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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Elena. Dann sieht man weiter.«
    Es war die Bar neben der Tankstelle, die den komischen Namen ›Birdsbone‹ trug. Und irgendwie nach Vogelknochen sah sie auch aus. Die Wände waren weiß gestrichen, doch die Sonne hatte an vielen Stellen das Braun der Backsteine wieder herausgebrannt. Auf der einen Seite waren die Fensterrahmen blau, auf der anderen grün. Rot wiederum waren die Fliegenvorhänge. Gelbe Plastikmülleimer standen links und rechts des Eingangs. Das Dach aber war aus grauem Zement.
    »Ich bestell' schon mal unseren Speck.«
    Elena stieg aus und ging auf das Café Birdsbone zu.
    Brückner winkte dem mageren mexikanischen Jungen, der ihn, die Hände in den struppigen Haaren vergraben, vom Tankstelleneingang her anstarrte. Er ließ sich den Tank des Wohnmobils füllen, gab, wie immer in solchen Situationen, ein viel zu großes Trinkgeld und ging dann langsam auf den Eingang zu.
    In einem dieser Ramschläden am Highway, die von Magazinen, Bierdosen, Smith-&-Wesson-Colts bis zum Hundefutter alles führten, hatte er sich ein Paar Cowboystiefel gekauft. Original Texas-Boots. Fehlt nur der Colt, dachte er. Und daß du die Hüfte schwingst wie John Wayne.
    An der Bar des ›Birdsbone‹ hockten ein halbes Dutzend Männer. Sie drehten ihm die Gesichter zu.
    Brückner hob grüßend die Hand. Keine Reaktion.
    Elena saß in einer Ecke und winkte. An die Wand über ihr war eine Schlangenhaut genagelt. Sie war nicht die einzige. Es gab noch gut ein Dutzend Schlangenhäute an den Wänden. Ferner gab's einen ausgestopften Luchs zu bewundern und einen präparierten Hirschkopf. Beide reichlich staubig. Der Boden war aus Zedernbrettern und mit Sägemehl bestreut.
    »Filmreif!« Brückner rückte sich einen Stuhl zurecht. »Alles, was recht ist. Wie ist das, haben sie dich auch so angestiert?«
    »Die stieren nicht. Die warten darauf, daß du sie grüßt.«
    »Ah, so …«
    »Ja. Und dann antworten sie nicht, um dir zu zeigen, daß du ein Fremder bist und damit keinen Anspruch darauf hast, gegrüßt zu werden.«
    »Aha«, sagte er, »und jetzt überlegen sie sich wohl, zu welcher Sorte von Fremden ich gehöre. Einer, der einfach mit 'ner Halbkomantschin in ihr schickes ›Bone‹ reinlatscht.«
    Ihre Augen schimmerten, und eine Flechte schwarzen Haars fiel ihr ins Gesicht. Sie war hübsch, sie war wirklich verdammt schön, wenn sie lächelte.
    »Na?« sagte eine Stimme. »Was soll's denn so sein an einem Morgen wie diesem?«
    Wenigstens die Kellnerin war nicht darauf versessen, den Mund zu halten. Sie war ein gewaltiges Weib, gut einsachtzig, mit Schultern wie ein Preisringer und Kurven, die in den schrägen Strahlen der Morgensonne Hügelschatten warfen. In ihrem blondgefärbten Haar steckte zu allem noch eine rot-weiß gepunktete Kinderschleife.
    »Aber ich sagte doch, Eier und Speck …«
    »Das ist es ja. Was könnte es denn sonst sein?«
    »Wieso?«
    »Wieso? Waren mal wieder die verdammten Trucker! Langsam sind die an allem schuld, find' ich. Da war ein ganzer Haufen da, kurz bevor ihr kamt. Und die haben meinen Bacon weggefressen. Also Speck mit Ei geht nicht. Der Lieferant kommt in 'ner Stunde. Aber ich hätt' ein paar frisch gegrillte Hähnchen. Wie wär's denn damit?«
    Grillhähnchen am Morgen? Auch noch! Sehnsüchtig sah er einen Teller Cornflakes mit Milch vor sich, aber das konnte er sich hier wohl nicht leisten. »Bringen Sie einfach, was Sie haben. Vielleicht …«
    Er unterbrach sich, als sich im Fernseher die laute Stimme des Nachrichtensprechers meldete. Auf dem Schirm, der direkt unter dem ausgestopften Hirschkopf stand, leuchtete das Bild auf. Es ging um irgendeinen Dammbruch in Mississippi. Die Kellnerin mit der Kinderschleife kam mit dem Besteck und der Zuckerdose.
    »Und jetzt Nachrichten aus dem Ausland«, kündigte der Sprecher an, worauf Brückner den Stuhl herumrückte. Das Gerät stand in einem schrägen Winkel zu ihm. Was er nun sah, ließ ihn sich erheben, sehr langsam, so als würde er an Fäden gezogen.
    Er stand erstarrt.
    Da war die Sprecherstimme, da waren Worte – sein Bewußtsein nahm sie nicht auf. Sie versickerten im Nirgendwo. Er hatte viele solche Bilder gesehen. Er kannte sie von Videoaufnahmen, Fernsehreportagen wie dieser hier, von Lehrfilmen. Er kannte auch die Wirklichkeit. Die Bilder ähnelten sich stets. Aber es gab eine Trennscheide zwischen Flugzeugkatastrophen, die Geschichte geworden waren, und den anderen, die dem Jetzt, die der Gegenwart angehörten.
    »Nein!« hörte

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