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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Galley die Airbus-Zelle ein, wurde jedoch von der gewaltigen Schubkraft der Geschwindigkeit weitergetragen. Ihr Heck wurde von der zerbeulten Airbus-Ruine weggerissen, die Nase bohrte sich schräg in den nassen Rasen neben dem Betonstreifen der Landebahn.
    Copilot Gilbert Tassis war sofort tot. Er hatte sich das Genick gebrochen.
    Kapitän Walter Stutz lebte noch. Der Sitz war aus seiner Halterung gerissen und nach oben zum Deckeninstrumentenpanel geschoben. Aus seiner Kopfwunde lief Blut. Es verklebte ihm die Augen. Blut füllte auch seinen Mund. Er spürte den süßlichen Geschmack, als er es auszuspucken versuchte, aber er spürte keinerlei Schmerz. Einer seiner Lendenwirbel war gebrochen. Er führte die Hand an die Augen, um dort das Blut wegzuwischen. Hinter sich, aus der Kabine, glaubte er, Schreie zu vernehmen. Vielleicht gab es diese Schreie nur in seinem Kopf? Er hatte jetzt die Lider offen. Doch da war nichts als Dunkelheit. Nur links unten, etwas entfernt, züngelten Flammen.
    Eines dieser Feuernester vergrößerte sich, um sich jäh in einen großen grellweißen Stern zu verwandeln.
    Bei der Explosion, die beide Maschinen in einem einzigen, riesigen Feuerball umschlang und vernichtete, ließen zweihunderteinundsechzig Menschen ihr Leben.
    Unter ihnen auch Anja Baumann und Iris Seifert …

17. September , Dos Marias, Texas, USA , Ortszeit: 4 Uhr 50
    Der Mond warf zwei transparente, breite blaue Streifen durch die gewölbten Fenster des Wohnmobils. In der Ecke neben dem eingebauten Radiogerät glimmten die Zahlen der Uhr: fünf Uhr dreißig. Er vernahm ihren leisen, regelmäßigen Atem.
    Sachte, mit geradezu überirdischer Vorsicht löste Paul Brückner ihre Hand, die sich beim Einschlafen in sein Haar geschoben hatte. Er rollte sich zur Seite, holte tief Atem und lächelte: Adlerkrallen? Es gab also tatsächlich Mädchen, die Adlerkrallen um den Hals trugen. Und gleich drei. Wenn ihr Großvater und ihr Vater Häuptlinge der Komantschen waren, dann war Elena wohl so etwas wie eine Indianerprinzessin …
    Nackt, wie er war, warf er sich in einen der Drehsessel. Auf der breiten Fläche des Klappbetts kroch ihr Arm suchend über das Leintuch. Der bläuliche Schimmer fing sich in den langen schwarzen Haaren.
    Er lächelte. In ihm waren Wärme und Zärtlichkeit: Elena …
    In all den Jahren, in denen Paul nun Amerika anflog, in allen Ruhepausen zwischen den Flügen, den erzwungenen technischen Aufenthalten, den Aufträgen der LH-Basis und den Kurzurlauben, die er in den USA verbracht hatte, war es das erste Mal, daß er Texas mit einem Auto befuhr. Und im Grunde wußte er noch immer nicht so recht, wie es eigentlich dazu gekommen war. Eine Elena Turner mußte ihn ins Indianerland führen. Dabei kannte er sie nur, wie man sich in diesem Geschäft so kennt: Begegnungen in irgendeiner Pilotenlounge oder einer Hotelbar, sie die United-Stewardeß, er der Lufthansa-Kapitän. Und dabei hatte er sie stets für eine Eurasierin gehalten. Wie auch nicht? Die breiten Backenknochen, der schwingende schwarze Haarzopf, die grünen Augen, die bemerkenswerten Beine, die natürlich besonders. Mehr als ein »Hi« oder »Hallo« war nie daraus geworden. Warum auch?
    Gestern aber, als sie neben ihm an der Bar dieses Flughafenrestaurants im internationalen Airport Houston aufgetaucht war, so unversehens und plötzlich, als habe sie sich aus Luft materialisiert, genauso hinreißend anzusehen wie eh und je, war es etwas anderes, sogar etwas grundsätzlich anderes: Nachdem alles mit Anja ein Ende genommen hatte, nach all den schlaflosen Stunden, die so schön ›Trennungsarbeit‹ genannt werden, hatte Paul Brückner beschlossen, endlich wieder nett zu sich zu sein. Und nett – hieß das nicht offen für andere? Auch für andere Damen. Ein Pflaster braucht jeder …
    »Was treiben Sie denn hier?« erkundigte sie sich lächelnd.
    »Und Sie?«
    »Das frage ich mich die ganze Zeit.«
    Es stellte sich heraus, daß Elena Turner nach einem Flug von Boston gewaltigen Hunger hatte und daß sie als Stewardeß bei United nicht etwa aus Liebe zur Fliegerei angeheuert hatte, sondern weil ihr nichts anderes eingefallen war, um aus Houston wegzukommen. Und daß sie schließlich beileibe keine Eurasierin war, sondern Indianerhalbblut. Die grünen Augen, die langen Beine schrieb sie ihrer irischen Mutter zu. »Und mit der hatte mein Daddy nun wirklich Probleme. Er ist nämlich seriös, was man von ihr nicht sagen konnte …« Und was ihn, Paul,

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