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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freundin handelte.
    Er hatte sie nur angestarrt. »Freundin? Freundin oder Frau? – Wo liegt schon der Unterschied?«
    Er hatte nicht weitergesprochen. Und sie wollte nicht mehr wissen.
    »Paul?«
    »Ja.«
    »Jetzt ist die Verbindung gut. Wo steckst du eigentlich?«
    »Irgendwo bei Houston.«
    In der fernen Personalabteilung in Frankfurt war Flugkapitän Nick Herbert Leiter der Crew-Einsatz-Planung IV und außerdem einer der engsten Freunde, die Brückner in der Verwaltung besaß.
    »Ich hab' gedacht, daß du anrufen würdest, Paul.«
    »Ja«, sagte Brückner.
    »Es ist schrecklich. Nicht nur für dich.«
    Er versuchte zu schlucken. Es gelang ihm nicht. Sein Mund war zu trocken. Es war ja nur der Rest einer aberwitzigen Hoffnung gewesen, der ihn veranlaßt hatte, Nick anzurufen: die Hoffnung, Anja könne aus irgendwelchen Gründen auf Mallorca geblieben sein …
    »Ihr Name ist also auf der Liste?«
    Wieder dieses verdammte Schweigen. Warum hängst du nicht auf? Weil dein Arm wie gelähmt ist.
    In Frankfurt hatte Nick gleich Dienstschluß, er würde nach Hause fahren, zu Christa, seiner Frau, zu den beiden Zwillingen.
    »Paul? Bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Paul, du weißt, in solchen Situationen kann man so wenig sagen. Da ist's so verdammt schwer, dem anderen zu helfen …«
    »Ich bin schon okay.«
    »Wann kommst du zurück?«
    »Weiß nicht. So schnell wie irgendwie möglich. Ich muß bei Texas-Instruments noch die Reports holen.«
    »Laß mich über Fax deine Ankunft wissen. Ich hol' dich dann ab.«
    »Brauchst du doch nicht, Nick. Danke. Und …«
    »Ja, Paul?«
    »Und sag Christa und den Zwillingen einen Gruß.«
    Er legte auf. Er schwitzte. Seine Augen brannten. Es war nicht allein die Luft in der Telefonzelle.
    Anja … Er versuchte sich vorzustellen, wie sie starb. Er versuchte es die ganze Zeit schon. Es gelang nicht. Und er war froh darum. Er tupfte sich mit dem Taschentuch Gesicht und Augen trocken und ging zum Wagen zurück.
    Bis Houston benötigten sie sechs Stunden. Das war etwas über die Hälfte der gestrigen Fahrzeit. Elena blieb am Steuer. Sie stellte keine Fragen, und seine Erklärungen zu Anja blieben bei wenigen vagen Worten. Sie klangen hilflos, nein, hölzern. Wie sollte er ihr etwas begreiflich machen, das er selbst nicht verstand?
    Vor dem Hoteleingang hielt sie ihn lange fest und sah ihm in die Augen. Er ertrug den Blick nicht. Sie strich ihm flüchtig übers Haar. Dann wandte sie sich um und ging zu ihrem Wohnmobil.
    Er blickte ihm nach, bis es verschwunden war …
    Der Lufthansa-Flug 357 verließ Houston um neunzehn Uhr. Morgen um sechzehn Uhr fünf würde er in Frankfurt sein. Falls der Jumbo ausgebucht war, konnte er immer noch im Cockpit Platz nehmen. Er rief die Lufthansa-Niederlassung an. »No problem.« – Man wies ihm einen Flug in der Business-Klasse zu. Ein zweiter Anruf galt der Testabteilung von ›Texas Instruments‹. Wann er fliegen würde? Er sagte es.
    »Gut. Dann kommen Sie doch bitte um achtzehn Uhr dreißig in die Piloten-Lounge des internationalen Flughafens. Dort wird Sie ein Bote mit unserem Material erwarten.«
    Sie gaben sich Mühe.
    Die Business-Klasse verdiente ihren Namen. In der 747 wimmelte es von Geschäftsleuten. Männer, die ihre Niederlassungen besuchten oder sich selbst seit Jahren schon niedergelassen hatten. Siegreiche Laune herrschte. In Brückners Reihe hatte eine ganze Konzernriege Platz genommen. Rotwein und Sekt wurden gleich nach dem Start geordert. »Prost! Hat ja wieder mal hingehauen!«
    Der stumme, versteinerte Mann, der dazwischen saß, paßte nicht ins Bild.
    Paul konnte nicht schlafen. Wie auch? Die Pest – solche Karrierefritzen! Er stand auf, verzog sich ins Cockpit, in diese Insel von Ruhe und sachlicher Arbeit.
    Den Platz des Flugzeugführers hatte Walter Scheidt, einer der jüngsten Piloten, die die Erlaubnis besaßen, den Riesenvogel zu fliegen. Scheidt hob die Hand und lächelte ihm zu. Brückner gehörte zu jenen Kapitänen, die von der Gesellschaft ins Trainingszentrum abberufen wurden, um dort den Nachwuchs mit Hilfe eines Flugsimulators und eines originalgetreuen Jumbocockpits auf die Eigenheiten der großen Maschine vorzubereiten. Auch wegen seines Dienstalters und seiner verschiedenen Aufgaben zählte er im tausendköpfigen Corps der Lufthansapiloten zu den bekannten Figuren. Sie grüßten im Cockpit. Sie lächelten freundlich – und hatten alle ganz schnell furchtbar viel zu tun. Keiner, der ein Wort über die

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