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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abfinden können, daß Steuer und Pedale Geisterbewegungen ausführten, ohne daß er mit ihnen auch nur in Kontakt kam, daß die Turbinen aufheulten oder die Umdrehungszahl verminderten, ohne daß er es befahl.
    Der große Bruder Autopilot! Ein Computer, der dich zum Zuschauer verdammt.
    Aber bei dem Sauwetter dort draußen … Für Ibiza als Ausweichflugplatz brauchte er eine Tonne Treibstoff. Für Valencia sogar eineinhalb. Und die hatte er nicht. Was sollte er also sonst tun? Ohne das ILS hätten sie nie eine Chance zu landen. Das menschliche Auge mag noch so wunderbar gebaut sein, hier hilft es nicht weiter.
    Er warf einen erneuten Blick auf die Charts, seine Landekarten. Das Funkfeuer POS der Stadt Pollenca war überflogen, der Schwenk nach Muro und der zweite Bogen über Muro in die endgültige Anfluglinie vollzogen. Hier, da kam CST, Costix, der Outer Marker, der äußere Anflugpunkt, ja, da war das Zeichen: zwei gleichlange Töne. Stutz gab die Kommandos. »Klappen auf eins.«
    »Klappen auf eins«, erwiderte Tassis.
    »Klappen auf fünf.«
    »Klappen auf fünf«, kam die Bestätigung.
    »Klappen auf zehn.« Und dann anschließend: »Fahrwerk ausfahren.«
    »Fahrwerk ist ausgefahren«, meldete Tassis zurück.
    In einem Abstiegswinkel von drei Grad senkte sich die MD-80 dem Inner Marker entgegen …
    »Landescheinwerfer, bitte …«
    Ein starkes Gleißen brach aus den Fahrwerkscheinwerfern, aber die gebündelten Halogenstrahlen erloschen nach wenigen Metern im Dunst. Das Schütteln der Turbulenzen hatte nachgelassen. Rechts von Kapitän Stutz, auf der Mittelkonsole, befand sich das Sichtfenster des Instrumentenwarnsystems. Alles schien in bester Ordnung …
    Nicht für die Stewardeß Lucette Bühler.
    Auch in der musikdurchrieselten, von angenehm gefiltertem Licht erhellten Kabine war der steile Abstieg spürbar, mit dem das Flugzeug die Landung einleitete. Die Fasten-your-seatbelt-Zeichen leuchteten. Das taten sie bereits seit über einer halben Stunde.
    Lucette hatte sich gerade in der letzten Sitzreihe zur Landung festgeschnallt, als sich drei Reihen vor ihr ein junger, schlaksiger Mann aus seinem Sitz hochschob. Er war blond, fast weißblond und hatte ein schweißbedecktes, knochiges Gesicht. Er trug ein blau-weiß kariertes Flanellhemd. Offensichtlich gehörte er zu diesem Bergverein.
    »Ruedi, willst aussteig'n?«
    Schallendes Gelächter.
    Er reagierte nicht. Unbeirrt schob er sich in Richtung Toilette. Auch Lucette stand auf.
    »Bitte, wir sind ja gleich da. Schnallen Sie sich wieder an!«
    Es waren nicht die Schweißperlen auf der Stirn, auch nicht die Hand, die er gegen den Leib drückte, es waren die Augen, die ihr sagten, daß er sich in Panik befand.
    »Muß das denn sein?«
    Der Junge nickte. »Ich halt's im Sitz nicht aus.«
    In psychologischen Krisen wenig Anordnungen erteilen, die Gespräche mit einfühlsamen Fragen beginnen … Lucettes mütterliches Lächeln verbreiterte sich zu einem Strahlen. »Wir sind gleich unten. Ein bißchen Angst, nicht?«
    Der Junge nickte.
    »Der erste Flug?«
    Wieder ein Nicken.
    »Kommen Sie! Bei mir ist ein zweiter Platz frei. Setzen Sie sich neben mich.«
    Sie griff nach seiner Hand. Sie war schweißnaß. Er sprach keinen Ton. Er setzte sich neben sie und ließ sich anschnallen wie ein Kind.
    Als eine der Turbulenzen die MD-80 seitlich traf, zuerst die rechte Tragfläche wie mit einer Faust hochschob und sie dann fallen ließ, reagierte das elektronische Kommandozentrum im Autopiloten sofort mit dem Spiel Leitwerk und Flächenklappen. Der Junge gab einen leisen, erschrockenen Ton von sich. Lucette legte die Hand auf die seine.
    »Meinst du, ich würde da mitfliegen, wenn was passieren könnte?« sagte sie lächelnd.
    Im Cockpit hatte Kapitän Stutz die Augen zu schmalen Schlitzen verengt; sein Blick versuchte, das Wettergebräu draußen zu durchdringen. Der ILS-Leitstrahl und die Höhenradar-Informationen des Autopiloten führten nun die Maschine.
    Die Zahlen flossen vorüber: 800 … 600 …
    Zu sehen war noch immer nichts. »Wolkenuntergrenze dreihundert Fuß«, war die letzte Meldung. »Wind zwischen zwölf und achtzehn Knoten aus wechselnder Richtung, vornehmlich aus Nordwest. Sichtbedingungen erschwert. Geschätzte Sicht jetzt dreihundert Meter.«
    Nach seiner Schätzung lagen dort unten die Wälder zwischen Lluchmajor und Algaida. Wieder korrigierten die Turbinen, spielten die Klappen dort draußen an den Flächen.
    Im Hörer knackte es. »Falcon Air.

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