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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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klare, präzise Gefühl von Anjas Gegenwart.
    »Die Wahrheit«, wiederholte Brückner langsam, »und es geht jetzt nicht um Treibstoffverbrauch, es geht auch nicht um die Besonderheiten des Kapitän Stutz. Es geht um die beiden Autopiloten.«
    Faber starrte noch immer. Er zweifelte, ob er überhaupt verstand, was er da sagte. Brückner griff zur Whiskyflasche und schenkte nochmals ein. Diesmal verzichtete er auf das Mineralwasser.
    »Für die Autopiloten sind Sie als technischer Direktor ja schließlich zuständig gewesen. Oder täusche ich mich?«
    Faber schüttelte stumm den Kopf. Seine Stimme kam von weit, weit her: »Ihre Frau?«
    »Wir reden jetzt nicht von ihr. Und wir reden auch nicht von Gefühlen. Trinken Sie!«
    Er trank.
    »Die Autopiloten, Faber?«
    »Es ist noch immer nicht erwiesen –«
    »Reden Sie keinen Quatsch! Sie haben doch gesagt, die waren neu. Von wo kamen sie?«
    »Was soll das heißen, von wo kamen sie? Vom Hersteller natürlich. Aus Long Beach.«
    Long Beach bei Los Angeles war der Sitz der McDonnell-Douglas Corporation …
    »Wann wurden sie eingebaut?«
    Er massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Vor acht Monaten – oder so.«
    »Wo? Von wem?«
    »Das wissen Sie doch. Oder hat Stauder Ihnen das nicht gesagt? Unsere Werft- und Wartungsarbeiten besorgt die Crossair.«
    »Und die Crossair ist eine Swissair-Tochter. Und die Swissair hat mindestens den gleichen technischen Standard wie die Lufthansa – das wollen Sie doch sagen?«
    Er schloß die Augen. »Ich? Ich will überhaupt nichts sagen.«
    Er hat recht, dachte Brückner, ich rede zuviel. Außerdem war klar: Faber war an seine Grenze gestoßen. Er konnte nicht mehr. Doch dabei durfte er es nicht belassen. Es gab noch zuviel zu erledigen.
    »Passen Sie auf, Faber! Mir ist klar, daß ich Ihnen einiges zumute. Glauben Sie mir eines: Ich werde diesen Raum trotzdem nicht verlassen, ehe Sie erzählt haben, was ich brauche.«
    Wieder kam der Kopf hoch. Und wieder sah er Brückner nur an. Wieder zitterte der Mund.
    »Wie heißt der zuständige Werft-Chef bei der Crossair? Mit dem arbeiten Sie ja schließlich eng zusammen. Wie heißt der!«
    »Baumann«, keuchte Faber, »Reto Baumann. Warum?«
    »Weil Sie den jetzt anrufen, Herr Faber. Sie werden ihn anrufen und ihm sagen, daß Ihr Freund, der Flugkapitän Paul Brückner, morgen bei ihm in – wo ist die Werft, in Basel, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »… in Basel erscheinen wird. Sie werden ihm sagen, daß ich zur Untersuchungskommission gehöre und Sie mich autorisiert haben, alles anzusehen, was ich will, und mit allen Leuten zu sprechen, die etwas mit dieser Autopilot-Geschichte zu tun haben könnten.«
    »Sie sind ja verrückt!«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich sogar, das ändert aber nichts daran, daß Sie jetzt meiner Bitte entsprechen werden.«
    »Ich kann das doch nicht, ohne mit der Geschäftsleitung …«
    »Oh doch! Sie können. Natürlich können Sie! Kommen Sie!«
    Faber sah Brückner hilflos an.
    Brückner erwiderte den Blick. Lange, sehr lange.
    Dann sagte er: »Faber! Das geht mir alles viel zu langsam. Ich kann vielleicht begreifen, daß Sie Whisky reinschütten, um zu vergessen. Aber der hilft nicht. Und was die anderen da drüben am Flugplatz angeht, die sich noch immer mit ihrem Flugschreiberstreifen und ihren Wind- und Sichtverhältnissen herumstreiten – die bringen auch nichts. Ich will wissen, was wirklich passiert ist! Und Sie werden mich dabei unterstützen. Denn ich spreche jetzt nicht nur für einen Menschen, den ich sehr, sehr geliebt habe, ich spreche für all die anderen – für zweihunderteinundsechzig Tote, Faber!«
    Er versuchte Brückners Blick standzuhalten. Und es war, als habe sich etwas wie ein Schleier, ein milchiger Glanz über seine Augen gelegt.
    Der kippt dir hoffentlich nicht weg, dachte Brückner.
    Nein, er stand auf, ziemlich mühsam, aber er ging, ging ins Zimmer zurück, auf das Telefon zu, das auf dem Nachttisch neben der Whiskyflasche stand. Brückner hörte ihn sprechen. Er blieb auf der Terrasse. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, daß er Fabers Worte kontrollierte. Faber würde schon sagen, was er von ihm verlangt hatte. Das wußte er jetzt.
    Als er zurückkam, hielt er ein Notizbuch und einen Kugelschreiber in der Hand.
    »Der Mann heißt, wie gesagt, Baumann. Reto Baumann. Er ist meist draußen auf der Werft. Aber er hat auch ein Büro in der Verwaltung. Ich habe Ihnen beide Nummern aufgeschrieben. Und meine in Klammern dazu.

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