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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eingeätzt. Er versuchte sich hochzustemmen. Es gelang nicht. Das Feuer war stärker. Vielleicht existierte es nur in irgendeiner Kammer seines Bewußtseins, die er nicht kannte. Vielleicht war es gar kein Feuer. Vielleicht war es in ihm selbst …
    Nie hatte er Ähnliches erlebt. Merkwürdige Geschichten kannte er genug. Auch von anderen Piloten. Doch nie, nie hatte er ein derartig starkes Gefühl von Panik, Angst, Untergang empfunden.
    Die Nerven? Deine Hände zittern. Adrenalinkoller. Du bist tatsächlich im Begriff, an diesem Geisterplatz der Komantschen durchzudrehen.
    Er spannte die Muskeln an. Diesmal kam er hoch. Er preßte die Handflächen gegen den Stein, öffnete weit die Augen und blickte über das dunkle Land zum Horizont. Ein rosa Schein wuchs dort auf. Der Morgen? Nein, das sah wieder aus wie Feuer – das war nicht die Sonne …
    Das Licht erlosch.
    Paul Brückner rieb sich die Augen. Reiß dich zusammen, Herrgott noch mal! Seine Hilflosigkeit, der dunkle, rasche Schlag, der seine Ohren füllte, dieser elende, unbegreifliche, verdammte Zauber machte ihn wütend.
    Er ging zum Feuer und kauerte sich nieder. Nichts als eine Kinderhandvoll Glut. Er warf alle Steine, die er finden konnte, darauf und schob mit einem halbverkohlten Aststück Erde und Asche nach.
    Die Glut erlosch. Es war dunkel. Na also!
    Irgendwo flüsterte der Wind in einem Ast. Auch das war durchaus in Ordnung. Zum Teufel mit allen Komantschen-Geistern! Elena? Sie war schuld. Hatte sie nicht gestern nach dem Essen noch einen Joint gedreht? Und du Idiot, nur um dich nicht zu blamieren, hast dir ein paar Züge reingezogen, obwohl du das Marihuanazeug doch wirklich nicht gewöhnt bist.
    Als er das Wort Marihuana dachte, sprang ihn die Erkenntnis an: Es ist etwas geschehen! Irgend etwas Ungeheuerliches ist passiert. Und was du gesehen hast, das war nichts als ein Zeichen. Doch was? Etwas mit Feuer hat es zu tun, mit Feuerarmen, mit einem – ja – siegreichen Feuer …
    Er schüttelte den Kopf, als könne er, was auf ihn einstürmte, loswerden. Geister hin oder her, in ein paar Stunden hatten sie Dos Marias hinter sich und alles war vergessen. Was machst du dich verrückt?
    Erzähl es Elena, vielleicht weiß die irgendeinen Schamanenreim darauf.

17. September , Texas Highway 290 , Ortszeit: 8 Uhr
    Am Morgen sprach er nicht über das Feuer. Er wollte es vergessen. Außerdem – lächerlich machen wollte er sich auch nicht.
    Als sie weiterfuhren, setzte sich Elena wieder ans Steuer. Brückner war ihr dankbar. Er blickte hinaus: Blumen! Gelbleuchtende Blumen. Auch die Stengel waren gelb, die Blätter grau, aber es waren Blumen. Und sie blühten, statt schlappzumachen.
    Alles, was er sah, versuchte er sich jetzt einzuprägen. Nicht, weil er sich dafür interessierte, es schien ihm die beste Art, sich abzulenken.
    »Sieh mal!« Elena hob den Arm.
    Ein blau-weißes Mobilzeichen erhob sich vor der frühgoldenen Vormittagssonne.
    »Dein Frühstück!« sagte sie. »Tanken sollten wir auch.«
    »Eier mit Speck?«
    »Für dich«, erklärte sie lächelnd.
    »Birdsbone«, las er. Und darunter: »2 Meilen.«
    Birdsbone – Vogelknochen? Wieso eigentlich Vogelknochen?
    »Sag mal …«
    »Ja?«
    Sie wandte ihm die grünen Augen zu. »Dir geht's wohl nicht so gut?«
    »Wieso?«
    »Weil die Worte ›Eier mit Speck‹ die ersten Worte sind, die du seit einer Stunde zustande gebracht hast. Und willst du noch was wissen? Du machst mir nicht den Eindruck, als wärst du unheimlich scharf auf Eier mit Speck.«
    »Ich habe schlecht geträumt. Und dann bin ich einmal aus dem Wagen gekrochen, und danach wollte es mit dem Schlafen überhaupt nicht mehr klappen.«
    Er zögerte, schwieg dann doch, was sollte er ihr erklären? Hat nachher noch Zeit, dachte er. Wenn wir weiterfahren. Aber wie soll sie dich begreifen?
    Er griff nach ihrer Hand, zog sie vom Steuer weg und küßte sie zärtlich.
    »So ist's schon besser.«
    Sie steuerte ihr Colorado-Ungetüm vom Highway herunter in die Tankstellenzufahrt hinein. Die schweren Blockreifen surrten. Die Straße war ziemlich eng, trotzdem wagte sie einen neuen Blick zu ihm. »Was ist bloß los mit dir?«
    »Das hast du jetzt schon das dritte Mal gefragt. Ein bißchen Komantschenzauber, Elena. Auf deinem Geistertanzplatz dort oben.«
    »Meinem Geistertanzplatz? Ich öffne dir das Herz meines Volkes – und du machst blöde Witze.«
    Ich mache keine Witze … Doch das sagte er nicht. Er lächelte. »Jetzt tanken wir erst mal auf,

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