ihm aufwuchs? Das war doch …!
    Er riß das Steuerhorn an sich, eine letzte, ebenso instinktive wie sinnlose Bewegung. Es gab ein metallisch singendes Geräusch, dann eine Art Glockenton, als das ausgefahrene Bugrad der MD-80 den Rumpf des Condor-Airbusses traf und dabei sofort abbrach. Durch die Gewalt des Aufpralls der beiden Maschinen wurde der um viele Tonnen schwerere Airbus zur Seite gedrückt und gleichzeitig um siebzig Grad nach Backbord gedreht, Fahrwerk und Flügel der MD-80 brachen, das Unterdeck der MD-80 drückte etwa in der Höhe der vorderen

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